Berlin Potsdamer Platz

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2013
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  • Gmeiner, 2013, Titel: 'Berlin Potsdamer Platz', Originalausgabe
Berlin Potsdamer Platz
Berlin Potsdamer Platz
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Jörg Kijanski
751001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2013

Ein Wiedersehen mit alten Bekannten

Kurzgefasst:

Berlin, Juni 1934: Gerüchte über einen Putsch der SA zirkulieren in der Stadt, der Konflikt zwischen Hitler und Röhm steuert auf einen Höhepunkt zu. Als sich der Anwalt Eugen Goltz mit dem SS-Mann Zerner trifft, der geheime Hintergrundinformationen verkaufen will, geraten die Männer in die Fänge eines SA-Todeskommandos. Mantiss, der Anführer des Kommandos, übt grausame Rache an Zerner. Goltz überlebt und fasst den Entschluss, seinen mächtigen Widersacher Mantiss unschädlich zu machen.

 

1934: Die einflussreiche Fabrikantenwitwe Henny von Tryska beauftragt Rechtsanwalt Eugen Goltz, sich mit dem angehenden SS-Mann Gerrit Zerner zu treffen, um von diesem wichtige Unterlagen entgegen zu nehmen. Doch das Treffen wird verraten und so geraten beide an ein SA-Kommando unter Führung von Rudolf Mantiss. Mantiss ist nicht nur Anführer einer okkulten Geheimloge, sondern auch der Schwager von Goltz, der diesem Umstand schon zum wiederholten Male sein Leben zu verdanken hat. So auch dieses Mal, als Mantiss den jungen Zerner kurzerhand als Verräter hinrichten lässt.

Goltz ist tief bedrückt von dem grausigen Vorfall und überlegt, wie er seinen Schwager endgültig unschädlich machen kann. Eine angeblich kursierende "Todesliste" könnte eine wichtige Hilfe bieten, doch Zerners Freundin Violet bestreitet, etwas von deren Existenz zu wissen. Von Tryska, die eine Rechnung mit Mantiss und dessen engstem Vertrauten, dem Bankier Philipp Arnheim, offen hat, beauftragt Goltz mit der Suche nach besagter Liste. Bei seinen Recherchen stößt Goltz mehr und mehr auf die Hintergründe, die zur Ermordung von Horst Wessel und dessen Mörder führten sowie den hierzu erfolgten Gerichtsverfahren. Goltz erkennt, dass er einen Pakt mit dem Teufel, sprich der SS, eingehen muss, will er Mantiss zur Verantwortung ziehen. Derweil wird die Lage deutschlandweit immer undurchsichtiger, denn das Machtgefüge zwischen SA, SS, Partei und Reichswehr gerät zunehmend aus den Fugen. Immer stärker werden die Ansprüche der SA, doch Hitler muss sich der "Straßenschläger" entledigen, will er nicht den Unmut des Reichspräsidenten auf sich ziehen ...

Konsequente Fortsetzung

Berlin Potsdamer Platz ist bereits der dritte Roman der Eugen-Goltz-Reihe und spielt 1934. Die Vorgänger Spittelmarkt und Flammenteufel spielten 1932 beziehungsweise 1933 und so setzt der aktuelle Band die Reihe (nicht nur) chronologisch betrachtet konsequent fort. Goltz gerät erneut mit dem Ehemann seiner Schwester Doris und dem Bankier Arnheim aneinander. Aber auch mit Henny von Tryska hat Goltz in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen gesammelt, doch eines ist klar: In dieser "dunklen Zeit" braucht man Verbündete, will man überleben.

 

 

Da auf den Straßen Sicherheit und Ordnung herrschte, brauchte man vor Kriminellen keine Angst zu haben; dafür hatte man jetzt Angst vor der Polizei, und vor dem Staat und seinen Organen.

 

Dass Hilfe mehr denn je erforderlich ist, zeigen die Ermittlungen von Goltz rund um die Ermordung von Horst Wessel und den Tod seines Mörders. Zunehmend wird klar, dass selbst die Gerichte von der um sich greifenden Willkür nicht verschont bleiben. Im Gegenteil.

 

 

Ein Urteil wie dieses hat es in Deutschland in den letzten hundert Jahren nicht gegeben. Erst jetzt, im Jahre des Herrn 1934 ereignet es sich, dass mehrere Jahre nach der Tat und nach beendetem Prozess nachträglich gegen angebliche Beteiligte ein Verfahren wegen Mordes durchgeführt wird, nachdem der Haupttäter, der wie unbestritten feststand, alleine geschossen hat, nur wegen Totschlags verurteilt worden ist.

 

Äußerst gelungen setzt Autor Bernward Schneider seine Serie fort, was sich nicht nur in einem Wiedersehen mit einigen bereits bekannten Personen (von Tryska, Mantiss, Arnheim) zeigt, sondern auch in der Fortschreibung der zurückliegenden Handlung, die - in mehreren Rückblenden - einige neue, bis dato unbekannte Details ans Licht bringt. Der Kreis schließt sich sozusagen und obendrein wird die politische Lage im Reich ausführlich geschildert. Der heimliche Machtkampf (vorneweg Göring, Himmler und Heydrich) tobt und so läuft alles auf ein finales Duell zwischen SA und SS hinaus, welches in die Geschichte bekanntlich als "Röhm-Putsch" einging.

 

 

Wenn ich alles richtig verstehe, versuchen die einen, also Göring und die SS, einen Konflikt mit der SA zu provozieren, damit Hitler Alleinherrscher über Deutschland wird, und die anderen, also Papen und die Traditionalisten, versuchen dasselbe, damit Hindenburg gegen Hitler vorgeht und seine Macht beschränkt.

 

Alles in allem ist Berlin Potsdamer Platz ein lesenswerter Roman, nicht nur für Fans der Serie, die, so lässt das Ende vermuten, noch nicht ihren letzten Teil gesehen hat. Fazit: Fortsetzung folgt, man darf gespannt sein.

Berlin Potsdamer Platz

Bernward Schneider, Gmeiner

Berlin Potsdamer Platz

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