Das Geheimnis der Contessa

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Goldmann, 2013, Titel: 'Das Geheimnis der Contessa', Originalausgabe
Das Geheimnis der Contessa
Das Geheimnis der Contessa
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonJan 2013

Spannungsarme Erzählung aus der Toskana

Kurzgefasst:

Toskana, 16. Jahrhundert: Magdalena wächst in ärmlichen Verhältnissen in der Nähe von Lucca auf. Sie ist unbeugsam, klug und wird wegen ihrer auffallenden Schönheit Bella genannt. An ihrem Sterbebett verrät ihr ihre Mutter ein Geheimnis: Bella ist in Wahrheit die uneheliche Tochter der Contessa di Cavalli. Bei Nacht und Nebel flieht das Mädchen daraufhin nach Siena, um ein neues Leben zu beginnen. Am Hofe des Fürsten di Nanini erlangt sie als Köchin bald großen Ruhm. Doch Bella muss das Geheimnis ihrer Herkunft lüften. Denn ihr ist eine andere Zukunft und eine große Liebe bestimmt.

 

In der Toskana wächst zu Beginn des 16. Jahrhunderts die schöne Magdalena auf, deren auffälligstes Merkmal zwei verschieden farbige Augen sind. Ihre Mutter, Köchin der Contessa die Cavalli, erzählt ihr auf dem Sterbebett, dass sie in Wirklichkeit die Tochter der Contessa ist. Aus Enttäuschung flieht Magdalena und taucht zunächst bei einer Gruppe von Gauklern unter.

Nach einem Jahr landet sie am Hof des Fürsten die Nanini in Siena, wo sie schnell zur neuen Köchin aufsteigt. Politische Irrungen und Wirrungen brauen sich zusammen, und die Höfe in Siena und Lucca geraten in Unsicherheit. Magdalena hingegen steigt bis zur Beraterin des Fürsten auf, da sie nicht nur schön, sondern auch klug ist, und wird bald zum Objekt der Heiratsbegierde von mehreren Männern. Doch für sie gibt es nur einen, dem sie sich hingeben möchte, und der entstammt nicht dem Adel. Doch sie muss auch noch das Geheimnis ihrer Herkunft klären, was nicht so einfach ist.

Vom Mädchen zur Hofköchin

Anke Bracht entführt den Leser in ihrem Debütroman in die Toskana zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als sich die Fürstenhöfe nicht immer ganz grün sind. Die junge hübsche Magdalena mit den beiden verschiedenfarbigen Augen treibt sich hauptsächlich in der Küche ihrer Herrin herum, da ihre Mutter die Köchin ist, und so eignet sie sich bereits als Kind ein enormes Wissen und gute Fähigkeiten an, die ihr später noch viel weiterhelfen werden. Magdalena ist dennoch kein Übermädchen, die alles mit Superkräften löst.

Leider hat es die Autorin versäumt, dem Leser außer der Zahl 1497 im Prolog jedwede Jahreszahlen mitzuteilen, weswegen der zeitliche Rahmen innerhalb des Romans doch unsicher ist. Auch sind die räumlichen Sprünge nicht immer einfach nachzuvollziehen, was dann letztlich den Lesefluss stört.

Auch schafft es die Autorin nicht, dem Leser die Atmosphäre der Zeit anschaulich zu vermitteln. Sie setzt verstärkt auf Dialoge, was auf der einen Seite verständlich ist, auf der anderen Seite aber zu Lasten der Beschreibungen geht. Statt mit ein paar Sätzen die Zeit der beginnenden Renaissance erstehen zu lassen, bleibt sie zu sachlich und bleibt so hinter ihren Möglichkeiten.

Zerfahrene Handlung

Ebenso zerfahren ist auch leider die Handlung geraten. Da werden Personen eingeführt, ohne sie richtig vorzustellen, und ein ums andere Mal sind sie weg und tauchen wieder auf und man weiss nicht mehr, wer genau das war. Die Sprünge zwischen den Höfen in Siena und Lucca tun ihr übriges, sodass an mancher Stelle mehr Verwirrung herrscht denn Klarheit. Dies alles sperrt sich gegen einen nachvollziehbaren Handlungsfluss.

Je länger man mit der Lektüre beschäftigt ist, desto mehr kommen einem die Gedanken, worum es in diesem Roman überhaupt geht. Magdalenas Herkunft ist, trotz Covertext, bis auf die letzten paar Seiten nie Thema des Romans. Unter dem Strich bleiben ein paar nette Geschichten aus der Zeit, Magdalenas Geschichte wird erzählt, ihr Aufstieg vom Küchenmädchen zur fürstlichen Beraterin nachvollzogen, aber der Erzählung fehlt ein Spannungsbogen, wohin das ganze eigentlich führen soll.

Inhaltliche Patzer

Gelegentlich erzählt die Autorin interessante und fast spannende Begebenheiten wie das Leben in der Küche, das Gauklertum oder am Rande die mächtigen Medici, doch hat sie auch einige inhaltliche Fehler mit eingebaut, die einfach ärgerlich sind. Als Beispiel dient der klassischste aller Fehler in Form der einfachen Kartoffel, die es nachweisbar im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts noch in keiner toskanischen Küche gegeben haben kann. Hier wurde nicht sorgfältig recherchiert, und das wäre vermeidbar gewesen, auch durch ein sorgfältigeres Lektorat.

Neben Magdalena bleiben die anderen Figuren blass und teilweise sogar egal, zu keiner Zeit kommt eine Spannung auf, die den Leser an das Buch fesselt. Dass die Autorin Potenzial hat, zeigt sie durchaus an der einen oder anderen Stelle, dennoch muß die Umsetzung im Ganzen eher als misslungen bezeichnet werden. Es gibt unwichtige Nebenstränge, die auch hätten weggelassen werden können, wohingegen wichtige Begebenheiten kurz abgehandelt werden.

Spannungsarm

Ein Personenverzeichnis, nach Orten sortiert, wäre mehr als hilfreich gewesen, doch der Roman kommt ohne jegliche Zugaben daher. Desgleichen wären Jahreszahlen und Ortsangaben zu Beginn der Kapitel hilfreich gewesen, stattdessen wird auch in den Kapiteln wild gesprungen, was für zusätzliche Verwirrung sorgt.

Insgesamt ist der Roman durch seine wenig konturhafte Struktur, seine schwache Personenzeichnung und seine spannungsarme Handlung wenig fesselnd, wenngleich die Autorin durchaus Potenzial zeigt. Freunde der Toskana werden nur aus Lokalpatriotismus zugreifen, alle anderen werden mehr als enttäuscht sein. Schade.

Das Geheimnis der Contessa

Anke Bracht, Goldmann

Das Geheimnis der Contessa

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