Der Duft des Weißen Salbei

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2013
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  • Piper, 2013, Titel: 'Der Duft des Weißen Salbei', Originalausgabe
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Eva Schuster
701001

Histo-Couch Rezension vonJan 2013

Südstaatenlady trifft auf Indianerstamm

Kurzgefasst:

Louisiana, 1859. Anabell Arceneaux führt das behütete Dasein einer jungen Südstaatenlady, bis das Familiengut eines Tages zerstört wird und sie mit ihrem Vater nach Kalifornien auswandern muss. Zurück bleibt ihr Verlobter Lewis, der ihr nachzukommen verspricht. Doch ihr neues Leben im Land der Träumer und Goldgräber fordert seinen Tribut und hält einen schweren Schicksalsschlag für sie bereit ...

 

Louisiana, 1834: Nach jahrelangem Leben im Klosterinternat kehrt Anabell Arceneaux heim auf die Zuckerrohrplantage ihres Vaters. Die Heimkehr bringt gemischte Gefühle mit sich - einerseits freut sie sich, ihre Heimat und ihre geliebte Amme Moja wiederzusehen, andererseits verstört sie der harte Umgang mit den schwarzen Sklaven.

Erfreulich ist jedoch das Wiedersehen mit ihrem Kindheitsfreund Lewis Dearing, der zu einem attraktiven Mann geworden ist. Dann aber brechen innerhalb kurzer Zeit zwei Katastrophen über die Plantage der Arceneaux herein. Anabells Vater ist ruiniert - und beschließt, mit seiner Tochter nach Kalifornien auszuwandern.

Anabell ist verstört, zumal sie und Lewis sich ineinander verliebt haben. Kurz vor der Abreise verloben sich die beiden und Lewis verspricht, so bald wie möglich nachzukommen. Im mexikanischen Kalifornien will Anabells Vater sein Glück mit der Rinderzucht versuchen. Hier gibt es weder Zuckerrohrplantagen noch Sklaven - doch auch hier ist nicht alles so glücklich wie erhofft. Schon bald erfährt Anabell, wie hart und unbarmherzig der Umgang mit den Indianern ist. Schließlich kommt sie mit den Lakota-Indianern näher in Verbindung, als ihr lieb ist ...

Leicht klischeehafter Beginn

Erin Hamiltons Roman beginnt wie ein typisches Südstaatenepos mit einer "Southern Beauty", die ein freundschaftliches Verhältnis zu den Schwarzen in ihrem Haus führt und die Sklaverei generell eher abstoßend findet. Schon bald aber führt die Handlung aus Louisiana nach Alta California und statt der Versklavung stehen die Lakota-Indianer im Vordergrund.

Zu Anfang ist die Geschichte verhältnismäßig vorhersehbar und ein wenig klischeehaft. Anabell steht der Sklaverei ablehnend gegenüber, weiß auf der anderen Seite aber auch, dass sie sich gegenüber ihrem Vater fügen muss. Der schon früh verwitwete Master Arceneaux liebt seine Tochter, ist aber hart gegenüber den Sklaven. Dies alles erfährt der Leser auf wenigen Seiten, ohne dass die Charaktere dabei besonders vielschichtig erscheinen würden. Dementsprechend schnell entwickeln sich die Gefühle zwischen Anabell und Lewis, schon bei der ersten Wiedersehensbegegnung kündigt sich dies an, kurze Zeit später findet die Verlobung statt. Auch die zwei Katastrophen, die über die Plantage hereinbrechen in Form eines Feuers und eines Pockenausbruchs, folgen rasch aufeinander und lassen keinen Raum für eine ausführlichere Zeichnung der Charaktere.

Auf nach Kalifornien

Mit der Ankunft in Kalifornien wird die Handlung jedoch weniger vorhersehbar und es stellt sich eine gewisse Spannung ein. Dachte Anabell anfangs noch, sie würde hier endlich Ruhe vor dem quälenden Zwiespalt finden, den die Sklaverei in ihr auslöste, steht sie hier vor einem neuen Problem: Die Indianer werden in Kalifornien teilweise kaum besser behandelt als die Sklaven in Anabells Heimat. Auf einer Missionsstation erfährt sie, dass die Geistlichen den Indianern regelmäßig ihre Kinder entführen, um sie zu christianisieren. Anabell ist entsetzt über diese Behandlung, erst recht als sie sieht, wie grausam die Padres mit den Indianern umgehen. Auf der anderen Seite erlebt Anabell einen Indianerüberfall am eigenen Leib und wird schließlich von ihnen gefangen gehalten. Zunächst dominieren Hass und Verzweiflung ihre Gefühle, doch allmählich lernt sie die Indianer näher kennen und es erfolgt eine ganz langsame Annäherung. Anabells Zwiespalt, ihre Verwirrung, ihre aufkeimende Zuneigung wird gelungen dargestellt. Von nun an verfolgt der Leser weitgehend gebannt die Entwicklungen. Der Anführer der Indianer, der verschlossene und geheimnisvolle Ohitika, ist eine facettenreiche Figur, die dem Leser anfangs einige reizvolle Rätsel aufgibt. Anabells und sein Schicksal scheinen auf spirituelle Weise miteinander verbunden zu sein.

 

 

Der Große Geist hat unsere Wege miteinander verflochten. Ob es gut ist oder schlecht, weiß ich nicht, ich bin nur ein einfacher Krieger.

 

Die ausgiebigen Recherchen über das Leben der Indianer, die die Autorin betrieben hat, werden offenkundig. Der Alltag der Lakota wird detailliert und vor allem nicht zu romantisch dargestellt; Konflikte, Entbehrungen, Krankheiten, Verletzungen und Kämpfe nehmen einen breiten Raum ein. Wer sich für Indianer interessiert, kommt in der zweiten Hälfte des Romans ganz auf seine Kosten und sicherlich wird bei der einen oder anderen Leserin nach der Lektüre das Interesse geweckt worden sein, sich mal näher mit der indianischen Kultur zu befassen. Der Duft des weißen Salbei ist auch ein Liebesroman, aber nicht zu kitschig und es ist ganz offensichtlich ein Anliegen der Autorin, ihren Lesern das Wesen der Indianer näher zu bringen. Das Ende ist nicht direkt vorhersehbar, lange Zeit erscheinen während der Lektüre mehrere Optionen denkbar.

Kleine Schwächen

Trotz dieser Steigerungen in den letzten beiden Dritteln des Romans ist das Werk im Gesamteindruck immer wieder ein bisschen oberflächlich. Vor allem die Gefühlswelt der Figuren wird immer wieder recht plakativ beschrieben, anstatt sich indirekt zu zeigen. Etwas kleiner als es zunächst erscheint sind die Rollen zweier Nebenfiguren, Rasmus und Zica. Rasmus ist Anabells Halbbruder, Sohn ihres Vaters und einer Sklavin, ein illegitimer Sprössling, der nie darauf hoffen kann, eines Tages als geborener Arceneaux anerkannt zu werden. Auf der heimischen Plantage arbeitete er als Sklavenaufseher und folgt schließlich mit in den Westen. Der Hass, den er seiner so viel begüterten Halbschwester entgegen bringt, verspricht zunächst mehr Brisanz, als sich dann tatsächlich einlöst. Die Indianerin Zica ist Ohitikas Kindheitsfreundin, die ihn schon lange begehrt und sich darauf sehnt, von ihm zur Frau genommen zu werden. Auch hier ergibt sich ein brisantes Verhältnis zu Anabell, die Ohitikas Herz gewinnt, doch auch hier bleibt ihre Rolle im Verhältnis zu ihrem Potential zu klein.

Unterm Strich gehört der Roman eher nicht zu den Werken, die sich dauerhaft im Gedächtnis des Lesers einbrennen, sondern ist eher eine leichte Lektüre für zwischendurch. Irritierend sind die unterschiedlichen Jahreszahlen der Handlung - 1859 und 1834 -, die auf dem Klappentext und im Buch selbst angegeben werden. Korrekt ist 1834, wie sich später nochmals anhand einer weiteren Datierung bestätigt, zumal 1859 Kalifornien bereits nicht mehr zu Mexiko gehörte. Weiterhin werden Anabells Haare innerhalb weniger Seiten einmal als blond und einmal als braunrot beschrieben.

Ein durchaus lesenswerter Roman, der ins Amerika um das Jahr 1834 führt. Die Handlung ist gespickt mit großen Gefühlen und dramatischen Ereignissen und bietet interessante Einblicke in die indianische Kultur.

 

Der Duft des Weißen Salbei

Erin Hamilton, Piper

Der Duft des Weißen Salbei

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