Die letzte Hanseatin

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2013
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  • Heyne, 2013, Titel: 'Die letzte Hanseatin', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
881001

Histo-Couch Rezension vonJan 2013

Einem Komplott auf der Spur

Die junge Witwe Elise Lipperade macht sich Sorgen um ihren Schwiegervater, der in London verschwunden ist, nachdem er ihr die gut gehütete Familienbibel zukommen ließ. Doch ihr Versuch, nach London zu reisen, um ihn zu suchen, wird von einem Sturm zunichte gemacht. Das havarierte Schiff muss in die Heimat zurückkehren – und wird auf der Rückreise beinahe in eine Auseinandersetzung verwickelt. Voller Entsetzen erkennt Elise, dass sich die Gefüge innerhalb der Hanse verschieben. Doch als Frau scheinen ihr die Hände gebunden – im 15. Jahrhundert hat sie auf der politischen Ebene nichts zu suchen. Je mehr sich Elise aber mit dem Erlebten auseinander setzt, desto klarer wird ihr, dass auf der politischen Ebene vieles im Umbruch ist und die Ereignisse all das in Frage stellen, was bisher ihre Welt ausgemacht hat. Doch das ist es nicht alleine, was ihre Gedanken umtreibt. Ihr geht der geheimnisvolle Verwundete nicht aus dem Kopf, den sie auf der Heimfahrt pflegt.

Politik leichtverständlich erzählt

Lena Falkenhagen setzt bei ihrem Roman voraus, dass die Leser sich zumindest in groben Zügen bereits mit der Hanse beschäftigt haben. Wer ohne ein Grundwissen an den Roman heran geht, wird sich mit dem Verständnis der Zusammenhänge zumindest zu Beginn etwas schwer tun. Hier könnte es sich lohnen, einen Blick ins Geschichtsbuch zu werfen, um die Brisanz der von der Autorin beschriebenen Entwicklung richtig einordnen zu können. Wer aber den Zugang zum Thema gefunden hat, wird schnell in eine spannende und sehr geschickt aufgebaute Geschichte hinein gezogen. Die Autorin versteht es, eine hochkomplizierte Politik verhältnismäßig einfach zu erklären. Damit stellt sie auch sicher, dass der Lesefluss nicht beeinträchtigt wird und die Geschichte kaum Längen aufweist.

Passende Charaktere

Natürlich baut Lena Falkenhagen ihre Geschichte auf die passenden Charaktere auf. Mit Elise hat sie eine Protagonistin geschaffen, die zwar für ihre Zeit sehr emanzipiert handelt und auch einen beträchtlichen Scharfsinn aufweist, aber in ihrer Handlungsweise doch ein Kind ihrer Zeit bleibt und sich nicht als Superheldin über alle Konventionen hinweg zu setzen vermag. Damit bleibt sie der Grundausrichtung des Romans treu – nicht die Liebesgeschichte und auch nicht die Superheldin, sondern die Geschichte der Hanse spielt die zentrale Rolle. Dass hier verschiedene Schicksale ineinander verwoben sind, gibt der Geschichte eine breite Basis, wenn es auch hin und wieder etwas schwierig ist, den Überblick zu behalten.

Klassischer historischer Roman

Dass Lena Falkenhagen in der Welt des Schreibens zuhause ist, zeigt sich anhand ihrer leicht verständlichen und gut eingesetzten Sprache. Sie ist aber auch auf dem Parkett des klassischen historischen Romans zuhause. Das nicht nur, weil sie ihren Roman in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ansiedelt, sondern auch, weil sie es meisterhaft versteht, die Geschichte so in Beschreibungen einzubetten, dass die Leser ein umfassendes Bild von der Gesellschaft jener Zeit bekommen. Die Autorin fordert durch die dichte Atmosphäre dazu auf, sich mit der damaligen Welt intensiver auseinander zu setzen. Hilfreich sind da die beiden Karten im Buch, die sowohl London als auch Lübeck im Jahr 1468 darstellen und dadurch einen guten Überblick über die Örtlichkeiten bieten. Leider fehlt ein Personenregister, das das ganze Werk optimal hätte abrunden können.

Wer bereit ist, sich auf die Geschichte der Hanse einzulassen, wird mit diesem Roman ein besonderes Schmuckstück in Händen halten.

Die letzte Hanseatin

Lena Falkenhagen, Heyne

Die letzte Hanseatin

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