Das Mirakel von Köln

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2012
  • 1
  • Emons, 2012, Titel: 'Das Mirakel von Köln', Originalausgabe
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Jörg Kijanski
701001

Histo-Couch Rezension vonNov 2012

Interessanter Einblick in die Arbeit der Hexenkommissare

Kurzgefasst:

Köln, 1625: Der erzbischöfliche Generalvikar rettet die fallsüchtige junge Christina vor einer Steinigung durch den Pöbel und bringt sie ins Kloster Santa Klara. Doch anstatt Sicherheit zu erfahren, wird Christina Zeugin von Teufelsaustreibungen, sittlichem Verfall und unaussprechlichen Verbrechen. Ihr gelingt die Flucht, doch sie gerät in ein Ränkespiel der Mächtigen, in dem sie alles verliert außer ihrem Leben. Sie beschließt, sich zu rächen indem sie sich selbst der Hexerei anklagt. Unter der Folter bezichtigt sie alle Hochgestellten Kölns, die ihr jemals begegneten. Und die Stadt beginnt vor ihr zu zittern...

 

Ostern 1622: Im Kloster Santa Klara wird Mutter Benedikta erstochen aufgefunden. Einige Zeit zuvor gab es bereits einen ähnlichen Vorfall und so entsteht unter den Nonnen eine bedrohliche Stimmung. Als die Nonne Sophia kurz nach dem Leichenfund in ihrer Gebetsnische zum Kruzifix aufblickt, fließt aus dessen Dornenkrone plötzlich Blut.
Vier Jahre später schickt Kurfürst Ferdinand den Generalvikar Bernard Fresenius nach Santa Klara, um die seltsamen Vorfälle aufzuklären, zumal beunruhigende Gerüchte über Teufelsaustreibungen und andere sittliche Verfehlungen die Runde machen. Auf der Fahrt zum Kloster kann Fresenius in letzter Minute eine junge Frau namens Christina soeben noch vor dem Pöbel retten. Christina leidet unter der Fallsucht, gilt dem Mob somit als Hexe und diese haben auf der Erde nichts zu suchen.

 

 

Hexen gehören ins Feuer, nicht unters Volk.

 

Fresenius bietet Christina eine Zuflucht im Kloster, da sie auf der Straße nicht mehr sicher ist. Alsbald stellt Christina jedoch fest, dass es bei den Schwestern auch nicht viel besser ist. Im Gegenteil: Wilde Orgien, brutale Teufelsaustreibungen und andere Missetaten sind offenbar an der Tagesordnung. Lediglich in der Nonne Marie findet Christina eine Freundin, doch diese verschwindet nach wüsten Beschimpfungen durch die Äbtissin plötzlich spurlos. Zudem stellt sich heraus, dass Sophia Christinas leibliche Mutter ist und diese ein Tagebuch ihrem früheren Beichtvater anvertraut hat, der seitdem ebenfalls unauffindbar ist. Das Tagebuch enthält detaillierte Aufzeichnungen über die Umtriebe im Kloster und ist somit wahrer Sprengstoff. Aber wo ist das Tagebuch und wer ist Christinas leiblicher Vater? Christina erlebt eine wahre Odyssee und gerät mitten hinein in ein undurchschaubares Intrigenspiel der Mächtigen und der Hexenjäger. Kann sie der Verfolgung entkommen?

Unterhaltsamer Plot

Wer sich für das Thema der Hexenverfolgung oder Ränkespiele jeglicher Art interessiert, der dürfte an dem vorliegenden Roman seine Freude haben. Lange Zeit bleibt unklar, wer hier welche Interessen vertritt. Insbesondere die Figur des Bernard Fresenius ist zunächst überhaupt nicht greifbar. So folgt man weitestgehend der anfangs unscheinbaren Christina, die in einfachsten Verhältnissen aufwuchs, bevor sich diese im weiteren Verlauf zur einsamen Rächerin entwickelt und beinahe die gesamte Prominenz von Köln zu vernichten droht. Ein wenig unrealistisch (vorsichtig formuliert) erscheint dies schon in einer Zeit, wo nicht gerade lange gefackelt wurde, jemanden unter die Erde zu bringen.

Die Art und Weise wie die Hexenkommissare ihrem unredlichen Handwerk nachgehen wird eindrucksvoll und intensiv beschrieben, naturgemäß nicht gerade für zartbesaitete Leser und Leserinnen geeignet. Der Schreibstil der Autorin ist derweil gewöhnungsbedürftig. Bei den sich langsam entwickelnden Gefühlen zwischen Christina und Sophia sowie der platonischen Liebe zwischen Christina und dem Geistlichen Leonardo wirkt die Sprache ein ums andere Mal teilweise recht blumig-romantisierend ("sein großes Herz"). Auch der oft vorkommende Gottesbezug nervt ein wenig.

 

 

"Leonardo zog den Degen unter der Kutte hervor, um notfalls ihr Leben verteidigen zu können. Doch mit Gottes Hilfe führten die Schritte an der Tür vorbei und verebbten im Gang."

Vier Seiten später:

"Er hatte einem toten Landsknecht an der Straße der Kleider beraubt und sie mit Gottes Einverständnis gegen seine geistliche Kleidung getauscht."

 

Insgesamt ist der Plot unterhaltsam und in Hinblick auf die Thematik Hexenverfolgung sehr informativ. Dass die Autorin - wie auf dem Buchrücken zitiert (Schaumburger Zeitung) - mit Größen wie Ken Follett "locker mithalten" kann, ist dennoch grober Unfug oder wie man heute sagt "Etikettenschwindel". Dieser ist aber sicher nicht der Autorin anzukreiden und sollte daher auch nicht von einer Leseprobe abhalten.

 

 

Das Mirakel von Köln

Bettina Szrama, Emons

Das Mirakel von Köln

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