Winter der Welt

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2012
  • 13
  • Lübbe, 2012, Titel: 'Winter of the World', Originalausgabe
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Bettina Weiß
921001

Histo-Couch Rezension vonSep 2012

Eindrucksvolle Fortsetzung der Jahrhunderttrilogie

Kurzgefasst:

Es ist eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit der Finsternis. Aber auch der Hoffnung, die selbst das tiefste Dunkel erfüllt. Während sich die Lage in Europa gefährlich zuspitzt, versuchen drei junge Menschen heldenhaft ihr Schicksal zu meistern: Der Engländer Lloyd Williams wird Zeuge der Machtergreifung Hitlers und entschließt sich gegen den Faschismus zu kämpfen. Die deutsche Adelige Carla von Ulrich ist entsetzt über das Unrecht, das im Namen des Volkes geschieht, und geht in den Widerstand, während die lebenshungrige Amerikanerin Daisy nur vom sozialen Aufstieg träumt - und eine bitterböse Überraschung erlebt!

 

Europas Weg in eine neue Welt geht weiter. Eine Zeit des Umbruchs ist angebrochen, die Finsternis und Verzweiflung mit sich bringt. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, doch die Hoffnungen auf Frieden und Fortschritt haben sich nicht erfüllt. Drei Familien - drei Länder - ein Schicksal.

Wohin führt der Weg Deutschlands?

Deutschland, die junge Demokratie, steht auf schwachen Beinen. Walter von Ullrich ist als Abgeordneter der Sozialdemokraten bemüht, die Demokratie zu schützen und zu stärken. Doch bedroht durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Weltwirtschaftskrise wachsen die Sorgen und Nöte der Menschen und die junge Republik kann sich nicht behaupten. Die Faschisten können schnell an Einfluss gewinnen und schließlich die Macht ergreifen. Lloyd Williams, Sohn der Abgeordneten Ethel Leckwith, wird bei einem Besuch in Berlin Zeuge der Machtergreifung. Entsetzt durch das Vorgehen der Nazis wird er zum Feind der Faschisten. Carla von Ullrich, die Tochter von Lady Maud und Walter von Ullrich, sieht die Entwicklung in Deutschland mit Schrecken. Bestürzt durch die Gräueltaten, die im Namen des Volkes begangen werden, setzt sie den Kampf der Eltern für eine bessere Welt im Widerstand fort.

Russland - vom Regen in die Traufe

Russland, Grigori Peschkow, der nach seinem Kampf gegen das Zarenregime auf Neuerungen und ein menschlicheres Russland gesetzt hatte, muss schmerzlich erkennen, dass auch die Bolschewisten ein Schreckensregime führen. Er hat gelernt, seine Überzeugungen zurückzustellen und sich mit dem System zu arrangieren, damit hat er Karriere gemacht. Sein Sohn Wolodja ist mit dem System erwachsen geworden und kämpft einen erfolgreichen Kampf für das System und gegen die Faschisten in Deutschland.

USA - Weltwirtschaftskrise und die Schaffung einer neuen Weltordnung

In den USA hat Präsident Roosevelt mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen und es ziehen bereits die dunklen Schatten der Auseinandersetzung mit Japan am Horizont auf. Gus Dewar, inzwischen Senator und Berater des Präsidenten, verfolgt den Plan, durch die Schaffung einer neuen Weltordnung, den Vereinten Nationen, Auseinandersetzungen der Länder friedlich zu lösen und Kriege zu vermeiden. Durch den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor und den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg scheinen die Pläne in weite Ferne zu rücken.

Schrecken des Weltkriegs und aufziehender Kalter Friede

Der Roman zeigt eindrucksvoll und höchst spannend, wie sich die Verhältnisse in Europa nach Ende des Ersten Weltkriegs gewandelt haben und wie der Zweite Weltkrieg aufzieht. Die Entwicklung des Faschismus wird nicht einseitig nur auf Deutschland bezogen, sondern auch die Ereignisse in Spanien und die Gefahren in England werden gezeigt. Alle diese Geschehnisse werden von den aus dem ersten Teil der Trilogie bekannten Familien erlebt und durchlitten. Im Mittelpunkt stehen nun nicht mehr die vertrauten Protagonisten, sondern deren Kinder. Auch sie haben Träume und Wünsche wie einst die Eltern, die sich mal erfüllen, häufig aber an dem Verlauf der Geschichte scheitern und sie selbst ebenfalls fast scheitern lassen.

Durch die ganz unterschiedlichen Blickrichtungen auf die Weltpolitik aber auch die Verhältnisse in den Familien entsteht ein umfassenden Bild des Lebens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch wenn die Ereignisse bekannt sind, so gelingt es dem Autor, einen Spannungsbogen zu erzeugen, wie die Veränderungen von den Menschen erlebt werden und wie sie sich bewähren. Es erfolgen keine einseitigen Schuldzuweisungen, alle Protagonisten haben ihren Teil an Schuld und Sühne zu tragen. Die einen können dies besser, die anderen schlechter, aber alle sind in ihren Handlungen nachvollziehbar und glaubhaft.

Am Horizont jedoch bleiben die dunkle Wolken

Ein literarischer, höchst spannender Geschichtsunterricht, der von den Schrecken des Krieges und Gewaltherrschaft erzählt, deren Folgen von den Menschen in ganz Europa getragen werden müssen. Der aber auch zeigt, dass die Hoffnung auf ein gleichberechtigtes Miteinander nie verloren gehen sollte, auch wenn am Horizont die dunklen Wolken bleiben. Damit ist auch der Ausblick auf den Abschluss der Trilogie gemacht, der mit großer Vorfreude erwartet werden darf.

Winter der Welt

Ken Follett, Lübbe

Winter der Welt

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