Das Mozart-Mysterium

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2012
  • 1
  • Gmeiner, 2012, Titel: 'Das Mozart-Mysterium', Originalausgabe
Das Mozart-Mysterium
Das Mozart-Mysterium
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonAug 2012

Wilde musikalische Schnitzeljagd

Kurzgefasst:

Salzburg 1755. Leopold Mozart, Vater des berühmten Amadeus, steht vor der Herausforderung seines Lebens. Die Mizlersche Gesellschaft, ein Geheimbund auf der Suche nach der idealen Melodie, möchte ihn aufnehmen. Doch die Ziele der Gesellschaft sind ominös: Geht es ihr wirklich um die Schönheit der Musik? Warum werden Leopolds Bemühungen von den Illuminaten torpediert? Mit seinem Schüler David Stark begibt er sich auf eine Schnitzeljagd voller Fallstricke. Ein Scheitern hätte tödliche Folgen ...

 

Salzburg im Jahr 1755. Im Hause der Mozarts bekommt Leopold eine Einladung der Mizler'schen Gesellschaft, dieser beizutreten. Diese Gesellschaft ist auf der Suche nach der idealen Melodie und möchte ihn aufnehmen. Allerdings ist dies mit 13 zu lösenden Aufgaben verbunden, und sollte Mozart ablehnen, könnte dies tödliche Folgen haben.

Gemeinsam mit seinem Schüler David Stark und dessen Freundin Therese macht sich Mozart auf, die Rätsel zu lösen und die kniffligen Aufgaben zu erledigen. Er hat nicht viel Zeit, denn er muss 13 Rätsel in 13 Tagen lösen und dann in Leipzig bei Mizlers Gesellschaft vorstellig werden. Doch es ist gefährlich, denn sie werden überwacht und zudem versucht man, sie am Lösen der Aufgaben zu hindern. Eine hektische Schnitzeljagd durch Salzburg beginnt und fordert Opfer...

Leopold Mozart als Protagonist

Christoph Öhm, zweifacher promovierter Musikwissenschaftler, Musikforscher und Pianist, hat mit Das Mozart-Mysterium seinen ersten Musikroman vorgelegt und gibt von der ersten Seite an ein ordentliches Tempo vor. Auf 300 Seiten entspinnt er eine Schnitzeljagd, in der er den Protagonisten nur wenige Momente der Ruhe lässt.

Allen voran ist da der Ich-Erzähler David Stark, ein junger Mann, der Schüler von Leopold Mozart ist und der seinem Meister bei den Nachforschungen zur Hand geht. Leopold Mozart selbst ist 35 Jahre alt, seine Tochter Nannerl ist vier und der kleine Wolfgang ist noch nicht geboren, wobei Leopolds Frau im sechsten Monat mit ihm sein dürfte.

Gelegentlich wird David Stark von seiner Freundin Therese begleitet, doch passiert dies nicht allzu oft, denn diese Art von Schnitzeljagd ist nichts für ein zartes weibliches Gemüt. Und noch kann man sich auf ihren Rat verlassen. Allerdings werden die drei Charaktere nicht mehr als nötig beschrieben und machen auch keine erwähnenswerte Entwicklung durch, was vielleicht in einem Erzählzeitraum von zwei Wochen auch nicht unbedingt zu erwarten ist.

Hektische Rätseljagd

Die Rätsel werden mit der Zeit immer schwieriger, und es zeigt sich, dass die Bildung, die sowohl Mozart als auch Stark genossen haben, sie jeweils zur Lösung bringt, und auch wenn sie noch so sehr zweifeln und verzweifeln, sie finden doch immer wieder die richtige Lösung. Dass sie bei ihren Ausflügen zu den jeweiligen Stationen verfolgt werden, bekommen sie schon bald mit, und es gibt Mächte, Geheimbünde und Spione, die sie daran zu hindern suchen, die Rätsel zu lösen und somit der Fahrt nach Leipzig näher zu kommen.

Das alles geschieht mit einem enormen Tempo, und nur bei den Tageswechseln gönnt der Autor seinen Protagonisten etwas Ruhe. Sie hetzen von einer Aufgabe zur nächsten, teilweise von einer Kirche zur nächsten, und so bleibt wenig Zeit für eine Entwicklung der Figuren. Stark und Mozart eilen durch die Aufgaben, die sie mit mehr oder minder Problemen lösen, und die Zeit drängt und hängt den beiden im Nacken.

Wenig Atmosphäre

Doch hier liegt auch das Problem des Romans. Zu Beginn hat man als Leser das Gefühl, die Schnitzeljagd ist mehr ein ausformulierter Kirchenführer durch Salzburg, denn trotz der gebotenen Hektik bleibt immer noch Zeit, die jeweilige Kirche oder sonstigen Ort des Geschehens geschichtlich und kulturgeschichtlich zu Betrachten. Nicht immer gehört dabei der Vortrag zur Lösung, was ja noch verzeihlich wäre, aber hier wird denn doch übertrieben. Zudem ist Meister Zufall auch fleissig mit am Werk, und die Art und Weise, dass alle Vermutungen immer stimmen, hinterlässt dann doch einen seltsamen Geschmack. Auf dem Buchcover steht auf der Rückseite: "Ein historischer Krimi im Stile von "Da Vinci Code"", und damit ist allerdings weit hoch gegriffen. Wirkliche Spannung und Stimmung mag beim Mozart-Mysterium nicht aufkommen.

Man fragt sich auch unweigerlich, warum denn Mozarts mit einem Wunderkind schwangere Frau nicht ein einziges Mal im Roman auftaucht, und die Tochter Nannerl auch nicht. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sie an den Aktivitäten ihres Mannes (hat er eigentlich sonst keine beruflichen Pflichten?) kein Anteil nimmt. Hier hätte man ein paar kleine Anekdoten schaffen können, doch leider wird die eigene Vorlage nicht genutzt.

Den größten Fauxpas leistet sich der Autor jedoch, wenn er aus "dramaturgischen Gründen" den Tod des Komponisten Georg Friedrich Händels um drei Jahre vorzieht, damit er sich eine Geschichte im Zusammenhang mit dem Tod Johann Sebastian Bachs zusammenspinnen kann. Hier schießt der Autor eindeutig über das Ziel hinaus, auch wenn er das im Nachwort erwähnt und erklärt. Es geht nicht an, dass derart bedeutende Daten von bedeutenden Persönlichkeiten verschoben werden, wie es gerade gefällt. Hier wird mit der Historizität wüst umgegangen, was literarisch nicht verzeihlich ist. Zudem erwähnte Stark während der Jagd, dass Mozart auch Freimaurer sei. Das stimmt nur bedingt. Zwar war Leopold Mozart Freimaurer, allerdings erst knapp dreißig Jahre später, und dies auch noch auf Betreiben seines Sohnes. Im Jahr 1755 was das noch lange nicht in Sicht.

Interessantes Nachwort

Das Nachwort des Romans ist interessant und erklärt auf gut vier Seiten einige reale Komponenten aus dem Roman, darunter beispielsweise, dass es die Mizler'sche Gesellschaft tatsächlich gegeben hat. Fragt sich nur, warum man einige Details verbiegen muss, um sie im Nachwort zurechtzurücken.

Das Mozart-Mysterium ist ein leidlich spannender Roman mit einer hektischen Schnitzeljagd und zwei sehr aktiven Protagonisten, die tagein, tagaus versuchen, die dreizehn Rätsel in dreizehn Tagen zu lösen. Dabei bleibt die Stimmung etwas auf der Strecke, auch wenn der Autor seine Ortskenntnis ausspielen kann. Leser, die einen Roman vom Kaliber eines Dan Brown erwarten, könnten wegen seiner Kürze enttäuscht werden, und auch wer wert auf genaue Historizität legt, wird bei der Lektüre enttäuscht werden. Schade, denn die Thematik hätte mit mehr Atmosphäre um die Handlung herum durchaus mehr hergegeben. Wenn der Autor hierauf künftig mehr Beachtung legt, darf man, auch aufgrund des flüssigen Schreibstils, sicher auf weitere Romane aus der Feder des Autors gespannt sein.

Das Mozart-Mysterium

Christoph Öhm, Gmeiner

Das Mozart-Mysterium

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