Eins wollt ich dir noch sagen

  • List
  • Erschienen: Januar 2011
  • 1
  • List, 2011, Titel: 'My Dear I Wanted to Tell You', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
911001

Histo-Couch Rezension vonJul 2012

Berührende Liebesgeschichte in Kriegszeiten

Kurezgefasst:

London, 1907: Nadine und Riley lernen sich als Kinder kennen. Sie, Tochter aus reichem Hause, und er ein Kind des Arbeiterviertels. Als sie sich verlieben, hintertreibt ihre Mutter die nicht standesgemäße Beziehung. Verzweifelt meldet sich Riley freiwillig an die Front. Und findet sich wieder im alles zermalmenden Wahnsinn des Ersten Weltkrieges. Nur die Briefe von Nadine halten ihn am Leben. Dann wird Riley verwundet, und unter einem Vorwand löst er die Verlobung. Die am Boden zerstörte Nadine lässt sich als Lazarettschwester nach Frankreich versetzen und hofft, Riley dort zu vergessen. Was beide nicht wissen: Jemand ist überzeugt, dass sie eine zweite Chance verdienen.

 

England zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Für die Liebe zwischen Nadine und Riley scheint es keinen Weg zu geben. Zwischen ihnen stehen alle möglichen gesellschaftlichen Konventionen. Denn Nadine ist eine Tochter aus reichem Hause, Rileys Wurzeln hingegen sind in der Arbeitergesellschaft zu finden. Für Nadines Mutter Grund genug, der entstehenden Beziehung rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben. Mehr noch als die Machenschaften von Nadines Mutter scheint aber der Krieg seine Auswirkungen auf die Liebe zu zeigen. Denn der desillusionierte Riley meldet sich freiwillig zum Heer und wird schon bald an die Front geschickt. Im Glauben, ohnehin nichts verlieren zu können, erweist sich Riley als guter Soldat und Kamerad. Er wird befördert. Erst jetzt findet er den Mut, Nadine seine wahren Gefühle zu gestehen. Seine Worte fallen auf fruchtbaren Boden. Längst ist Nadine nicht mehr bereit, sich dem Diktat der Mutter zu unterwerfen. Als Riley verwundet wird, will er sich von Nadine zurückziehen. Sie aber lässt das nicht zu. Sie ist bereit, für die Liebe zu kämpfen und zu Riley zu stehen. Gegen alle Schrecken des Krieges.

Feinfühlige Geschichte

Louisa Young legt ein intensives Buch vor, das von leisen Tönen lebt. Obwohl die Liebesgeschichte klar im Vordergrund steht, sind es nicht die ganz großen Gefühle oder schmachtende Momente, die die eigentliche Schönheit der Geschichte unter einer wallenden Üppigkeit erdrückt. Vielmehr sind es die stillen Momente, das kurze Zögern, das Hoffen und der nagende Zweifel, die der Geschichte Tiefe verleihen und den Leser an einer berührenden, wenn auch nicht nur von schönen Gefühlen beherrschten Liebe teilhaben lassen. Es sind diese verschiedenen Schattierungen, die Eins wollt ich Dir noch sagen zu einer außergewöhnlichen Geschichte machen - einer, die man nicht nur einmal lesen mag, sondern immer mal wieder. Denn die Autorin hat beim Aufbau so viele kleine Facetten eingebaut, dass es gar nicht möglich ist, sie alle beim ersten Mal zu erfassen und zu würdigen. Der Roman ist wie ein ausgezeichnetes Parfüm: Er offenbart sich in einer sich stetig verändernden Note, die Komponenten sind aber klar definiert.

Krieg erlebbar gemacht

Romane, die das Grauen des Kriegs beschreiben, gibt es einige. Nur wenigen Autoren von Kriegsliteratur gelingt es aber, das Grauen so erlebbar zu machen. Und das, ohne ausufernde und bedrückende Schilderungen. Es ist Rileys Erleben, welches dem Grauen ein wirkliches Gesicht gibt und es von bloßer Beschreibung zu einem Ereignis macht, das nahe rückt und sich wie eine dunkle Wolke über das Empfinden legt. Die Liebe zwischen Nadine und Riley wird zu einem Transportmittel von allerhand anderen Gefühlen. Sie gibt die Basis für eine ganze Palette an Erlebnissen, die mit der Zeit um den Ersten Weltkrieg verknüpft sind. Louisa Young serviert dabei die perfekte Mischung zwischen Fakten und Phantasie. Sie stattet ihre Protagonisten mit viel Menschlichkeit aus, lässt sie alles durchleben, was wohl die vom Krieg traumatisierten Menschen erlebt haben und gibt ihnen so viel Tiefe, dass sie durch ihre Handlungen überzeugen können.

Einige Längen

Leider gestattet sich die Autorin immer mal wieder vereinzelte Längen, die den Lesegenuss etwas abbremsen. Zwar vermögen diese der Qualität der Geschichte keinen ernsthaften Abbruch zu tun, doch sind sie ein kleiner Schönheitsfehler, der dem einen oder anderen Leser die Freude an der Geschichte etwas schmälern dürften. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, über diese kleine Schwäche hinweg zu sehen und sich ganz auf eine äußerst stimmungsvolle und zu keinem Zeitpunkt kitschige Liebesgeschichte einzulassen.

Eins wollt ich dir noch sagen

Louisa Young, List

Eins wollt ich dir noch sagen

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