Die Tudor-Verschwörung

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2012
  • 2
  • Goldmann, 2011, Titel: 'The Tudor Secret', Originalausgabe
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Daniela Loisl
701001

Histo-Couch Rezension vonJun 2012

Spannend, aber nicht auf Gortners gewohntem Niveau

Kurzgefasst:

England 1553. Der Waisenjunge Brendan Prescott wird an den Londoner Hof geschickt, um einem der Söhne der mächtigen Adelsfamilie Dudley zu dienen. Bald muss er begreifen, dass man ihn als Werkzeug in einem Komplott gegen das Königshaus benutzen will. Doch als Brendan der brillanten, majestätischen Elizabeth begegnet, weiß er, wem seine Treue gehört. Fortan riskiert er sein Leben als ihr Doppelagent und bringt so Licht in das Dunkel seiner eigenen mysteriösen Vergangenheit. Denn Brendan trägt das Zeichen der Rose ...

 

England zur Zeit der Tudors um 1553. Brendan Prescott, ein junger und unbedarfter Mann, wird an den Hof geschickt, um sich als Junker Robert Dudleys zu verdingen. Er trifft auf Elizabeth Tudor und verfällt ihr vom ersten Augenblick an. Sie ist es, der er in Zukunft dienen will. So klar wie er sich das künftige Leben am Hof aber vorgestellt hat, ist es bei Weitem nicht. Schon am ersten Tag kommt er zwischen die Fronten und muss beweisen, wem seine Treue nun gilt.

Temporeich und spannend

Von der ersten Seite an legt Gortner in diesem Roman ein ziemlich flottes Tempo vor. Gewohnt leicht und locker lässt der Autor hier seinen Protagonisten in der Ich-Form erzählen, was natürlich nur eine sehr einseitige Sichtweise zulässt. Dies tut aber der Geschichte in keiner Weise einen Abbruch, im Gegenteil, der Leser weiß ebenso viel wie die Figur des Brendan Prescott, der - wenn auch unterbewusst - sein Leben lang nach seiner wahren Herkunft sucht. Als er bei Hof ankommt, bekommt er auch schnell seinen ersten Auftrag von Dudley und als er diesem nachkommen will, beginnen die ersten Schwierigkeiten. So baut Gortner im Grunde zwei parallel laufende Spannungsbögen auf.

Sich so manches Klischees bedient

Einerseits ist da Brendans Tätigkeit als Spion auf zwei Seiten, und anderseits die Suche nach seinen wahren Eltern. Ist die Geschichte auch rasant und ohne Längen, kommt der Vielleser historischer Romane nicht umhin festzustellen, dass er die Idee der beiden Erzählstränge schon aus anderen Büchern kennt. Findelkind sucht nach seiner Herkunft, hat ein geheimnisvolles Mal auf seinem Körper, Eingeweihte wissen von der Bedeutung dieses Zeichens und trachten ihm nach dem Leben. Und dann auch noch der kleine Höfling, der durch Zufall der Prinzessin begegnet, ihr verfällt, ihr ewige Treue schwört und auch sein Leben für sie riskiert.

Dass es Gortner versteht, wesentlich einfallsreicher und auch geschichtlich interessanter und authentischer zu erzählen, weiß man, wenn man seine Vorgängerromane gelesen hat. So jedoch ist die Thematik selbst nicht neu und nach einem relativ einfachen Muster gestrickt.

Auch die Figuren sind leider ziemlich blass gezeichnet und die gewohnte Vielschichtigkeit der Charaktere fehlt gänzlich. Der Protagonist ist sympathisch und nimmt den Leser schnell für sich ein. Die Dudleys, auf dessen Gut der junge Prescott aufwächst, sind ihm alles andere als wohlgesonnen und generell scheint die Familie im Hintergrund die Fäden dunkler Machenschaften in den Händen zu halten, um zur richtigen Zeit an ihnen zu ziehen.

Auch Prinzessin Elizabeth fehlt es an Farbe und Leben, sie bleibt im Grunde nur ein Name, wobei sie doch wesentlich mehr verdient hätte, als die Darstellung von einer starken aber auch etwas starrköpfigen jungen Frau, die Robert Dudley zugetan ist. Einzig Robert, dem Brendan dienen soll, zeigt in späterer Folge so etwas wie eine charakterliche Entwicklung, die aber wohl eher der Entwicklung der Geschehnisse selbst zuzuschreiben ist. Alle anderen Figuren scheinen in der Schablone gefangen, in die sie von Anbeginn gepresst wurden.

Kleinere Logikfehler

Durch die abenteuerlichen Erlebnisse, die der Protagonist in doch relativer kurzer Zeit erfährt, kann es schnell passieren, dass man als Leser über die eine oder andere kleine Ungereimtheit hinwegliest. So passiert es, dass Brendan eine schallende Ohrfeige erhält, obwohl ihm ein Sack über den Kopf gezogen wurde. Kein aufregender Fauxpas, aber leider nicht einmalig, was auch auf ein unaufmerksames Lektorat (und/oder Übersetzung?) schließen lässt.

Im Gesamten ein temporeicher und wirklich kurzweiliger Roman, der durch die gekonnte Darstellung der Tudor-Zeit zweifelsfrei punktet. Erwartet man sich keine großartig innovative Geschichte, wird einem das Buch schöne Lesestunden bescheren und das Eintauchen in eine andere Epoche ermöglichen.

Die Tudor-Verschwörung

Christopher W. Gortner, Goldmann

Die Tudor-Verschwörung

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