Runenschwert

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2012
  • 4
  • Heyne, 2008, Titel: 'The Wolf Sea', Originalausgabe
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Carsten Jaehner
841001

Histo-Couch Rezension vonApr 2012

Auf der Jagd nach dem gestohlenen Schwert

Kurzgefasst:

In der gnadenlosen Welt der Wikinger überleben nur die Stärksten. Nachdem die Eingeschworenen herbe Verluste hinnehmen mussten, scheinen ihnen die Götter auch weiterhin nicht wohlgesinnt. Das legendäre Runenschwert, das ihr Anführer Orm besitzt, wird von einem mächtigen Feind gestohlen. Mithilfe einer Horde von Söldnern machen sich die Eingeschworenen auf die Suche. Es beginnt ein gewaltiges Abenteuer voller Schlachten und Blut.

 

Nachdem die Eingeschworenen um ihren neuen Anführer Orm in den Besitz des legendäreren Runenschwerts Attilas gelangt sind, gelangen die letzten Überlebenden der Wikinger nach Miklagard, besser bekannt unter dem Namen Konstantinopel. Man schreibt das Jahr 967, und Orm ist unvorsichtig und lässt sich das Schwert stehlen.

Auf seiner Jagd nach der Rückeroberung des Schwertes führt er die Eingeschworenen zunächst nach Zypern, wo es ihnen gelingt, einige Nordmänner aus der Gefangenschaft zu befreien und somit ihre erbärmliche Anzahl an Wikingern wieder zu korrigieren. Schließlich gelangen sie ins Heilige Land, wo sie zunächst bemüht sind, neue Freunde und Waffen zu gewinnen, ohne die es sich für Wikinger in der Wüste schlecht kämpfen lässt.

Die Spur des Schwertes führt sie letztlich nach Josalir (heute Jerusalem), wo die Eingeschworenen Teil einer grossen Schlacht werden, an der nicht nur Nordmänner teilnehmen, aber doch erstaunlich viele davon. Die Suche endet auf dem Felsen Masada am Toten Meer, und am Ende bleibt die Frage, ob ein Schwert die vielen Opfer wert gewesen ist. Doch es lauern bereits neue Abenteuer, und auch der zwielichtige Mönch Martin ist den Eingeschworenen immer noch ein Dorn im Auge.

Blutiger Roman

Zum zweiten Mal schickt Autor Robert Low bereits seine Wikinger auf See, dieses Mal angetrieben von ihrem neuen und jungen Anführer Orm, aus dessen Ich-Perspektive der Roman erzählt wird. Schon auf den ersten Seiten lässt er sich das Schwert stehlen, das er im ersten Teil der Sage "Raubzug" aus dem Grab Attilas entwendet hatte und dessen Klinge aus der Spitze der Lanze geschmiedet wurde, die einst Jesus Christus am Kreuz gespürt hatte. Einzig Orm kann die Inschrift am Schwert entziffern, und so hat das Runenschwert für ihn eine besondere Bedeutung.

Wurden seine Eingeschworenen bei den letzten Kämpfen ordentlich dezimiert, so wollen sie doch versuchen, das Schwert wiederzuerlangen, das ihnen von den Häschern Starkads gestohlen wurde. Robert Low gelingt es jederzeit, den Leser in die Zeit des späten 10. Jahrhunderts zu entführen, wo man mit ein bisschen Nachdenken einiges erreichen konnte und auch als junger Wikinger seine Mannen von seiner Notwendigkeit überzeugen konnte, das Schwert wiederzuholen. Orm ist der Jarl, und die Eingeschworenen haben einen Eid abgelegt, ihm überall hin zu folgen.

Christenmänner und Odinsmänner

Überhaupt spielen Sitten und Gebräuche eine große Rolle unter den Wikingern. Dazu kommt, dass viele bereits dem Glauben an Odin abgeschworen haben und zum neuen Glauben an den Christengott übergetreten sind, wenngleich viele das nicht so ernst nehmen und daher irgendwie an beide glauben, je nachdem, wie man es gerade braucht. Daher sind die Glaubensrichtungen immer wieder Thema für interessante und humorvolle Gespräche, die den Leser zum Schmunzeln bringen.

Man kann nicht behaupten, dass alles glatt geht unter den Eingeschworenen. Immer wieder kämpft man gegen Feinde, und immer wieder hat man Verluste, die zum Teil dumm und unnötig sind und die Mannschaft somit dezimieren. Überhaupt wird gerne und reichlich gekämpft, und das eine ums andere Mal werden diese kleinen und grossen Auseinandersetzungen detailliert beschrieben und sind daher vielleicht nichts für schwache Nerven. Aber nun, es ist ein Wikingerroman, und da sollte man davon ausgehen, dass gelegentlich gekämpft wird und auch ordentlich Blut vergossen wird, wovon hier reichlich Gebrauch gemacht wird.

Doch gerade diese Beschreibungen lassen den Leser mittendrin sein im Geschehen statt nur dabei. Einzig die Passage, wo die Nordmänner die Wüste durchqueren, zieht sich in Länge und hätte gerne gestrafft werden können. Doch auch hier lässt der Autor den Leser das Leiden spüren, und somit fallen diese Erzählteile nicht aus der Reihe.

Bunte Wikingerschar

Lows Personal ist gerade unter den Eingeschworenen bunt gemischt, und jeden Charakter hier aufzuzählen wäre müßig, zumal viele davon noch vor der letzten Seite nach Walhalla einziehen und somit für weitere Abenteuer nicht zur Verfügung stehen. Doch ein paar Männer bleiben übrig, nicht nur Orm, der junge und unerfahrene Jarl, der einiges Lehrgeld bezahlen muss, personell wie an Blut. Frauen spielen in dem Roman eine mehr als untergeordnete Rolle, wenngleich Orm auf eine ein Auge geworfen hat, doch auch das ist trügerisch. Zudem gibt es zwei ausgewiesene Christenmönche, wovon der eine, Bruder Johannes, Teil der Eingeschworenen ist und Orm und den anderen so manchen spirituellen und kriegerischen Halt gibt. Der andere ist der zwielichtige Mönch Martin, der vor allem für seine eigenen Interessen steht und nicht nur von den Eingeschworenen gesucht wird. Gerne würde Orm ihn töten, doch leider braucht er ihn auch, um sein Schwert zu finden. Nun, aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

Insgesamt ist Runenschwert ein gelungener Roman und eine würdige Fortsetzung, und man kann sich bereits auf feststehende drei weitere Teile der Reihe freuen. Robwert Low schafft es, den Leser in die Zeit der Wikinger zu holen und spart neben Kampfsequenzen auch nicht an überzeugenden ruhigeren Abschnitten mit Traditionen, Gesprächen und Ritualen, die das Bild vervollständigen. Der Roman ist in sich etwas schwächer als sein Vorgänger, aber immer noch gelungen und somit empfehlenswert. Ein Glossar, ein historisches Nachwort, eine Karte der Reiseroute und eine Vorschau auf den nächsten Teil ergänzen den Band, der nichts für schwache Nerven und dennoch humorvoll und lehrreich ist. Wir freuen uns auf die Fortsetzungen!

Runenschwert

Robert Low, Heyne

Runenschwert

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