Schiff der tausend Träume

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 2012
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  • Fischer, 2012, Titel: 'The Captain's Daughter', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
721001

Histo-Couch Rezension vonApr 2012

Ein geschenktes Kind

Kurzgefasst:

Als sie an Bord der Titanic gehen, sind sie durch Stand und Herkunft getrennt: die Auswanderin May und die reiche Celeste. Als das unsinkbare Schiff sinkt, kann Celeste May und, wie sie glaubt, deren Kind aus den eisigen Fluten retten. In jener Nacht erwächst zwischen May und Celeste eine Freundschaft, die ihren weiteren Lebensweg auf immer verbindet - ebenso wie das Geheimnis des geretteten Kindes, das die Zukunft dreier Generationen prägen wird: von New York über England bis zu den Hügeln der Toskana.

 

Ausgerechnet mit der "Titanic" reisen May, ihr Ehemann Joe und die kleine Ellen einer besseren Zukunft entgegen. Die kleine, englische Familie will sich mit Hilfe eines entfernten Verwandten in den USA eine neue Existenz aufbauen. Doch dann zerstört eines der größten Schiffsunglücke der Menschheit die Träume: Die "Titanic" sinkt und reißt einen Teil der Familie mit sich. Mitten in den dramatischen Stunden nach der Havarie begegnen sich May und die wohlhabende Celeste in einem Rettungsboot. Die beiden Frauen retten ein kleines Kind aus dem eisigen Wasser. Niemand der Überlebenden erhebt Anspruch auf das Kind. Für May ein Geschenk des Himmels. Auch nach dem Unglück bleiben May und Celeste in Verbindung und diese Freundschaft der beiden ungleichen Frauen ist es denn auch, die dem Schicksal nochmals eine dramatische Wende gibt.

Eine große Portion Schicksal

Ob es nun der Untergang der "Titanic" war, der die Autorin Leah Fleming zu diesem Roman inspiriert hat oder ob sich das Drama 1912 perfekt als Kulisse für die Geschichte eignete, wird wohl das Geheimnis der Autorin bleiben. Fakt ist, dass die "Titanic" zwar einen wichtigen Mosaikstein im ganzen Gebilde darstellt, die Story selber dreht sich dann aber um ganz andere Themen. Wer also aufgrund des Klappentextes hier einen Roman über den Untergang der "Titanic" erwartet, wird nicht ganz auf seine Kosten kommen. Vielmehr sollte man sich auf eine opulente Geschichte mit einer gehörigen Portion Schicksal einstellen. Hier schöpft Leah Fleming nämlich aus dem Vollen. So sehr, dass es oft eine Gratwanderung ist und sie es nicht immer schafft, auf der sicheren Seite zu bleiben. Immer wieder fügen sich die Ereignisse etwas gar zu mühelos ineinander.

Was geschah nach dem Untergang?

Den Roman nun aber in den Bereich "seichte Unterhaltung" zu schieben, hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Tatsächlich kommt die Geschichte nicht ohne diese seichten Stellen aus und es wird immer wieder etwas zu dick aufgetragen. Doch lohnt es sich, der Story im Hintergrund etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn Leah Fleming wendet sich da einem "Titanic"-Kapitel zu, das ansonsten in den einschlägigen Romanen kaum zu finden ist: Dem weiteren Schicksal der Überlebenden. Die englische Autorin erzählt von einem Komitee, gebildet von überlebenden Frauen auf der "Carpathia", das jenen Familien beisteht, die durch den Untergang der "Titanic" alles verloren haben. Die vornehmlich aus wohlhabenden Familien stammenden Frauen sammeln Spendengelder und kämpfen für eine gerechte Entschädigung der Betroffenen.

Ein Augenmerk richtet Leah Fleming zudem auf die Hinterbliebenen, die nach dem Schiffsunglück in der ganzen Welt verzweifelt auf die Liste mit den Namen der Überlebenden warten, um nachzusehen, ob ihre Liebsten unter ihnen sind. Einer davon ist der Italiener Angelo, der auf seine junge Frau Maria und das gemeinsame Töchterchen gewartet hat und der - als seine Familie nicht unter den Geretteten ist - zunächst den Boden unter den Füssen verliert. Sehr eindrucksvoll beschreibt Leah Fleming die Verzweiflung des Mannes, der aus der Höhe eines freudigen Glücksgefühls in einen tiefen Abgrund stürzt.

Religiöser Touch

In den Roman eingeflochten hat Leah Fleming auch ihre persönliche Nähe zur Kirche. Immer wieder beten ihre Protagonisten und es spielen eine ganze Reihe von religiösen Menschen eine Rolle. Für jene Leserinnen und Leser, die der Kirche nicht ganz so nahe stehen, dürften einige Passagen etwas gewöhnungsbedürftig sein.
So bietet die Autorin denn also einen üppigen Mix aus Schicksal, Romanze und Glaube, gewürzt mit historischen Fakten. Der Roman lässt sich leicht lesen, wenngleich er nicht unbedingt zu den sprachlichen Perlen gezählt werden darf. Es ist ein solides Machwerk, das ein paar unterhaltsame Stunden garantiert und das sich einigen Aspekten des Dramas um die "Titanic" zuwendet, die in der Regel kaum Beachtung finden.

Schiff der tausend Träume

Leah Fleming, Fischer

Schiff der tausend Träume

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