Blut und Kupfer

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2012
  • 1
  • Goldmann, 2012, Titel: 'Blut und Kupfer', Originalausgabe
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Carsten Jaehner
851001

Histo-Couch Rezension vonMär 2012

Eine Mordserie um ein geheimnisvolles Kunstwerk

Kurzgefasst:

1617: In Prag wird der Alchemist Sallovinus ermordet. Bei ihm werden Kupferstiche gestohlen, die Vorlagen für vier kostbare Marmortafeln. Auf Gut Kraiberg bei München trifft zur selben Zeit die jung verwitwete Marie von Langenau bei ihrem Onkel Remigius ein. Bald findet Marie heraus, dass ihr Oheim ein gefährliches Geheimnis hütet und im Besitz einer der Tafeln ist. Als kurz darauf der mysteriöse Böhme Ruben ihr den Hof macht, weiß Marie nicht, ob sie ihm trauen kann oder ob er sie nur benutzt, um an das geheimnisvolle Kunstwerk zu gelangen.

 

Bayern, 1617. Die junge, frisch verwitwete Marie von Langenau kehrt mit ihrem Hund Aras nach Gut Kraichberg zurück, wo ihr ältester Bruder Albrecht residiert. Im Hofturm befindet sich auch ihr Onkel Remigius, der gesundheitlich angeschlagen und sehr eigenbrötlerisch ist. Zur gleichen Zeit wird in Prag der Alchemist Sallovinus ermordet, der im Besitz von Kupferstichen war, die Vorlage für eine vierteilige Marmortafel waren. Diese Tafel war bislang jedoch Legende.

Marie wird nach München zu ihrem Bruder Georg gebracht, der dort residiert und sie wieder verheiraten will. Dort trifft sie auch den jungen Böhmen Ruben Sandracce wieder, einen Edelsteinschneider, den sie bereits in Kraichberg kennen gelernt hatte und der gerade aus Prag kam, wo er von der Ermordung des Sallovinus erfahren hatte. Zwar bleibt lange unklar, welche Rolle Ruben in dem Gesamtgefüge spielt, aber Marie verliebt sich in ihn und er in sie, was ihre Wahl eines neuen Ehegatten nicht erleichtert.

Als sich herausstellt, dass tatsächlich alle vier Tafelteile existieren und sie ein Geheimnis bergen, gerät Marie nicht nur in Lebensgefahr, sondern auch in Zeitdruck, denn ihr Onkel Remigius scheint nicht nur mehr zu wissen, als er sagt, sondern er ist auch noch schwer krank und wird nicht mehr lange leben. Als weitere Steinschneider ermordet werden, spitzt sich die Lage zu...

Der alles bestimmende Faktor Zeit

Der Titel von Constanze Wilkens Roman Blut und Kupfer ist gut gewählt, denn beides kommt zu Genüge vor. Die Autorin präsentiert dem Leser ein Bayern kurz vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges mit all seinen politischen Verwicklungen und blickt dafür nicht nur in den Adel, sondern auch in das "normale" Volk mit seinen Nöten und Ängsten. Dabei ist ihr ein spannender Roman gelungen, der dem Leser kaum einen Moment der Ruhe gönnt.

Der Leser folgt Marie und ihrem Hund Aras durch ihre Geschichte, deren Grund sich nur langsam entfaltet. Klar ist, dass es irgendwie um vier Teile einer Kupfertafel, wobei jedes Teil in der Mitte einen Stein hat, der mit Hilfe der Scagliola-Technik gemacht wurde. Leider versäumt es die Autorin, den Lesern zu erläutern, was denn dies genau ist und warum es diese Steine und somit die Tafeln so wertvoll macht. Die Erklärung folgt erst im Nachwort, das ist schade und hätte den Lesern einiges unnötiges Grübeln erspart, zumal es genau darum letztlich geht.

Zur Zeit von Kurfürst Maximilian I. von Bayern, einem großen Kunstkenner und -liebhaber, gibt es nur wenige, die diese Technik beherrschen, und somit entfaltet sich eine spannende Geschichte um die Tafeln, deren Besitz und vor allem der Bedeutung der dargestellten Szenen, was schwierig ist, da drei der vier Platten vermisst sind und deren Besitzer ermordet. Da Maries Onkel Remigius die vierte besitzt, schwebt er in akuter Lebensgefahr, weiß er doch als letzter um das Geheimnis der Tafeln. Hier spielt die Autorin geschickt mit dem Faktor Zeit, denn die Frage ist letztlich, ob der alte, greise Remigius eher ermordet wird oder eher eines natürlichen Todes stirbt, und ob er Marie vorher das Geheimnis entschlüsseln kann.

Ein (Dreißigjähriger) Krieg liegt in der Luft

Die politischen Ereignisse in Prag lassen ahnen, dass bald ein Krieg bevorsteht, der länger dauern wird, als einem lieb sein kann, wobei natürlich noch niemand weiß, dass es noch ein Jahr dauern wird, bis der Krieg tatsächlich ausbricht, und dass er dreißig Jahre dauern wird, sowieso nicht. Aber die Atmosphäre spitzt sich allmählich zu, und so haben die Fürsten noch andere Dinge im Kopf als ein paar Kupfertafeln. Die Auflösung gerät letztlich recht spannend, und auch Marie stets drohende Verheiratung steht immer im Raum.

Constanze Wilken hat einen Roman geschrieben, der auf mehreren Ebenen Handlungsstränge hat, die sich immer wieder kreuzen, und sie verliert dabei nie den Überblick, hingegen versteht sie es, stets die Spannung zu halten und den Leser an den Roman zu fesseln. So verliert sie auch nie an Tempo, selbst in vermeintlich ruhigeren Passagen kann man sich nie sicher sein, was denn als nächstes passiert.

Flüssige Erzählung

Der Erzählstil der Autorin ist flüssig, und gelegentlich blitzt auch ein wenig ironischer Humor durch, der die Geschichte auflockert. Dazu taucht immer wieder der Böhme Ruben Sandracce auf, und die beiden verlieben sich ineinander, was aber für manchen Leser ein wenig schnell und irgendwie künstlich erscheinen mag. Sie sehen sich nie für lange Zeit, und Ruben hütet unzählige Geheimnisse, hinter die Marie nur schwer kommt, da er ihr auch nie etwas wirklich wichtiges erzählt. Jedoch hat Remigius Vertrauen zu ihm gefasst, und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als dies auch zu tun.

Insgesamt ist Constanze Wilken ein flotter, spannender und intensiver Roman gelungen, der gut zu lesen ist und gerade für kunstinteressierte Leser geeignet ist, allerdings auch Laien nicht überfordert. Ein Nachwort und eine Personenliste ergänzen den empfehlenswerten Roman, bei dem jeder Leser beruhigt zugreifen kann.

Blut und Kupfer

Contanze Wilken, Goldmann

Blut und Kupfer

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