Die Fälscherin

  • Marion von Schröder
  • Erschienen: Januar 2012
  • 4
  • Marion von Schröder, 2012, Titel: 'Die Fälscherin', Originalausgabe
Die Fälscherin
Die Fälscherin
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Histo-Couch Rezension vonMär 2012

Faszination Mittelalter

Kurzgefasst:

Das Lazariterspital in Jerusalem ist die Hölle, in welche die Aussätzigen verbannt sind. Auch für die junge Blanka endet der Zweite Kreuzzug hier. Sie wird zum Sterben zurückgelassen. Jahre später, wieder in Bayern, ist Blanka geheilt. Als ihr Vater erkrankt und Blanka ihr Erbe zu verlieren droht, muss sie im Krieg der beiden größten Mächte des Mittelalters Partei ergreifen. Um ihre Familie und ihren Herrn zu schützen, fälscht sie im Auftrag Ottos von Freising Urkunden. So wird sie zur heimlichen Kämpferin gegen die aufstrebenden Wittelsbacher. Bis sie sich in Ortolf verliebt, den gefährlichsten Ritter ihrer Feinde. Lebendige Fälschungen

Die junge Heilwig (Blanka) von Burgrain erkrankt während des Zweiten Kreuzzuges an Aussatz. Von den Pilgern in Jerusalem zum sterben zurückgelassen, glaubt nur Bischof Otto von Freisingen an ihre Genesung. Geheilt kehrt sie nach Bayern zurück und erlernt im Kloster das Schreiben und Lesen, stets gefördert und beschützt durch den mächtigen Bischof. Aus tiefer Dankbarkeit und Treue beginnt sie für Otto wichtige Urkunden zu seinen Gunsten zu fälschen. Immer in Angst entdeckt zu werden, kann sie sich nicht einmal Otto Kopf, ihrem Liebsten und gleichzeitig schärfsten Widersacher, anvertrauen.

 

 

 

Julia Freidank hat einen wunderbar packenden Roman rund um den bedeutesten Chronisten des Hochmittelalters, Otto von Freisingen, und wichtige gefälschte Urkunden geschaffen. Bereits mit der ersten Zeile ihres Buches zieht sie den Leser in die widersprüchliche und doch faszinierende Welt des Mittelalters hinein. Der Bann hält auch dann noch an, als die letzte Zeile bereits ausgelesen ist. Es geht nicht um große Politik, sondern um das Leben, das Leben in Klöstern, auf einfachen Burgen und sich langsam entwickelnden Städten. Auch das Hospizwesen rund um die Leprakranken stellt sie mit den ihr eigenen Schrecken dar.

Starke Frau

Bekanntlich sagt man ja, hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau. Im weitesten Sinne trifft das auch auf diesen Roman zu. Denn Freidanks Heldin ist eine solche starke Frau. Und ganz nebenbei zeigt die Autorin, welchen Einfluss Frauen im Mittelalter ausüben konnten. Es muss dabei auch nicht immer um die große Politik gehen. Die Verteidigung einer Burg fiel schon mal einer Frau wie Blanka zu, wenn ihr Mann nicht anwesend war. Und wer sagt denn, dass nur Männer Urkunden fälschen konnten.

Freidanks Heldin Blanka ist im Inneren zerrissen. Zu Beginn ist ihr Glaube und ihre Treue zu Bischof Otto ungebrochen, doch mit zunehmenden Alter und ihrer wachsenden Liebe zu Otto Kopf, dem treusten und gefährlichen Anhänger der Wittelsbacher, dem ewigen Gegner von Otto von Freisingen, machen sich Zweifel breit. Es ist spannend zu lesen, wie Blanka selbstbewusster wird und auch bereit ist, die Konsequenzen für ihre Entscheidungen zu tragen.

Das wirklich Faszinierende an dieser Geschichte sind die detailreichen Schilderungen über Fälschungen und originalen Urkundentexten. Es ist überaus interessant zu sehen, welche Wirkung das geschriebene Wort, egal ob echt oder gefälscht, auf die jeweiligen politische Situation haben konnte. Und Bischof Otto schien ein Meister zu sein, sich solche Urkunden zunutze zu machen.

Die Fälscherin ist ein exzellent recherchierter Roman, der keine Lücke offen lässt und neben einer Hommage an Otto von Freisingen, auch die Ministeralienfamilien näher beleuchtet. Dank ihres flüssigen und anschaulichen Schreibstils geht der Leser bei der Reise niemals verloren. Außer vielleicht bei der häufigen Namensgleichheit, die eben fürs Mittelalter nicht untypisch war, die ab und an für Verwirrung sorgt, aber Dank des ausführlichen Nachworts und des Personenregisters kann da Abhilfe geschaffen werden.

Die Fälscherin

Julia Freidank, Marion von Schröder

Die Fälscherin

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