Raubzug

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2011
  • 5
  • Heyne, 2007, Titel: 'The Whale Road (The Oathsworn 1)', Originalausgabe
Raubzug
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Carsten Jaehner
871001

Histo-Couch Rezension vonDez 2011

Gelungener Einstieg in neue Wikinger-Reihe

Kurzgefasst:

Sie nennen sich die Eingeschworenen: eine Mannschaft von Wikingern, die Seite an Seite kämpfen - bis in den Tod. Auf ihren Raubzügen stehlen sie christliche Artefakte, ihre Welt ist geprägt von Brutalität und dem gnadenlosen Kampf ums Überleben. Zusammen mit den Eingeschworenen begibt sich der junge Orm auf eine Reise von gewaltigen Ausmaßen, die über die Weltmeere bis zu den Steppen Sibiriens führt. Im blutigen Wettstreit um ein legendäres Schwert muss er zwischen den todesmutigen Wikingern bestehen.

 

Im Jahr 965 n. Chr. Der junge Orm wächst bei seinem Onkel auf, nachdem er von seinem Vater dort in Pflege gegeben wurde. Als er einen Bären getötet hat, wird er von seinem Vater Rurik wieder abgeholt und fortan "Bärentöter" genannt. Rurik ist Steuermann auf dem Schiff "Fjord Elk" und somit Mitgleid der "Eingeschworenen", einer Gruppe von tapferen Wikingern, die sich gegenseitig Treue und Loyalität geschworen haben und die überall gefürchtet sind und die sich durch den raub von christlichen Artefakten bereichert.

Unter ihrem Kapitän und Anführer Einar dem Schwarzen machen sie sich auf eine neue Reise. Ihr Ziel ist das Grab Attilas des Hunnen, wo sich dessen magisches Runenschwert befinden soll, der den Besitzer unbesiegbar machen soll. Doch weiß niemand genau, wo sich das Grab befindet, vielleicht ist es auch nur Legende. Gemeinsam mit der geheimnisvollen Hild, die das Geheimnis zu kennen scheint, machen sie sich über Birka und Schottland auf nach Sibirien, wo das Grab sein soll. Doch Intrigen untereinander, Kämpfe und Verluste machen den Weg nicht einfacher, zudem sind sie nicht die einzigen, die es auf das Schwert abgesehen haben. Eine blutige Auseinandersetzung beginnt...

Blutig und dreckig

Robert Low entführt die Leser mit seinem ersten von bislang vier Wikingerromanen in eine düstere Zeit, in der der einzelne für sich keine Bedeutung hatte. Der neu aufkommende Glaube der sogenannten Christen droht zudem, den alten Glauben an Odin zu verdrängen, und so werden auch Freunde schnell zu Feinden. Doch auf dem Schiff der Eingeschworenen ist das kein Thema. Dafür hat man sich mit Martin dem Mönch einen Feind gemacht, der ihnen noch lange lästig sein wird, und hätte man ihn sofort niedergemacht, wäre ihnen manches weitere erspart geblieben.

Der Roman besticht neben seinen ausführlichen Schilderungen von blutigen, dreckigen Kämpfen vor allem durch seine Beschreibungen der Traditionen und der Welt der Wikinger überhaupt. Aus der Sicht des Ich-Erzählers Orm bekommt man nicht nur Informationen aus erster Hand über Handel, Wissen und Gebräuche geliefert und kämpft mit den Kameraden mit, sondern wird auch in den Kodex der Eingeschworenen eingeführt. Ehre und Eide waren immer noch wichtiger als Familie und Blut, und so werden Verräter unangekündigt, aber wissentlich und ohne Diskussionen getötet. Das Leben war hart.

Ein etwas zu glatter Held

Doch gerade Orm ist es denn auch, der ein wenig zu idealisiert beschrieben wird. Ein junger Held, mit Lateinkenntnissen und Basisfinnisch, von den Göttern scheinbar geliebt und aufgrund seines Alters zum Babysitter des jungen Mädchens Hild degradiert, macht er einen steilen Aufstieg in der Hierarchie der Eingeschworenen, zumal er als Bärentöter scheinbar schon mehr einzeln geleistet hat als viele der anderen. Ein kleiner Superheld, möchte man meinen, intelligent und unerfahren zugleich, doch keineswegs unsympathisch. Hier fehlen noch einige Ecken und Kanten, um ein wirklicher Held zu werden, aber es gibt ja auch noch weitere Romane der Reihe.

Die weiteren Figuren sind genauso rau wie die Zeit, die Stimmung des Buches wird schon mit dem Coverbild treffend eingefangen. Alles ist irgendwie düster, die Fahrten übers Meer stürmisch und die Eingeschworenen mit vielerlei Typen besetzt. Nicht nur Einar und Orms Vater gehören zu den Wikingern, sondern auch unzählige weitere Charakter, bei deren Beschreibung man schon durcheinander kommen kann, zumal auch nicht alle davon die letzten Seiten des Buches lebend erreichen werden. Manchmal wird es etwas unübersichtlich, und man denkt, dass ein Personenverzeichnis vielleicht weitergeholfen hätte, doch leider gibt es keins.

Zu den "Feinden" und "Bösen" des Romans zählen neben der falschen Schlange Martin, dem Mönch, auch Gudleif, Ruriks Bruder und Orms Ziehvater, und dessen Familie. Sie alle machen Orm und den Eingeschworenen Probleme, und auch hier wird wacker Blut vergossen werden.

Realistische Beschreibungen

Überhaupt geht es in dem Buch ordentlich zur Sache, nicht nur was das Kämpfen angeht, sondern auch was Feiern und "zwischenmenschliches" angeht, wird nichts ausgespart und auch teilweise recht detailliert beschrieben. Die Zeit der Wikinger war gewiss kein Zuckerschlecken, und so trägt ein gewisser Realismus zum Bild des Romans bei.

Manchen Leser mag erstaunen, wie weit die Wikinger in der Welt herumgekommen sind, doch sind diese Fahrten alle belegt und somit nicht die Erfindung des Autors. Zu sehen ist dies auch an der Karte, die dem Buch vorangestellt ist. Im Anhang des Buches finden sich eine historische Nachbemerkung, ein Glossar und eine Danksagung des Autors. Ob es der Leserprobe für den zweiten Teil bedurft hätte, ist wohl Ansichtssache, aber es steht zu hoffen, dass dem Verlag nach dem zweiten Teil nicht die Luft ausgeht und er auch den bislang dritten und vierten Teil auflegen wird. Allzu oft brechen Verlage ja in letzter Zeit Reihen ab, was frustrierte Leser hinterlässt. Man wird sehen.

Wer historische Romane mag, die ordentlich düster und blutig daherkommen und die in eine Reihe mit Bernard Cornwell gestellt werden können, mit ein paar dramaturgischen Schwächen, der wird in der Wikingerreihe von Robert Low gut aufgehoben sein. Die Zeit der Wikinger war nun einmal nicht unbedingt von Romantik geprägt. Ein gelungener Roman, der die Fortsetzung freudig erwarten lässt.

 

Raubzug

Robert Low, Heyne

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