Die Tochter des Giftmischers

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2011
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  • Blanvalet, 2010, Titel: 'Poison', Originalausgabe
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Daniela Loisl
881001

Histo-Couch Rezension vonNov 2011

Spannung von der ersten bis zur letzten Seite

Kurzgefasst:

Im schwül-heißen Sommer 1492 braut sich hinter den Mauern der Heiligen Stadt Rom Böses zusammen. Als ihr Vater einem brutalen Mord zum Opfer fällt, verschafft sich die junge Francesca Giordano Zutritt zum Hof der Borgia, indem sie sich das Vertrauen der mächtigsten Familie Roms erschleicht. Doch ihr wahres Streben ist, den Tod ihres Vaters zu sühnen. Die Suche nach den Mördern wird zu einer atemberaubenden Jagd durch Paläste, die düsteren Gassen des jüdischen Ghettos bis hinein ins Herz des Vatikan...

 


Francesca Giordanos Vater wurde brutal ermordet. Er war der Giftmischer Rodrigo Borgias, und Francesca setzt alles daran, um seine Nachfolgerin zu werden und wagt einen sehr ungewohnten Schritt, Borgia dazu zu bewegen.
Borgia hat jedoch ganz andere Sorgen. Er will schon seit Jahren Papst werden und jetzt, wo amtierende Papst, Innozenz VIII, schwer erkrankt ist, sieht er seine Chance. Allerdings hat Borgia jede Menge Feinde und auch andere streben nach der Macht. So soll ihm Francesca dienlich sein, in dem sie Giftanschläge auf ihn verhindert und sich auch um die Sicherheit seiner Familie kümmert. Francesca geht mit Leidenschaft zu Werk und stößt so auch auf den vermeintlichen Mörder ihres Vaters. Ein wahrer Wettlauf um die Zeit beginnt, will Francesca weitere Morde verhindern.

Mord, Gift und Intrigen

Zurzeit reagiert man vielleicht etwas skeptisch, wenn man schon wieder liest, dass die Borgias im Mittelpunkt stehen. In den letzten Wochen liefen gleich zwei TV-Serien zu dieser Familie an und so manche Medien sprangen in Form von Dokumentationen oder Artikeln auf den fahrenden Zug des "Borgia-Hypes" auf. Es beschleicht einen schnell der Gedanke, ob dies auch Sara Poole bezweckt hat, hat man doch schon vor über einem Jahr von den geplanten TV-Reihen gehört. Diese Skepsis jedoch ist absolut nicht angebracht!

Sara Poole erzählt hier eine sehr innovative Geschichte und legt schon auf den ersten Seiten ein immenses Tempo vor und hält dieses, ohne die kleinste Unterbrechung, bis zur letzten Seite durch. Das Buch ist jedoch nicht einfach ein Roman, sondern ein historischer Krimi und beinhaltet alles, was man für Spannung braucht. Poole lässt ihre Protagonistin erzählen und so spricht Francesca richtiggehend mit dem Leser - ungewöhnlich, aber effektiv. Auch kann man Francesca nicht in das übliche Schema der Darstellerinnen in historischen Romanen einreihen. Ihr Charakter ist alles andere als einwandfrei und sie stellt auch nicht die brave, tugendhafte Frau dar, die nur auf den einen und einzigen Mann wartet, den sie über alles liebt. Vielmehr ist man regelrecht erstaunt, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken mordet, wenn es für sie von Vorteil ist und sie hat auch kein Problem, ihre körperlichen Bedürfnisse mit einem Mann zu befriedigen, den sie nicht liebt. Vielleicht mag sie etwas zu emanzipiert erscheinen, dies wird jedoch durch die flotte, und ansonsten stimmige Geschichte wieder wett gemacht.

Etwas mehr Giftkunde wünschenswert

Sprachlich ist das Buch sicher kein besonderes Werk, was sich bei übersetzten Büchern aber immer schwer beurteilen lässt. Aber Poole versteht bildlich zu erzählen und den Leser nicht mehr loszulassen. Nur selten beschreibt sie das Äußere von Figuren, in der Regel fließt alles geschickt in die Geschichte mit ein. Auch hat die Autorin es vermieden, ihre Darsteller in Schablonen zu pressen und nur als gut oder böse darzustellen. Gerade bei Rodrigo Borgia hat sie sehr viel Fingerspitzengefühl bewiesen, bezieht sie doch niemals Stellung, ob Borgia ein verabscheuungswürdiger und kalter oder ein sehr feinfühliger und familiärer Mensch war. Poole zieht sich geschickt aus der Affäre, in dem sie ihn unkommentiert darstellt wie er war. Sie macht keinen Hehl daraus, dass er um jeden Preis an die Macht will, zeigt aber auch, dass ihm die Familie über alles geht.

Den Antagonisten stellt die Autorin nicht einfach als Bösewicht dar, sondern als sehr intelligenten, und sogar attraktiven, "Irren". Genie und Wahnsinn liegen eng beieinander und Poole zeigt dies auf eindringliche Weise.
Wünschenswert wäre es allerdings gewesen, wenn man etwas mehr über die Tätigkeiten einer Giftkundigen zur damaligen Zeit erfahren hätte. Welche Pflanzen, Mittel wurden für was verwendet und wie wirkten sie, dies wäre sicher noch eine interessante Bereicherung gewesen.

Ein absolut spannendes Buch und vor allem auch stimmig stringentes Buch, das den Leser alles um sich herum vergessen lässt. Nicht die literarische Qualität steht hier im Vordergrund, sondern die wirklich gute Unterhaltung, die einen in eine andere Epoche entführt. Da der Schluss einige Spekulationen zulässt, darf man sich auf die bereits im Original erschienene Fortsetzung freuen.

Die Tochter des Giftmischers

Sara Poole, Blanvalet

Die Tochter des Giftmischers

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