Das Salz der Friesen

  • Leda
  • Erschienen: Januar 2011
  • 1
  • Leda, 2011, Titel: 'Das Salz der Friesen', Originalausgabe
Das Salz der Friesen
Das Salz der Friesen
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Carsten Jaehner
701001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2011

Mordserie in Ostfriesland

Kurzgefasst:

Ostfriesland im Sommer 1529: Ein einflussreicher Kaufmann aus Norden wird ermordet und mit Salz bestreut aufgefunden. Graf Enno von Ostfriesland bittet den Juristen Lübbert Rimberti um Hilfe bei der Suche nach dem Mörder seines Vertrauten. Gemeinsam mit dem Häuptling Ulfert Fockena folgt Rimberti der Spur durch ein Land, in dem sich vieles verändert. Graf Enno und sein Widersacher Balthasar von Esens bereiten sich auf den Krieg vor und Rimberti und Fockena geraten zwischen die Fronten. Dabei bringen sie Licht in eine dunkle Verschwörung gegen Graf Enno. Haben Ennos Gegner es nur auf die wertvolle Salzinsel Bant abgesehen oder geht es um mehr?

 

In Norden in Ostfriesland wird 1529 eine Nonne tot aufgefunden. Sie bekam den Pfeil einer Armbrust in die Brust geschossen und wurde anschließend mit Salz bestreut. Kurz darauf wird der Kaufmann Jakob Sanders ebenfalls so getötet und mit Salz bestreut. Grund genug den Häuptling Ulfert Fockena und den Rechtsgelehrten Lübbert Rimberti im Auftrag des Grafen Enno die Ermittlungen aufzunehmen.

Schon bald gibt es ein drittes Opfer, und zwischen den drei Toten kann zunächst keinerlei Zusammenhang festgestellt werden, abgesehen von der Todesart. Die beiden Ermittler verfolgen die Spur des Salzes, die sie auf die Insel Bant führt, wo das Salz aus der Nordsee durch Siederei gewonnen wird. Sie geraten dort in Lebensgefahr und begegnen Junker Balthasar von Esens, dem Häuptling des Harlingerlandes und Gegner Ennos. Zurück am Festland wird bald ein viertes Opfer gefunden, und die Ermittlungen scheinen auf der Stelle zu treten. Doch je länger sie nachforschen, desto mehr geraten sie in eine Verschwörung um Graf Enno. Haben er oder Balthasar mit den Morden zu tun? Schließlich droht ganz Ostfriesland ein langanhaltender Krieg, der verhindert werden muss.

Lehrreicher historischer Hintergrund

Ostfriesland ist im Aufbruch. Der neue Glaube, vertreten durch Martin Luther und einigen radikaleren Abkömmling der Bewegung, macht sich breit und entzweit den Norden Deutschlands. Es ist eine brisante Zeit mit Raubzügen und Plünderungen, Bilderstürmen und Religionskonflikten, in der der Roman von Andreas Scheepker spielt. Dabei sind die Grundzüge des Romans durchaus historisch, wenn man von der Mordserie absieht. Die Hauptfiguren gab es tatsächlich, und die historischen Begebenheiten sind ebenfalls belegt.

Scheepker konstruiert einen durchaus spannenden Fall, spart nicht mit Opfern und führt die Ermittler in die eine oder andere Sackgasse. Mehrere Spuren sind zu verfolgen, viele verdächtige Personen verschwunden und somit haben die beiden eine schwere Aufgabe vor sich. Interessant sind dabei vor allem die historischen Aspekte des Romans, die geschickt in die Handlung eingewoben werden. So lernt man als Leser einiges über die Salzgewinnung aus der Nordsee, über das Schicksal der heute nicht mehr existierenden Nordseeinsel Bant und auch über das politische Gefüge in Ostfriesland mit seinen Häuptlingen und Gesetzen. Das macht den Roman sehr lehrreich und lohnt auf jeden Fall die Anschaffung.

Auch die Begegnungen mit dem Reformator Andreas Karlstadt sind sehr interessant und runden das Bild der Zeit ab. Der Glaube spielte seinerzeit eine große Rolle, und dieser gesamte Aspekt der Religionskonflikte und aufkommenden Reformation mit den Bilderstürmen bildet einen lesenswerten Zusatz zum Roman.

Zu knapper Erzählstil

So gut der Roman recherchiert ist, so distanziert bliebt man allerdings gegenüber den Figuren. Scheepkers knapper Erzählstil lässt es kaum zu, dass man mit den Opfern mitfühlt, mit den Ermittlern mitfiebert oder mit sonst irgend jemandem aus dem Roman eine Beziehung aufbaut. Das liegt zum einen am zum teil sehr knapp gehaltenen Erzählstil, der auch in den Beschreibungen, so vorhanden, sehr neutral und ohne ausartende Emotionen daherkommt, zum anderen ist die Aufteilung in 100 Kapitel auf einer Erzählstrecke von 260 Seiten wirklich übertrieben. Da hätten viele Kapitel zusammengefasst werden können, die inhaltlich zusammenhängen, doch so wird der Lesefluß immer wieder grundlos gestört. Teilweise sind die Kapitel nur eine halbe Seite lang, die längsten haben nur vier oder fünf Seiten. Man atmet mehr durch als nötig und kommt so öfter aus dem Tritt als nötig.

So gerät Rimberti in Lebensgefahr, als die Ermittler auf Bant sind und Rimberti von Gaunern entführt und auf einer Sandbank ausgesetzt wird, während die Flut eintritt. Sein Kampf gegen das Wasser und seine Rettung sind dabei sehr sachlich und dabei emotionslos geschildert, und in eineinhalb Seiten ist die Dramatik wieder vorbei. Hier hätte der Autor gut daran getan, den Leser mehr mitzunehmen, als ihm das Geschehen einfach nur nüchtern zu erzählen.

Lesenswerte Anhänge

Die Zugaben zum Roman sind durchaus lesenwert, vor allem die längeren Erklärungen zum Friesensalz und zur Insel Bant. Weitere historische Bemerkungen zu Orten und Personen sowie ein Personenverzeichnis zu Beginn des Romans und eine ausführliche Literaturliste runden den Roman ab. Wünschenswert wäre allerdings eine Karte der Region gewesen, die nicht nur den Ausschnitt auf dem Buchcover zeigt, sondern auch den ganzen Küstenbereich mit den Stätten, die es heute nicht mehr gibt und natürlich denjenigen, die heute noch existieren.

Insgesamt bietet der Roman einen soliden Krimi mit einem interessanten und gut recherchierten Hintergrund, bleibt aber erzählerisch und von der Stimmung her hinter seinen Möglichkeiten. Vielleicht werden die beiden Ermittler ja noch einmal zur Aufklärung benötigt, dann würde man sicher gerne wieder Zeuge der Nachforschungen werden.

Das Salz der Friesen

Andreas Scheepker, Leda

Das Salz der Friesen

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