Die Intrige

  • St. Ulrich
  • Erschienen: Januar 2011
  • 0
  • St. Ulrich, 2011, Titel: 'Die Intrige', Originalausgabe
Die Intrige
Die Intrige
Wertung wird geladen
Daniela Loisl
851001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2011

Spannende Geschichte um Schloss Bürgeln

Kurzgefasst:

Südbaden im Jahr 1796. Verzweifelt versucht der französische General Jean-Victor Moreau seine ausgelaugten Truppen gegen die habsburgische Übermacht in Stellung bringen. Unter der Landbevölkerung verbreiten die marodierenden Franzosen Angst und Schrecken. In diese Situation platzt eine ganz andere Nachricht: Schloss Bürgeln bekommt einen neuen Propst, Johannes van Wellenberg. Aus Westfalen kommt der hohe geistliche Herr und bringt seine Nichte Susanne mit. In der Dorfwirtschaft kommt deshalb Gerede auf. Von Schloß Bürgeln aus befehligt Erzherzog Carl die habsburgischen Truppen. Sowohl einer seiner Generäle als auch ein Offizier zeigen Interesse an der selbstbewußten und gebildeten Susanne. Aber was hat dieser Offizier mit dem eitlen Bischofssekretär aus St. Blasien zu tun? Dass die schöne Propstnichte schon lange auserkoren wurde, Opfer einer weit verzweigten Intrige zu werden, deren Fäden in Wien zusammenlaufen, das ahnt freilich keiner der vorlauten Herren der Wirtshausrunde, die schon bald die Schrecken des Krieges zu spüren bekommen.

 

Johannes von Wellenberg wird zum neuen Propst in Bürgeln ernannt und bezieht mit seiner Nichte Susanne das Verwaltungsgebäude in Bürgeln. Zur gleichen Zeit bekommt der junge Meister Jakob Lennardt vom Fürstabt Ribbele den Auftrag, Porträts von Heinrich IV. und Mathilda von Tuszien (Mathilde von Canossa) zu malen. Jakob ist mit der Wirtstochter Clara liiert und als der neue Propst mit Susanne bei der Anreise nach Bürgeln Halt in Claras Wirtshaus machen, kreuzen sich die Wege der beiden Frauen zum ersten Mal. Aber auch General Walther von Lemm, der mit ein paar seiner Soldaten die Kutsche des Propst zur Sicherheit begleitet, Jakob Lennart und Major Joseph Bächele spielen in der Geschichte noch eine tragende Rolle.

Luftig leichte Erzählung

Die Geschichte Schloss Bürgelns wird hier erzählt und wer kennt diese schon besser als der Direktor desselben, Dr. Ehrenfried Kluckert, der Autor dieses Buches. Unverkennbar hat der Autor nicht nur einen besonderen Bezug zum Schloss, sondern weiß auch über die geschichtlichen Hintergründe bestens Bescheid. So verwundert es nicht, dass seine Liebe zu diesem Gebäude auch stets zwischen den Zeilen spürbar ist.

Der Auftakt im Roman ist heftig, grausam, aber leider auch sehr realistisch. Ein kleiner Junge muss zusehen, wie sein Vater einen Franzosen regelrecht abschlachtet. Mit diesem kleinen Jungen gibt Kluckert dem Künstler Jakob Lennart, der bei dem bekannten Maler Anton Morath in die Lehre geht, ein Gesicht und zeichnet Episoden seines Lebens sehr feinfühlig nach. Es gibt aber zu Beginn mehrere Erzählstränge, die entweder nur als kurzer Informationseinschub dienen oder erst gegen Ende des Buches zusammenlaufen. Ausführlicher Platz ist Susanne Willgard, der Nichte des neuen Propstes in Bürgeln, Johannes von Wellenberg, gegönnt. Um Susanne spinnt Kluckert eine sehr zarte Liebesgeschichte, mit der er sehr gekonnt einen Anknüpfungspunkt zum Militär setzt. Susanne verliebt sich in General Walther von Lemm. Von Lemm ist der Major Joseph von Bächele unterstellt, der im Grunde die entscheidende Rolle rund um die geplante Intrige, um die es ja prinzipiell geht, spielt. Durch die verschiedenen Erzählstränge, die sich erst nach und nach verknüpfen, hält Kluckert die Geschichte stets auf Spannung.

Kluckert hat einen sehr leichten Erzählstil und führt den Leser so zu der trügerischen Annahme, dass hier gar nichts Schlimmes passieren kann. Zu fein, zu zart oder auch zu gut scheint alles zu sein, und da auch das richtige Maß an Humor nicht fehlt, wähnt man sich in einer eher leichten und lockeren Geschichte. Aber schon nach dem Prolog hätte der Leser auf sein Innerstes hören sollen, dass hier vieles im Argen liegt. Man wähnt sich lange sicher, da man zu wissen glaubt, worauf alles hinausläuft und ist so umso überraschter, dass Kluckert letztendlich doch alle Register eines hinterhältigen Intrigenspiels zieht und alles doch gänzlich anders kommt als man auch nur ahnen konnte - oder auch wollte.

Obwohl der Leser einer Schlacht bzw. einem Scharmützel mit den Franzosen nie beiwohnen muss, wird die ganze Angst der Leute um ihre Heimat spürbar. Nicht vielen Autoren gelingt es, Angst und Bedrücken ohne vieler Worte und ohne große Beschreibung so authentisch dazustellen.

Etwas blasse Figuren, aber ein umso prächtigeres Schloss

Kluckerts Figuren sind liebevoll gezeichnet, wenngleich es ihnen aber doch an Tiefe fehlt. Ob Jakob, der junge Künstler, Clara, seine Verlobte oder auch Susanne und Walther, von allen erfährt man etwas, aber leider viel zu oberflächlich. Die Figurenzeichnung ist auch die Schwäche der ansonsten so ungewöhnlichen und mit sehr viel Engagement erzählten Geschichte.

Kluckerts Stärke liegt in der Darstellung der Zeit und Schloss Bürgeln selbst. Auch wer von diesem Schloss noch nie gehört hat, bekommt eine wunderbare plastische Vorstellung dieses schönen Gebäudes. Kluckert ermöglicht dem Leser quasi eine ganz private Führung, zeigt ihm die wichtigsten Räume des Gebäudes und macht ihn auf die Kunstwerke aufmerksam. Hier wird die eigentliche Liebe des Autors zu Schloss Bürgeln richtiggehend greifbar.

Allerdings hätte der Autor gut getan, die vielen aus der Kunst entliehenen Begriffe näher zu erläutern oder besser noch, dem unbedarften Leser diese Worte zumindest in einem ausführlichen Glossar zu erklären. Leser, die sich mit der Kunst zurzeit des Rokoko nie auseinandergesetzt haben, werden mit Begriffen wie Rocaille, Supraporte, Kartusche, Vedute und dergleichen nicht viel anfangen können und werden auch nicht wissen, wer Merian war. Diesbezügliche Erläuterungen wären eine Bereicherung gewesen.

Ein schön zu lesendes Buch mit interessanten Informationen über Schloss Bürgeln und dessen Geschichte. Sympathische Figuren und infames Schurkenpack machen die Erzählung spannend und sorgen für Kurzweil. Einzig das Covermotiv des Buches passt so gar nicht zum Inhalt, aber dies ist wohl nicht dem Autor anzulasten.

Die Intrige

Ehrenfried Kluckert, St. Ulrich

Die Intrige

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Die Intrige«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Zeitpunkt.
Menschen, Schicksale und Ereignisse.

Wir schauen auf einen Zeitpunkte unserer Weltgeschichte und nennen Euch passende historische Romane.

mehr erfahren