Das Buch von Ascalon

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2011
  • 4
  • Lübbe, 2011, Titel: 'Das Buch von Ascalon', Originalausgabe
Das Buch von Ascalon
Das Buch von Ascalon
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Carsten Jaehner
851001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2011

Spannende Ereignisse während der Kreuzzüge

Kurzgefasst:

Köln, 1096. Unzählige Kreuzfahrer nutzen die Stadt als Durchgangsstation. Immer wieder gibt es Übergriffe gegen die jüdische Bevölkerung. Schließlich wird der Kaufmann Isaac beauftragt, den wertvollsten Besitz der Gemeinde zurück ins Gelobte Land zu bringen: das Buch von Ascalon. Zusammen mit seiner Tochter Chaya macht er sich auf den gefährlichen Weg. Dabei begegnen sie dem jungen Dieb Con, der um eine große Verschwörung gegen den englischen Thron weiß, und einem armenischen Gelehrten, der ganz eigene Ziele mit dem mysteriösen Buch verfolgt. In Jerusalem soll sich ihrer aller Schicksal erfüllen...

 

England, 1096: Der junge Engländer Conn muss mit ansehen, wie seine Geliebte Nia brutal ermordet wird. Durch Zufall erfährt er den Namen des Mörders und schwört, die Frau, die er heiraten wollte, zu rächen.

Zur gleichen Zeit werden in Alemagna immer mehr jüdische Viertel ausgeraubt und geplündert. In Köln machen sich daher der jüdische Kaufmann Isaac Ben Salomon und seine Tochter Chaya auf den Weg ins Heilige Land. Isaac ist Hüter des Buches von Ascalon, das bei Gefahr den Weg zurück nach Antiochia zu seinem Bruder finden muss.

Währenddessen wird Conn für das Kreuzfahrerheer eingezogen und findet hier Freunde, die ihn fortan begleiten. Unterwegs kreuzen seine Wege immer wieder die von Chaya und ihrem Vater, und die beiden verlieben sich ineinander. Doch eine Christen und eine Jüdin ist keine Zukunft beschert, und Conn will schließlich den Tod von Nia rächen. Guillaume de Rein, der Mörder, steht im Schatten seines Vaters und wird von seiner Mutter manipuliert. Er greift nach der Macht, hat aber die Rechnung ohne den kleinen rachsüchtigen Engländer gemacht...

Vielfältige Konstellationen

Michael Peinkofers gut 850 Seiten starker Roman entführt den Leser in die Zeit der Kreuzzüge, als man noch davon überzeugt war, im Namen des Herrn Gutes zu tun und Sündenablass zu bekommen, wenn man Jerusalem erobert. In diese Zeit webt er zwei Handlungsstränge, die sich immer wieder treffen und wieder auseinandergehen und die auch gelegentlich Abzweigungen nehmen.

Conn ist ein junger Mann, der eigentlich gar nicht auf die Kreuzzüge will und daher auch nicht mit dem Herzen dabei ist. Seine Geliebte, die er heiraten wollte, wurde sinnlos von Guillaume de Rein getötet. Ihm hat er Rache geschworen und sieht die Gelegenheit günstiger, als er sich den Kreuzfahrern anschliesst und feststellt, dass auch de Rein mit im Feldzug reitet. Doch gemeinsam mit neuen Freunden, darunter vor allem der Normanne Baldric, der Conn als seinen Sohn annimmt, stürmt er nicht kopflos in die Rache, sondern mit Überlegung.

Im zweiten Erzählstrang reist die Jüdin Chaya mit ihrem Vater nach Antiochia, um dort ihrem Onkel eine bedeutende Schriftrolle zu übergeben, das titelgebende Buch von Ascalon. Immer wieder begegnen sich Conn und Chaya zufällig auf der Reise, bis sie schließlich sicherheitshalber gemeinsam reiten und sich näher kennen lernen. Und es kommt, wie es kommen muss: Der Christ und die Jüdin verlieben sich ineinander, woraufhin die Schriftrolle verschwindet und Conn natürlich als erster unter Verdacht steht. Keine gute Basis für eine schon von sich aus schwankende Liebesbeziehung.

Ein durchtriebener Böser

Peinkofer macht es seinen Helden nicht leicht. Immer wieder legt er ihnen Steine in den Weg, und es scheinen immer mehr Steine zu werden, je näher man der Auflösung kommt, warum das Buch überhaupt so wichtig ist und was es damit auf sich hat. Dass das Schicksal des Abendlandes davon abhängt, wird schnell klar, doch Peinkofer lässt sich Zeit, das Geheimnis des Buches voll zu enthüllen. Und auch wenn die, die es gelesen haben, um die Bedeutung wissen, so lässt der Autor die Leser noch länger im Dunkeln, worin ein Gutteil der Spannung besteht, die den Leser an das Buch fesseln.

Peinkofer hat mit seiner vielfältigen Personenkonstellation ein paar Charaktere geschaffen, die es durchaus in sich haben. Allen voran Guillaume de Rein, der von seinem Vater bewusst klein gehalten wird, von seiner Mutter aber protegiert wird und die ihn manipuliert und somit ihren eigenen Mann hintergeht. Allein diese Familie bietet einiges an Spannung, geht es doch um Macht und Intrigen, die das Salz in jeder belletristischen Suppe sind.

Wer ist Freund, wer ist Feind?

Unter Conns Freunden weiß man nie genau, wer Freund ist und wer Feind, und auch Chayas Verwandte im Gelobten Land sind nicht ganz ohne, vor allem ihr Cousin Caleb, der Conn immer sofort töten will, sobald er ihn sieht. Das ist ein bisschen nervig und auf die Dauer auch ermüdend, aber immerhin handelt er im guten Glauben und steht immer auf Chayas Seite.

Peinkofer hat die Historie und die Zeit gut eingefangen, und die Handlungen sind immer nachvollziehbar, wenngleich es im Roman auch an einigen Schnittstellen Längen gibt, die durchaus straffer hätten gestaltet werden und den Roman um einiges hätten kürzer werden lassen können. Die Kreuzzüge dienen nur als Kulisse für die Handlung, spielen aber letztlich immer eine politische Rolle im Hintergrund.

Das Buch von Ascalon ist ein Roman über jegliche Konfessionen und bietet durch seine bunte Personenkonstellation einen spannenden Roman, der auf mehreren Ebenen handelt und auch funktioniert. Neben der Liebe geht es vor allem auch um Vertrauen, Freundschaft und Treue, was alles in diesen Zeiten nicht leicht zu erhalten ist. Bunte Karten im Einband und ein Nachwort des Autors ergänzen den gelungenen Roman, bei dem auch das ansprechende Cover gelobt werden darf. Trotz einiger Längen kann der Roman ohne Bedenken weiter empfohlen werden, wenn man für 850 Seiten Platz im Bücherregal hat.

Das Buch von Ascalon

Michael Peinkofer, Lübbe

Das Buch von Ascalon

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