Macht aus Stein und Glauben

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  • Erschienen: Januar 2009
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  • , 2009, Titel: 'Macht aus Stein und Glauben', Originalausgabe
Macht aus Stein und Glauben
Macht aus Stein und Glauben
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Jörg Kijanski
601001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2011

Über Ritter und Kleriker im Jahre 1100

Der angesehene Graf Gottfried von Aue stirbt an den Folgen eines Reitunfalls, doch zuvor vertraut er seinem Burgkaplan Domeniko noch ein Geheimnis an. In einem Geheimfach der Truhe des Grafen befindet sich eine mit Münzen prallgefüllte Schatulle, die Pater Domeniko nach Gottfrieds Beerdigung in den Ausbau der kleinen Dorfkapelle stecken soll, so dass möglichst viele Menschen dorthin kommen mögen, um für Gottfrieds Seelenheil zu beten. Nach dessen Tod ist die Schatulle und mit ihr das Geld verschwunden und so beschließt Domeniko, zu seinem Benediktinerkloster Heilig Geist zu Köln zurückzukehren, um den Prior Bericht zu erstatten. Der Cellerar des Klosters, der ebenso umtriebige wie zwielichtige Niklas, bittet Domeniko, die Geschichte aufzuschreiben, damit er den Fall dem Kölner Erzbischof vortragen kann.

Derweil beabsichtigt Rudolf von Aue, Gottfrieds einziger Sohn, eine neue, größere Burg oberhalb der Wupper zu bauen, was jedoch nicht unproblematisch ist, denn zunächst müsste geklärt werden, ob er überhaupt das bisherige Lehen seines Vaters übertragen bekommt. Auch diese Entscheidung kann nur der Erzbischof treffen, der sich jedoch auf einer längeren Dienstreise befindet. Derweil plant Rudolfs Mutter dessen Vermählung mit der jungen Brunhilde, deren Eltern das angrenzende Lehen gehört. Der Bau der neuen Burg beginnt und schnell formieren sich erste Gegner des Projektes. Auch vagabundierende Räuber machen die Gegend zunehmend unsicher&

Kurzweilig erzählt, aber mitunter fehlt ein klarer Erzählstrang

Macht aus Stein und Glauben gibt einen durchaus interessanten Einblick in die Geschichte der Anfänge des Herzogtums Berg. Wie der Titel schon andeutet, steht vor allem der Alltag von Rittern und Kirchenleuten im Vordergrund. Ein ausgeprägtes Interesse an kirchlichen Themen sollte bei der Lektüre vorhanden sein, da das Wirken des Klerus sowie religiöse Riten einen guten Teil der Geschichte einnehmen. Hierbei darf auch nicht die eine oder andere Intrige fehlen, denn alte Machtansprüche wollen gewahrt und neue durchgesetzt werden.

Die Worte dieses Mannes hatten die Trauergemeinde ergriffen. Wie waren wohl die Taten dieses Menschen? Er konnte zwischen den Worten und den Taten keine Übereinstimmung sehen. Aber plötzlich durchzuckte es ihn. Was grübelte er? Wie begann die Heilige Schrift? Wie begann das erste Buch Mose?

 

Am Anfang war das Wort. Wie konnte er Zweifel haben? Das Wort stand über der Tat!

 

Die Rolle des bösen Geistlichen fällt Cellerar Niklas zu, der auf eher unchristliche Art die finanziellen Probleme seines Klosters lösen möchte. Auch der Bau der neuen Burg wird ausführlicher dargestellt, gemischt mit einzelnen Episoden, die die Handlung etwas auflockern sollen.

 

"... andererseits bedeutet das Christentum unsere Weltordnung; es hält unsere Gesellschaft zusammen; wir, die Ritter, sind die Verteidiger dieser Ordnung; die Kleriker halten die Verbindung zu unserem Gott und die Bauern arbeiten für das tägliche Brot aller: So ist es ausgewogen und gut."

 

Wer sich jetzt fragt, was denn eigentlich aus der großen Schatulle und den vielen Münzen geworden ist, der findet schnell den Schwachpunkt dieses Buches. Nach der Einleitung sollte man eigentlich glauben, dass Pater Domeniko sich auf die Suche nach dem Geld macht, doch stattdessen verschwindet dieser Erzählstrang quasi wie von selbst. Niklas lässt die Geschichte von Domeniko aufschreiben, um sie dem Erzbischof vortragen zu können, doch dieser weilt derzeit nicht in Köln. Wiedervorlage nach Rückkehr des Erzbischofs; wenige Seiten vor Ende des Romans. Auch der weitere Lebensweg von Domeniko (er verlässt später das Kölner Kloster) und vor allem dessen umfangreiche Schilderung erschließt sich dem Leser nicht wirklich, denn er hat auf den Verlauf der eigentlichen Geschichte keinerlei Einfluss.

 

Wenn Jesus ein Mensch war, konnte er nach dem Tod nicht wieder auferstehen; wenn er ein Gott war, konnte er gar nicht sterben. Er verstand das alles nicht. Nein, so etwas Schwieriges überließ er lieber den Gelehrten.

 

So wirkt Macht aus Stein und Glauben ein wenig wie eine Episodensammlung, die zwar jeweils für sich nett und interessant zu lesen ist, allerdings den durchgehenden roten Faden vermissen lässt. Daher fällt es auch leicht, das Buch nach jedem Kapitel erst einmal wieder aus der Hand zu legen, da die einzelnen Erzählstränge überwiegend nebeneinander verlaufen. Wer sich für das Mittelalter oder speziell für die Geschichte des Bergischen interessiert, mag hier dennoch zugreifen. 

Macht aus Stein und Glauben

Franz-Josef Mundt, -

Macht aus Stein und Glauben

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