Domfeuer

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2011
  • 2
  • Emons, 2011, Titel: 'Domfeuer', Originalausgabe
Domfeuer
Domfeuer
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Dirk Jaehner
851001

Histo-Couch Rezension vonSep 2011

Eine geheimnisvolle Verschwörung um den Kölner Dom - spannend!

Kurzgefasst:

Im Jahr 1248: Der geplante Neubau des Kölner Doms steht unter keinem guten Stern: Ein Werkmeister der Dombauhütte und drei reiche Stifter werden in ein und derselben Nacht umgebracht. Zu dumm für Hafenknecht Paulus, dass er mit Klinge und blutdurchtränktem Hemd neben einer der Leichen entdeckt wird. Ganz Köln jagt ihn nun und er jagt den mordenden Unbekannten, der ihn in die Falle gelockt hat. Alle Spuren führen auf ein mysteriöses Schiff, das im Kölner Hafen vor Anker gegangen ist. Doch nicht nur seinen eigenen Hals muss Paulus retten das Schicksal der gesamten Stadt und der Neubau der Kathedrale stehen auf dem Spiel. Ein Kriminalroman um eine historisch belegte Katastrophe: den missglückten Teilabbruch des alten Kölner Doms.

 

Die Opfer: drei angesehene und reiche Kölner Tuchkaufleute. Der Verdächtige: ein junger ehemaliger Bettler. Der Täter: eine schattenhafte Gestalt namens Nox (lat. Nacht). Schon nach kurzer Zeit scheint alles klar zu sein in diesem Fall. Ist das dann noch spannend? Ja, es ist. Und unterhaltsam noch dazu. Denn Dennis Vlaminck strickt um die Niederlegung des alten Doms im Jahr 1248 aus vielen kleinen Begebenheiten eine weittragende Geschichte. Und spätestens ab der Hälfte des Buches möchte man es nicht mehr aus der Hand legen.

Das große Fragezeichen

Nox ist ein Killer, der die drei Kaufleute Mummersloch, Quatermart und Gir auf ziemlich blutige Weise umbringt und die Taten dem jungen Hafenarbeiter und einstigen Bettler Paulus unterschieben will. Doch wie kommt er nach Köln? Und was sind seine Motive? Gelingt es Paulus, sich aus der Schlinge, die der seltsame Fremde um ihn gelegt hat, zu entkommen (auch das ist vergleichsweise schnell klar: Ja, es gelingt ihm. Er ist schließlich der Held und Sympathieträger der Geschichte)? Das große Fragezeichen um die Hintergründe der Geschichte löst sich jedoch erst ganz am Schluss, obwohl Vlaminck zwischendurch immer wieder winzige Hinweise einstreut. Dombaumeister Gerhard, der geheimnisvolle Bruno von Madras, der Büttel Konstantin, das Mädchen Jente, Matthias und Barthel, die beiden älteren Brüder von Paulus - sie alle haben irgendetwas mit den Ereignissen zu tun.

Der rote Faden der Geschichte ist der Brand des Kölner Doms am 30. April 1248, ein historisch verbürgtes Ereignis. Er war von den Werkmeistern der Dombauhütte gelegt worden, um den alten Dom abzureißen. Ein neuer sollte errichtet werden. Offenbar wurden jedoch Fehler gemacht, zusätzliche Windböen fachten das Feuer noch mehr an und schließlich wurde nicht nur der Marienchor, sondern das komplette Gebäude zerstört.

Viele Figuren

Um dieses Ereignis strick Vlaminck geschickt seinen Mittelalterkrimi. Da ist Paulus, der jüngste der drei "Apostel". Allesamt sind sie Söhne einer Hure, haben aber unterschiedliche Väter. Der älteste, Matthias, fühlt sich ganz wohl als Bettler, der keine Verantwortung zu übernehmen braucht. Der zweitälteste Barthel (Bartholomäus) hat immerhin durch seinen Vater, den ermordeten Kaufmann Gir, eine einigermaßen gesicherte Zukunft als Müller auf einer der Rheinmühlen. Paulus, der Jüngste, hat aus Liebe zu einer Magd dem Bettlerdasein abgeschworen und verdingt sich als Tagelöhner im Hafen. Da ist Burkhard, Werkmeister am Dom. Ihm obliegt es, den alten Dom zum Einsturz zu bringen. Doch eines Nachts, als er die Gräben untersucht, in denen das Feuer brennen soll, wird er ermordet. Da ist Gideon, ein Treidler, der gemeinsam mit seinen Kollegen eine riesige Kogge nach Köln treideln soll. Sehr verdächtig ist der Auftrag, weil er erstens viel Geld bringt und zweitens ungewöhnlicherweise auch bei Nacht durchgeführt werden soll. Da ist Bruno von Madras, der mit einer Schiffsladung Pfeffer nach Köln kommt, um ein altes Gelübde zu erfüllen. Und da ist Nox, der Paulus am Hafen anspricht und ihn bittet, ihm die Häuser dreier bedeutender Kaufleute zu zeigen.

Vlaminck legt die Lunten aus und dreht sie allmählich zu einer schlüssigen Geschichte zusammen. Irgendwann fragt sich der Leser, was das denn alles speziell mit Köln zu tun haben soll. Aber das hat es, und diese Geschichte hätte so nicht in einer anderen Stadt stattfinden können. Vielleicht hetzt Paulus ein paar Mal zu oft durch Köln, vielleicht hätte das Ende seiner Verlobung etwas wortreicher gestaltet sein können. Vielleicht hätte auch ein wenig mehr Humor zwischen den Zeilen auftauchen können. Nichtsdestotrotz ist der Krimi spannend und bietet Einblick in das 13. Jahrhundert mit glaubhaften Figuren und einem stimmigen Ambiente.

 

Domfeuer

Dennis Vlaminck, Emons

Domfeuer

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