Der Fluch des Mechanicus

  • Societäts-Verlag
  • Erschienen: Januar 2011
  • 7
  • Societäts-Verlag, 2011, Titel: 'Der Fluch des Mechanicus', Originalausgabe
Der Fluch des Mechanicus
Der Fluch des Mechanicus
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Rita Dell'Agnese
721001

Histo-Couch Rezension vonSep 2011

Kompakter Krimi rund um ein geheimnisvolles Dokument

Kurzgefasst:

Frankfurt im Jahre des Herren, 1509. In der engen Judengasse, in der sich Fachwerkhäuser und Geschäfte wie vertraute Gefährten aneinanderschmiegen, entdeckt ein jüdischer Mechanicus ein uraltes griechisches Dokument, in dem eines der größten Geheimnisse der Menschheit verborgen ist: die Anleitung für den Bau einer Maschine, mit der sich Gold herstellen lässt. Doch was für den alten Mann als Traum von Wohlstand und Glück beginnt, verwandelt sich alsbald in ein Inferno aus Hass, Mordlust und Gier. Denn auf dem ebenso wertvollen wie gefährlichen Dokument lastet ein Fluch, der jeden, der damit in Berührung kommt, ins Verderben stürzt...

 

Krimi, Liebesgeschichte und historischer Roman in einem: Alf Leue legt mit seinem Roman Der Fluch des Mechanicus ein kompaktes Werk mit verschiedenen Elementen vor. Zum einen geht es darin um ein geheimnisvolles Dokument, das seinen Besitzer reich machen soll - oder dazu führt, ihn auf eine unnatürliche Weise sterben zu lassen. Zum anderen wird die Geschichte der Frankfurter Juden im 15. Jahrhundert erzählt. Und schließlich sind es eine ganze Reihe von Einzelschicksalen, die dem Roman Würze geben. Dies alles unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Alf Leue ist es gelungen. Allerdings musste auch er Konzessionen eingehen - was nicht unbedingt der Lesefreundlichkeit dient.

Alf Leue springt in seinem Roman zwischen den Zeiten und Schauplätzen wild umher. In äußerst knapp gehaltenen Kapiteln - sie umfassen manchmal nur ganz wenige Seiten - verfolgt er die verschiedenen Erzählstränge. Dabei geht er nicht chronologisch vor, so dass sich der Leser teilweise nur mit Mühe zu Recht findet und kaum einzuordnen vermag, wohin dieses Geschichtenfragment denn nun gehören mag. Wohl im Bestreben, Spannung zu erzeugen, wird vieles nur angedeutet. Doch genau diese Andeutungen sind eher klassische Spannungskiller. Sie stören den Ablauf der Geschichte. Eine Zusammenlegung einzelner Erzähl-Blöcke wäre der Lesefreundlichkeit enorm entgegen gekommen.

Atmosphäre gut umgesetzt

Gelungen ist Alf Leue die Beschreibung Frankfurts im 15. Jahrhundert. Der beginnende Judenhass, angestachelt von einem verblendeten Geistlichen, erinnert fatal an die jüngere Geschichte. Die Nacht des Überfalls auf die jüdischen Familien, bei dem viel Schriftgut in Flammen aufging, ist mitreißend erzählt und lässt den Leser mehr als einmal schwer schlucken. Hier wird offenbar, wie mit demagogischen Mitteln Stimmung gegen jene betrieben wird, bei denen man tief in der Kreide stand und die deshalb eine spezielle Form von Macht ausübten. Habgier gepaart mit religiösem Fanatismus wird zu einem zentralen Thema, das nicht unberührt lässt. Bestürzend sind die Parallelen zur heutigen Zeit.

Flache Protagonisten

Wohl dem sprunghaften Aufbau des Romans geschuldet, vermag Alf Leue es kaum, seinen wichtigsten Figuren Leben einzuhauchen. Wolf Besigheim als tapferer Ritter ohne Vergangenheit eignet sich recht gut als Heldenfigur. Allerdings schafft er es kaum, die Distanz zu den Lesern zu überbrücken. Seine Unnahbarkeit wirkt sich hemmend auf die Figurenzeichnung aus. Allgemein bleiben die Protagonisten eher flach und es fehlen ihnen jegliche Konturen. So sind viele Szenen blutleer und vermögen es nicht, richtig mitzureißen. Damit verliert auch die in den Roman eingeflochtene Liebesgeschichte am nötigen Feuer, um sie zu einer fühlbaren Herzensangelegenheit zu machen. Hier sind auf jeden Fall einige Chancen verschenkt worden.

Dunkle Kräfte im Hintergrund

An nahesten kommt der Autor Alf Leue der Familie Cramer, die um ihre Existenz fürchten muss. Denn Jokoff Cramer schaffte es nicht, das von seinem Vater geerbte Kontor erfolgreich zu führen. Kurz vor dem Ruin lässt sich Cramer auf das Angebot eines jüdischen Freundes ein, sein letztes Geld in den Bau einer Maschine zu stecken, die aus bloßem Metall pures Gold machen kann. Obwohl Jokoff Cramer mit dem alten Juden schlechte Erfahrungen gemacht hat, vertraut er ihm - gegen den Willen seiner Frau Agnes, die durchschaut, dass es mit der angeblichen Zaubermaschine nicht weit her sein kann. Der Angriff einiger Honoratioren Frankfurts auf das jüdische Viertel - angeführt werden die Männer von einem fanatischen Geistlichen - bringt Jokoff Cramer in eine unangenehme Lage: Sein Geschäftspartner ist tot, das geheime Dokument verschwunden. Zu allem Überfluss handelt es sich um Mord, der den geheimen Ermittler Wolf Besigheim auf den Plan ruft. Dieser erkennt schnell, dass hinter dem Angriff auf die jüdische Bevölkerung nicht nur religiöse Verblendung steht, sondern auch das Interesse, im Zuge der Wirren alte Schuldscheine zu vernichten. Nach und nach deckt Besigheim ein Komplott auf, das von dunklen Kräften im Hintergrund angezettelt worden ist.

Alf Leues Roman hat eigentlich alles, was es für einen erfolgreichen Krimi braucht. Nur die Umsetzung lässt noch einige Wünsche offen. Etwa einen ruhigeren Ablauf mit weniger Zeit- und Ortssprüngen sowie eine menschlichere Ausgestaltung der Hauptfiguren. Doch lässt der Autor keinen Zweifel daran aufkommen, dass von ihm noch Einiges zu erwarten ist und wohl auch die Geschichte um Wolf Besigheim noch keineswegs einen Abschluss gefunden hat.

 

Der Fluch des Mechanicus

Alf Leue, Societäts-Verlag

Der Fluch des Mechanicus

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