Die florentinische Prinzessin

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2011
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  • Goldmann, 2010, Titel: 'The Confessions of Catherine de Medici', Originalausgabe
Die florentinische Prinzessin
Die florentinische Prinzessin
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Daniela Loisl
891001

Histo-Couch Rezension vonJul 2011

Verletzte und einsame Frau oder brutale und rücksichtlose Herrscherin?

Kurzgefasst:

Mit gerade mal acht Jahren wird Caterina de Medici im Zuge der republikanischen Unruhen zur Geisel genommen und gefangen gehalten, als junges Mädchen wird sie Heinrich dem II. versprochen und nach Frankreich, in eine ihr feindlich gesinnte, fremde Umgebung, geschickt. Am französischen Hof ist sie dann jahrelang den Demütigungen der Liebhaberin ihres Mannes ausgesetzt. Doch Caterina lässt sich nicht einschüchtern, und sie konzentriert all ihre Energien auf ein Ziel: den Thron für ihre Söhne zu sichern. Auch wenn dies bedeutet, ihre eigenen Ideale und die Leidenschaft ihres Herzens zu opfern...

 

Caterina de Medici wird im Alter von acht Jahren als Geisel genommen und in einem Konvent von der Stadt Florenz gefangen gehalten. Als ihr Verwandter Papst Clemens VII mit Karl V. einen Friedensvertrag unterzeichnet, wird Caterina nach drei Jahren Geiselnahme befreit. Lange kann sie die Freiheit jedoch nicht genießen, denn im Alter von 14 Jahren verspricht Papst Clemens sie dem gleichaltrigen Heinrich II. und schickt sie nach Frankreich. Alleine in einem fremden Land, mit einem Mann, der sie nicht liebt und einer Rivalin, die über mehr Macht verfügt als sie, ist ihr nur ihr Schwiegervater König Francois eine Stütze. Sie wird von allen, auch von ihrem eigenen Mann, nur abschätzig als die Tochter einer "Krämerfamilie" gesehen, die weit über ihren Stand geheiratet hat. Ungeliebt und gedemütigt von der Geliebten ihres Mannes fristet sie ihr Dasein. Caterina jedoch zerbricht nicht an ihrem Schicksal, sondern entwickelt sich zu einer starken und äußerst klugen Frau, die keine Wege scheut, ihre Wünsche und Anordnungen umgesetzt zu wissen.

Mit fulminantem Tempo rasant erzählt

Gortner lässt seine Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählen und präsentiert ihr Leben so von einer ganz anderen Seite. Der Leser lernt Caterina als achtjähriges Mädchen kennen und begleitet sie bis zu ihrem letzten Lebensjahr.

Das Tempo, das der Autor vorlegt, ist immens, wirkt aber dennoch nie überhastet oder oberflächlich. Die schnörkellose glatte, aber keineswegs flache Sprache passt zu der Geradlinigkeit seiner Protagonistin. Obwohl so manche historische Begebenheiten geglättet oder (leider) durch den Rost gefallen sind, wirkt die Darstellung Caterinas und ihres Umfeldes sehr authentisch und glaubwürdig.

Der Leser bekommt das Gefühl, Caterina sei nie Ruhe gegönnt, so prall und straff hat Gortner ihr Leben dargestellt. Bis ins kleinste Detail sind das komplizierte Leben am französischen Hof und Caterinas Erlebnisse gezeichnet. Ebenso anschaulich und wie nebenbei eingestreut wirkend sind auch alle politischen Belange zu dieser Zeit. Ein wesentliches Thema ist natürlich auch die Problematik zwischen den Katholiken und den Hugenotten, die stets als unterschwelliger Brennpunkt das ganze Leben Caterinas begleiten, um auch als die wohl bekannteste und tragischste Nacht dieser Zeit in die Geschichte einzugehen: Die Bartholomäusnacht.

Wie rücksichtslos und kalt war Caterina wirklich?

Caterina, stets gedemütigt von der Geliebten ihres Mannes, Diane de Poitiers, ergreift ihre Chance sofort nach dem Tode ihres Gatten. Nicht nur für sich selbst, sondern für ihre Söhne setzt sie sich ein und erklimmt so die Spitze der Macht. Feinde hat sie genug und der härteste Kampf ist der gegen die von Guises, die das Heft an sich reißen. Wie sie sich gegen die scheinbare Übermacht wehrt, welchen Kampf sie für ihre Söhne schlägt, die dem Vater auf dem Thron nachfolgen, all dies hat Gortner sehr eindringlich und dennoch feinfühlig beschrieben.

Wie genau es wirklich zu dem grausamen und blutigen Gemetzel in der Bartholomäusnacht gekommen ist und wer wirklich wieviel Schuld an allem trägt, wird heute nicht mehr geklärt werden können. Die Umstände, wie Caterina in das grausige Szenarium verwickelt gewesen sein könnte, hat der Autor auf sehr nachvollziehbare und verständliche Weise dargestellt. Zweifellos könnte man sagen, so wie dies im Roman dargestellt wurde, hätte es sein können. Gortner hat aber auch versucht, seine Heldin nicht als allzu kaltherzig und böse darzustellen und schildert die schreckliche Nacht so, dass es aus einem unbedachten und unglücklichen Zufall zu dem Massaker gekommen ist. Er spricht Caterina nicht generell frei von Schuld, zeigt aber sehr überzeugend auf, welch verzwickte und schwierige Situationen dazu geführt haben könnten. Gortner lässt den blutigen Kampf in der Nacht auf den 24. August 1572 nochmals aufleben und der Leser steht mitten in dem grausamen Geschehen.

Obwohl sich in diesem Roman im Grunde alles um die Politik dreht, wurde die menschliche Seite Caterinas nicht vergessen. Gortner hat nichts beschönigt, wenngleich er versucht hat, mit Caterinas Stimme, wenn schon nicht Verständnis für ihr Handeln, so doch eine Erklärung dafür zu finden. Er zeichnet sie als Frau, die sich in einer männerdominanten Zeit dem Kampf stellt, um den Thron wie eine Wölfin für ihre Söhne zu verteidigen.

Er zeigt, wie aus einem jungen Mädchen, das Liebe und Geborgenheit suchte, die Widrigkeiten der Zeit eine starke und immens belastbare Frau wurde, die im Kampf für sich und ihre Söhne nur mehr das Ziel sah und nicht mehr den Weg.

 

Die florentinische Prinzessin

Christopher W. Gortner, Goldmann

Die florentinische Prinzessin

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