Das Geheimnis der Totenmagd

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2011
  • 6
  • Ullstein, 2011, Titel: 'Das Geheimnis der Totenmagd', Originalausgabe
Das Geheimnis der Totenmagd
Das Geheimnis der Totenmagd
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Eva Schuster
891001

Histo-Couch Rezension vonJun 2011

Teuflische Morde garantieren höchsten Lesespaß

Kurzgefasst:

Frankfurt, 1509: In der Nacht von Allerseelen beobachtet der Totengräber ein dunkles Ritual. Am Morgen findet er im Beinhaus die Leiche einer jungen Frau. Der Verdacht fällt auf ihn, er soll gehenkt werden. Nur seine Tochter Katharina ist von seiner Unschuld überzeugt. Sie sucht den wahren Mörder und gerät dabei immer tiefer in den Sog einer Bruderschaft, die Meister Tod verehrt...

 

Frankfurt am Main, 1509: Die fünfundzwanzigjährige Katharina Bacher ist die Tochter des Totengräbers und arbeitet selbst als Totenwäscherin. Als sie die Leiche einer angeblich ertrunkenen jungen Frau herrichtet, erkennt sie Würgemale - doch da es sich bei der Toten um eine Dirne handelt, wird der Fall von der Obrigkeit nicht weiter verfolgt.

In der Nacht vor Allerheiligen beobachtet Katharinas Vater beim Kontrollgang auf dem Friedhof ein paar unheimliche Gestalten, gehüllt in schwarze Kutten. Am nächsten Morgen findet er zu seinem Entsetzen die Leiche einer jungen Frau. Er meldet die schreckliche Tat, und die Obrigkeit vermutet satanische Rituale, ein Inquisitor wird hinzugezogen. Da es sich bei der ermordeten Mechthild Stockarn um eine Frau aus vornehmen Haus handelt, muss der Fall rasch geklärt werden. Der Inquisitor schießt sich auf den Totengräber ein, der schließlich unter Folterqualen ein falsches Geständnis ablegt und zum Tode verurteilt wird.

Katharina ist entsetzt - sie ist fest davon überzeugt, dass ihr Vater unschuldig ist. Zudem ahnt sie einen Zusammenhang zwischen den beiden Frauenleichen. Während ihr Vater auf die Hinrichtung wartet, verbündet sich Katharina mit der Schwester der ermordeten Mechthild und einem jungen Kunstmaler. Auf der Suche nach dem wahren Täter kommen sie einer düsteren Bruderschaft auf die Spur, die den Tod verehrt und grausige Morde begeht ...

Die Totenwäscherin und Meister Tod

Auch in ihrem vierten historischen Roman lässt Ursula Neeb die Handlung in Frankfurt am Main spielen - und vereint darin alle Stärken, die einen gelungenen historischen Schmöker ausmachen: Einen spannenden Plot, überzeugende Figuren, informative historische Einblicke und ein paar unvorhersehbare Wendungen.

Sympathische Hauptfigur ist die junge Katharina Bacher, die kein unglückliches, aber auch kein leichtes Leben führt: Als Tochter eines Totengräbers genießt sie kein hohes Ansehen in der Stadt, der Beruf der Totenwäscherin ist die logische Folge. Zudem hat sie auf Wunsch ihres Vaters den deutlich älteren Nachtwächter Ruprecht Bacher geheiratet - den besten Freund ihres Vaters, der für sie immer wie ein Onkel war. Während Ruprecht sehr in seine junge und hübsche Frau verliebt ist, kann Katharina auch weiterhin nichts anderes als einen väterlichen Freund in ihm sehen und wehrt zu seinem Leidwesen all seine Annäherungen ab. Katharinas Vater ist zwar ein Trunkenbold, doch keine unsympathische Figur. Umso stärker berührt es den Leser, dass Heinrich Sahl von einem unfreiwilligen Zeugen zum Mordverdächtigen wird. Anna Stockarn, die Schwester der ermordeten Mechthild, kommt zwar erst recht spät in die Handlung, prägt sich dann aber umso intensiver im Gedächtnis des Lesers ein. Die burschikose, eher herbe junge Frau droht zum Kummer ihrer Eltern als ewige Jungfer zu enden, Schlimmer ist für die Stockarns nur noch, dass sie nicht an die Schuld des Totengräbers glaubt und sich mit dessen Tochter verbündet. Katharina findet in Anna eine gute Freundin, die ebenso entschlossen ist wie sie, die wahren Hintergründe um die Mordfälle zu klären. Für den romantischen Teil sorgt der junge talentierte Kunstmaler Florian Hillgärtner, er ist vom ersten Blick an von Katharina fasziniert. Traurig akzeptiert er, dass sie bereits verheiratet ist, doch er tut trotzdem alles, um ihr beizustehen. Erfreulich ist dabei, dass diese Liebesgeschichte nie zu sehr ins Zentrum der Ereignisse rückt und sich lange Zeit auf Andeutungen beschränkt.

Fesselnd von Anfang bis Ende

Die Handlung kommt auf über 400 Seiten ohne Längen aus, phasenweise fällt es schwer, das Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Von Anfang an fesselt das Schicksal von Katharina und ihrem Vater und all die Ungerechtigkeiten, die beiden widerfahren, sind nur schwer zu ertragen - angefangen vom grausamen Inquisitor, dem jedes Mittel für ein Geständnis recht ist, bis hin zu den Einwohnern Frankfurts, die Katharina beschimpfen oder sogar angreifen. Der Roman gewährt traurige und zugleich interessante Einblicke in das unterschiedliche Leben der verschiedenen Stände und in die negativen Seiten der katholischen Kirche. Die detaillierten Folterszenen sind nichts für schwache Gemüter, passen aber in ihrer Schonungslosigkeit zu den düsteren Geschehnissen der Handlung. Schonungslos geht die Geschichte auch mit manch einem der Charaktere und den Hoffnungen des Lesers um - ein paar Figuren sterben unerwartet oder früher als gedacht, was die Spannung noch weiter verstärkt.

Die Haupthandlung wird mehrmals durch kurze Einschübe unterbrochen. Zum einen liest man die Aufzeichnungen eines jungen Mönchs, der in seinem Kloster in Ungnade fiel und der daraufhin den falschen Weg einschlug. Zum anderen erfährt man hier in Andeutungen, was es mit der Bruderschaft auf sich hat, die den Tod verehrt und woraus ihr mysteriöser Anführer seine Ideen bezieht.

Nur kleine Mängel

Grundsätzlich ist der Stil sehr flüssig und zugleich nicht zu modern, die wenigen dialektgefärbten Sätze wirken allerdings nicht immer passend, sondern eher willkürlich eingefügt. Das Ende hätte ruhig noch ein wenig ausführlicher geschildert werden können - bei manchen Nebenfiguren hätte man sich noch eine Erwähnung oder ein abschließendes Auftauchen gewünscht, so etwa bei Kuno von Hattstein, dem Vater jenes Mönches, der eine so wichtige Rolle spielt. Auch Katharinas Reaktion auf den Tod einer bestimmten Person wird nahezu übergangen.

Als Fazit bleibt ein sehr unterhaltsamer und vor allem fesselnder Roman, den es sich definitiv zu lesen lohnt.

Das Geheimnis der Totenmagd

Ursula Neeb, Ullstein

Das Geheimnis der Totenmagd

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