Die Schlacht

  • Suhrkamp
  • Erschienen: Januar 2000
  • 3
  • Suhrkamp, 1997, Titel: 'La Bataille', Originalausgabe
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Almut Oetjen
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Histo-Couch Rezension vonApr 2011

Wiener Blut - Der Irrsinn des Krieges

Kurzgefasst:

Die Schlacht von Aspern und Eßling, zwischen Franzosen und Österreichern, vor den Toren Wiens 1809 gilt als das erste große Blutbad des modernen Krieges, als ein Gemetzel ohne Sieger und Besiegte, ohne Ruhm und Illusionen: In dreißig Stunden wurden 40.000 Soldaten getötet, 11.000 verwundet. Dokumentarisch fundiert erzählt Rambaud aus wechselnden Perspektiven, aus der Sicht Napoleons, seiner Marschälle und Offiziere bis zu der der einfachen Soldaten und des Beobachters Henri Beyle, der sich damals noch nicht Stendhal nannte. Er führt den Leser in das von der Armee Napoleons besetzte Wien, über die schwankenden Pontonbrücken der reißenden Donau, zeigt die alten Haudegen und die angsterfüllten Rekruten, die Rivalitäten der goldbetreßten Marschälle, schildert hautnah den erbarmungslosen Kampf der feindlichen Armeen.

 

Napoleon hält mit seinen Truppen Wien besetzt. Auf dem anderen Donauufer in der Ebene des Marchfeldes hinter den Dörfern Aspern und Eßling hat der österreichische Erzherzog Karl seine Truppen versammelt. Napoleon will Karls Armee vernichten, bevor sie Verstärkung durch Erzherzog Johann bekommt, der sich aus Italien nähert. Da die Österreicher sämtliche Brücken zerstört haben, lässt Napoleon in kürzester Zeit eine Pontonbrücke vom Ufer bis zur Insel Lobau und von dort weiter bis zum anderen Ufer bauen. Dann schickt er seine Armee über die Donau und hofft, dass die Verstärkung pünktlich eintrifft und die Brücke den anschwellenden, wilden Wassermassen des Flusses standhält. Von Lobau aus beobachtet er das zweitägige Gemetzel.
Von den Wällen Wiens aus lässt sich das Geschehen ganz wunderbar mit Fernrohren beobachten, die ein cleverer Händler vermietet. Hier wird der Krieg mit anderen Mitteln geführt.

Nicht mehr als zwanzig Sekunden

Der französische Autor Patrick Rambaud erzählt in seinem Roman die Geschichte von Aspern und Eßling. Die Schlacht vor den Toren Wiens 1809 zwischen Franzosen und Österreichern gilt als erstes großes Blutbad des modernen Krieges und kennzeichnete fortan die Feldzüge Kaiser Napoleons. In vierzig Stunden starben 40.000 Männer, 11.000 wurden verwundet - Austerlitz dauerte ganze fünfzehn Minuten. Auf fast zweihundert Seiten, dem Großteil des Romans, schildert Rambaud minutiös aus wechselnden Perspektiven, aus der Sicht Napoleons, seiner Marschälle und Offiziere, der einfachen Rekruten, des Armeearztes und des Beobachters Henri Beyle, der sich später Stendhal nennt, detailliert die Vorbereitungen, die Topographie des Schlachtfeldes, die Wetterbedingungen, die strategischen Überlegungen, das Übersetzen der Truppen, die Formationen und Truppenbewegungen, die Gemetzel, schließlich den Rückzug der französischen Armee. Dabei beschreibt er den Donner und Rauch der Kanonen, die Träume, Rivalitäten und Ängste der Männer, ihre oft nur unzulängliche Kleidung und Bewaffnung, die mit Kanonenpulver gewürzte Bouillon, die sich die hungrigen Soldaten in der ersten Nacht aus den niedergemetzelten Pferden kochen. Nicht mehr als zwanzig Sekunden darf eine Amputation dauern - die nächsten Verwundeten warten schon. Rambaud vermittelt dem Leser ein genaues Bild der Schlacht, zeichnet ihren Verlauf im Detail nach und die Umstände, die zum Scheitern führen.

Die Schlacht von Aspern und Eßling ist irrsinnig und sinnlos, sie kennt keinen Sieger, nur Verlierer. Am Ende blickt Napoleon auf eine Ebene jenseits der Donau, wohin sich der Erzherzog zurückgezogen hat. Es ist Wagram.
Ein historischer Roman ist die Inszenierung wahrer Begebenheiten, merkt Rambaud an, der aus dramaturgischen Gründen neben dem Kaiser und den Marschällen fiktive Figuren einführt, die Gliederungsfunktion haben und ergänzend wirken. Er webt die Historie in Die Schlacht nicht als Hintergrundtapete, sondern sie ist zentrales Thema, lebendig, realistisch und authentisch.

Rambaud wurde für den Roman 1997 mit dem Romanpreis der Académie Française und dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Ein eindrucksvoller Roman, fesselnd und mit dem Sujet angemessener Boshaftigkeit erzählt.

 

Die Schlacht

Patrick Rambaud, Suhrkamp

Die Schlacht

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