Die griechische Kaiserin

  • Nagel & Kimche
  • Erschienen: Januar 2011
  • 4
  • Nagel & Kimche, 2011, Titel: 'Die griechische Kaiserin', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
891001

Histo-Couch Rezension vonMär 2011

Das Leben von Kaiserin Theophanu wird weiter erzählt

Kurzgefasst:

Im Jahr 980 wird in Kleve ein Junge geboren, der die westliche Welt verändern und von seinen Zeitgenossen als "mirabilia mundi", als Weltwunder, gefeiert wird: Otto III. Vorbereitet wird seine Karriere von seiner Mutter Theophanu, die sich gegen alle Widerstände zur mächtigsten Frau des Westens und Kaiserin erhebt.

 

Hat Theophanu im ersten Buch Die Braut aus Byzanz um ihre Liebe gekämpft, kämpft sie nun im zweiten Buch Die griechische Kaiserin um das Glück ihres Sohnes Otto. Nach dem frühen Tod des Kaisers soll sein Sohn herrschen. Doch gibt es etliche Männer, die ebenfalls nach der Kaiserkrone gieren. Durch einen Schulterschluss mit ihrer Schwiegermutter Adelheid, mit der sich Theophanu nicht gut versteht, soll der kleine Kaiser geschützt werden. Die beiden starken Frauen schaffen, was kaum für möglich gehalten wurde, sie können sich als Herrscherinnen durchsetzen. Doch reicht es, um dem kleinen Otto die Krone zu erhalten?

Noch nicht zu Ende erzählt

Tatsächlich hat Autorin Gabrielle Alioth die Geschichte um die byzantinische Prinzessin Theophanu im ersten Buch nicht zu Ende erzählt. Im zweiten Buch bekommen die Leserinnen und Leser nun den fehlenden Teil präsentiert. Und dies auf nicht minder überzeugende Art als im ersten Band. Theophanu ist merklich gereift und noch umsichtiger geworden, während Adelheid ihre Härte nicht abzulegen vermag. Trotz allem nähern sich die beiden Persönlichkeiten einander auf überraschende Weise an. Die Autorin versteht es meisterhaft, die widerstreitenden Gefühle der beiden so unterschiedlichen Frauen darzustellen. Dazu bedient sie sich eines eher ungewohnten Erzählstils. Einerseits lässt sie nach wie vor den Astronomen und Eunuchen Stephanos zu Wort kommen, andererseits tritt sie einen Schritt zurück und beschreibt die Szenerie aus einer etwas größeren Distanz. Dann wiederum lässt sie die Leser durch die Augen der Kindsmagd Martje einen nochmals ganz anderen Blick auf das Geschehen werfen. Dadurch kommt eine lebendige Erzählform zum Ausdruck, die allerdings von den Lesern einiges an Beweglichkeit abverlangt.

Bereitschaft, einzutauchen

Grundsätzlich kann Die griechische Kaiserin als eigenständiges Buch gelesen werden, wenn es auch klar von Vorteil ist, den ersten Theophanu-Band zu kennen. Es wird aber die Bereitschaft vorausgesetzt, in die Geschichte einzutauchen und sich sowohl mit den politischen als auch mit den emotionalen Momenten der Protagonisten auseinander zu setzen. Dann aber wird eine Zeit lebendig, über die im Bereich der historischen Romane nur wenig geschrieben wird. Gabrielle Alioth geht dabei sehr behutsam vor. Zwar setzt sie auf charakterlich außergewöhnlich starke Protagonisten, mit dem Eunuchen Stephanos kommt aber eine sehr exotische Komponente hinzu. Er vermag es, den Zauber des Hofes von Konstantinopel zum Funkeln zu bringen.

Viele Schicksalsschläge

Wer noch die gewisse Leichtigkeit, die dem ersten Buch innewohnte, vor Augen hat, muss sich auf eine etwas schwerere Lektüre einstellen. Das Leben Theophanus wird von vielen Schicksalsschlägen geprägt und der Konflikt zwischen der Kultur, in der sie aufgewachsen ist und jener Kultur, in der sie als Mitkaiserin eine Krone trägt, ist noch immer spürbar. Nur dank dem umsichtigen Umgang der Autorin mit den historisch verbürgten Daten und der Verknüpfung dieser mit fiktiven Ereignissen ist Die griechische Kaiserin kein Zeuge von Bedrückung, Niederlage und Angst. Es ist zwar kein leichter Stoff, den Gabrielle Alioth hier den Lesern vorlegt, aber es ist ein intensives Erlebnis. Ein Stück gelebte Geschichte.

Theophanu bleibt auch nach der Darstellung ihres Lebens durch die Autorin eine mystische Persönlichkeit. Gabrielle Alioth gibt zwar Antworten auf alle Fragen, sie entzaubert die fremde Kaiserin aber nicht. Gerade dadurch bleibt Die griechische Kaiserin ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

 

Die griechische Kaiserin

Gabrielle Alioth, Nagel & Kimche

Die griechische Kaiserin

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