Bianca Lancia

  • Philipp von Zabern
  • Erschienen: Januar 2011
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  • Philipp von Zabern, 2011, Titel: 'Bianca Lancia - Die Buhle des Kaisers', Originalausgabe
Bianca Lancia
Bianca Lancia
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Daniela Loisl
871001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2011

Interessanter Einblick in das Leben des Staufer-Kaisers

Kurzgefasst:

"Stupor Mundi" - das Staunen der Welt, so wird Friedrich II. oft genannt. Mit seiner Weltoffenheit und religiösen Topleranz war der Stauferkaiser seiner Zeit weit voraus. Politisches Kalkül und rationales Denken vereinten sich in seiner Person mit der Liebe zu den schönen Dingen, wie Architektur, Poesie - und natürlich zu den Frauen. Doch gab es nur eine, die er zärtlich "Unica" nannte, die Einzige.

Der Roman über eine Frau, die schon in jungen Jahren den Kaiser treffen will und die erst die Geliebte und später die Ehefrau von Friedrich II. wird.

 

Bianca ist ein noch junges, aus Pisa stammendes Mädchen, als sie dem von ihr angehimmelten Kaiser das erste Mal gegenübersteht. Sie spürt, dass er der Mann ist, der ihr Leben bestimmen wird, und auch Friedrich kann dieses Mädchen nicht vergessen. Jahre später steht Bianca Friedrich trotz seiner zahlreichen Geliebten stets treu zur Seite. Bianca reiht sich jedoch nicht in die unzähligen und schnell wieder vergessenen Eroberungen ein, sondern wird eine Lebensbegleiterin für den Kaiser, berät ihn, lebt mit ihm und kämpft mit und für ihn.

Siegfried Obermeier verstarb einen Monat, bevor dieses Buch erschienen ist. Er wird als Altmeister des historischen Romans bezeichnet und liest man sein leider letztes Werk, so weiß man auch warum.

Etwas zäher Beginn

Obermeiers Sprache ist gekonnt der Zeit seiner Geschichte angepasst, ohne jedoch in irgendeiner Weise antiquiert zu wirken. Sein sehr schöner und gehobener Erzählstil führt gekonnt in die Geschichte ein und erweckt die Zeit des Hochmittelalters und der Gotik zum Leben. Der Autor erzählt aber nicht, wie von vielen anderen historischen Roman gewohnt, einfach aus der Sicht eines Dritten, sondern spricht den Leser quasi direkt an. Man kann jedoch nicht umhin anmerken zu müssen, dass die ersten Kapitel etwas Durchhaltevermögen vom Leser verlangen, etwas zu ausschweifend erzählt und dadurch etwas träge wirkt da der Auftakt in die Geschichte. Die Ausdauer wird jedoch belohnt und bald nimmt die Erzählung rund um Friedrich und Bianca an Tempo auf.

Da Obermeier dem Leser nicht nur das Leben seiner Protagonisten vorstellt, sondern auch erlaubt, am Leben so mancher Nebenfiguren teilzunehmen, bekommt man Einblicke in das Umfeld des Kaisers aus gänzlich unterschiedlichen Perspektiven. Allerdings muss man schon aufmerksam lesen, um der doch ziemlich komplexen Geschichte folgen zu können. Aber gerade das macht auch den Reiz des Buches aus, dass es nicht einfach eine simpel gestrickte Liebesgeschichte mit ein paar historischen Ereignissen ist, sondern eine kaleidoskopisch breitgefächerte Chronik um das Leben eines bedeutenden Mannes, an dessen Seite eine liebende und loyale Partnerin steht.

Nicht unerwähnt soll aber auch sein, dass Obermeier trotz seines unbestritten großen Wissens in Geschichte allgemein, einige mehr oder weniger kleine Fauxpas' passiert sind; z.B. wird im Mittelalter auch ein noch so guter Armbrustschütze wohl kaum einen Kürbis getroffen haben, deren Herkunftsgebiet Mittel- bzw. Südamerika ist. Geschichtlich Belesene oder gar Historiker werden weitere kleinere Anachronismen finden, die aber weder das Lesevergnügen noch den guten Gesamteindruck des Buches trüben.

Politische Ereignisse spannend mit eingewoben

Bei einem Kaiser wie Friedrich II. kommt man nicht umhin, auch die politischen Begebenheiten zu erzählen. Friedrich, auch als "Friedenskaiser" bezeichnet, überwarf sich nicht nur mit einem seiner Söhne, Heinrich VII, sondern auch mit Papst Gregor IX. Der Autor stellt nicht nur diese Spannungsfelder auf interessante Weise dar, sondern schickt den Leser mit dem Stauferkaiser auf in den Kreuzzug nach Jerusalem. Zweifellos führte Bianca an Friedrichs Seite ein ereignisreiches und ausgefülltes Leben. Auch viele andere wichtige Geschehnisse in Friedrichs Leben finden Erwähnung und Bianca fungiert als geschickte Ratgeberin, mahnt ihn aber auch auf subtile Weise und regt Friedrich oft an, seine Pläne einer nochmaligen Betrachtung zu unterziehen.

Da über Bianca Lancia nicht allzu viel bekannt bzw. nicht einmal wirklich belegt ist, ob sie eine langjährige Geliebte Friedrichs war, hatte Obermeier doch viele Freiheiten mit der Darstellung dieser Figur. Gelungen ist ihm dies auf sehr glaubwürdige Weise, sodass man ohne weiteres sagen kann: "So hätte es gewesen sein können.". Nachvollziehbar und authentisch wirken die Figuren und deren Handeln.

Opulent und bildgewaltig stellt Obermeier aber nicht nur die historisch belegten Ereignisse dar, sondern zeichnet auch sehr feinfühlig Friedrichs Bindung zu Bianca. Auch die vielen Nebenfiguren sind detailgenau und liebevoll geformt, wobei der Leser aber ein gutes Gedächtnis braucht, um sich alle Figuren merken und zuordnen zu können. Ein Personenregister wäre zweifelsfrei hilfreich gewesen.

Trotz der kleinen Mankos ist das Buch eine äußerst interessante und auch lesenswerte Lektüre. Nicht nur für Geschichtsinteressierte lohnt sich der Griff zu diesem Roman, auch Liebhaber spannender und vielschichtiger Geschichten werden auf ihre Kosten kommen.

Bianca Lancia

Siegfried Obermeier, Philipp von Zabern

Bianca Lancia

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