Dem Winde versprochen

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 2009
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  • Fischer, 2007, Titel: 'El cuarto arcano', Originalausgabe
Dem Winde versprochen
Dem Winde versprochen
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Rita Dell'Agnese
791001

Histo-Couch Rezension vonJan 2011

Gutes Namensgedächtnis von Vorteil

Kurzgefasst:

Buenos Aires, 1806: Roger Blackraven ist ein Engländer mit weitläufigen Besitzungen in Argentinien. Er ist herrisch, unnahbar, geheimnisvoll - und hat eine faszinierende Ausstrahlung auf Frauen. Melody Maguire ist eine junge Irin, die vor den Engländern aus ihrer Heimat geflohen ist. Auf dem prächtigen Landgut El Retiro findet Melody eine Anstellung als Kinderfrau. Leidenschaftlich engagiert sie sich für die dort lebenden Sklaven und kämpft für deren Rechte. Als Blackraven nach einjähriger Abwesenheit auf seinen Landsitz kommt und dort auf die schöne Irin trifft, verändert sich das Schicksal der beiden für immer.

 

Üppig im wahrsten Sinne des Wortes ist der Roman um den Engländer Roger Blackraven und die Irin Melody Maguiere ausgefallen. Einerseits beschreibt die argentinische Autorin Florencia Bonelli sehr detailliert, andererseits bestückt sie ihren Roman mit einer Fülle von Personen. Dass einige der Protagonisten klingende, aber nicht ganz kurze, spanische Namen tragen ist etwas, woran sich die Leser nach kurzer Zeit gewöhnen. Selbst dann, wenn sich die Namen teilweise ähnlich sind und die Zuordnung nicht immer ganz einfach ist. Schwieriger wird es dann aber, wenn ein Teil der Personen nicht nur einen Namen tragen. So heißt beispielsweise die Hauptfigur Melody in Wahrheit Isaura und Blackravens Cousine Béatrice ist eigentlich Marie. Dass die Figuren dann mal mit dem einen mal mit dem anderen Namen angesprochen werden, ist bestenfalls verwirrend. So ist also zunächst ein gutes Namensgedächtnis gefragt, wenn die Leser der Handlung des Romans mühelos folgen wollen. Denn leider hat der Verlag darauf verzichtet, ein Namensregister anzulegen und den Lesern so einen Überblick über die unzähligen Protagonisten zu gewähren.

Wunsch nach Unabhängigkeit

Zum Inhalt: Auf seinem Landsitz El Retiro in der Nähe von Buenos Aires lernt der Engländer Roger Blackraven die Hauslehrerin seines Patenkindes Victor kennen. Melody Maguire wurde während seiner Abwesenheit engagiert, nachdem sie dem Jungen bei einem schweren epileptischen Anfall beigestanden hatte. Die resolute, 21-jährige Irin, die ihren kränklichen, kleinen Bruder mit ins Haus bringt, spaltet die Hausbewohner schnell. Ihre überlegte Art zu handeln und ihr Umgang mit Victor tragen ihr ebenso Sympathien ein, wie ihre umsichtige Art, die Sklaven zu behandeln. Doch damit bringt sie die Verwalter gegen sich auf. Auch Roger Blackraven ist nicht begeistert davon, dass seine neue Angestellte von den Sklaven als Engel betrachtet wird. Die schöne Frau raubt ihm den Atem, bringt ihn aber gleichzeitig immer mehr auf die Palme. Erst recht, als er erkennt, dass sie ein waghalsiges Spiel zugunsten der Sklaven treibt. Blackraven selber verfolgt zwar ähnliche Ziele, doch sind seine Unternehmungen politisch motiviert. Der Engländer möchte die Unabhängigkeit Argentiniens von Spanien erreichen. Und dafür ist ihm jedes Mittel recht.

Politik und Liebe

Florencia Bonelli pflegt den Schreibstil, der vielen Lateinamerikanischen Autoren eigen ist. Sie geht häufig ins Detail, bringt in jede Szene zahlreiche Figuren ein und schildert die politischen Zusammenhänge mit Akribie. Dass sich die Leselust nicht langsam verabschiedet und Überdrüssigkeit Platz macht, ist der an sich interessanten Geschichte zu verdanken. Die Leser erfahren einiges über die Verhältnisse in Argentinien in den Umbruchjahren Anfang des 19. Jahrhunderts. Und sie werden mit politischen Ereignissen in Europa konfrontiert, die einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung in Lateinamerika haben. Doch nimmt ein großer Teil des Romans die Liebe ein. So kommen auch die Romantiker unter den Lesern nicht zu kurz. Allerdings ist die Liebesgeschichte weder besonders ausgeklügelt noch in irgendeiner Form überraschend, was etwas bedauerlich ist. Denn das ständige Hin und Her wirkt mit der Zeit eher ermüdend.

Geduld ist gefragt

Um diesen Roman in vollen Zügen genießen zu können, muss also nicht nur eine Portion Geduld mitgebracht werden - immerhin ziehen sich die 570 Seiten doch recht hin - sondern auch die Bereitschaft, sich auf die Geschichte ganz einzulassen und nebst einigen spannenden und sinnlichen Momenten auch eine ganze Reihe von brutalen und weniger schönen Szenen serviert zu bekommen. Wer sich aber mit der Geschichte tatsächlich auseinander setzen mag, wird auf seine Rechnung kommen. Für all jene, die nach dem ersten Roman mit Roger Blackraven und Melody Maguire noch nicht genug haben, gibt es zudem eine noch umfangreichere Fortsetzung.

Dem Winde versprochen

Florencia Bonelli, Fischer

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