Wespensommer

  • List
  • Erschienen: Januar 2006
  • 5
  • List, 2006, Titel: 'Wespensommer', Originalausgabe
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Annika-Friederike Lewald
701001

Histo-Couch Rezension vonJul 2006

Lesenswert, kein Meisterwerk

Der historische Roman ";Wespensommer"; von Helga Glaesener führt den Leser nach Florenz in das Jahr 1780. Die junge Cecilia Barghini genießt im Hause ihrer Großmutter Bianca eine tadellose Erziehung. Diese wählt den humorlosen, glatzköpfigen Augusto Inconti als Cecilias zukünftigen Ehemann aus. Cecilia aber lässt die Hochzeit platzen, da sie sich in einen mittellosen Dichter verliebt hat, der sich ohne Abschied aus dem Staub macht. Bianca ist in ihrem Stolz verletzt und beschließt, Cecilia zu dem Manne ihrer verstorbenen Cousine nach Montecatini zu schicken, damit sie dessen Tochter erzieht.

Der Richter, Giudice Rossi, lebt seit dem Tode seiner Frau so vor sich hin, ohne auf gute Manieren zu achten. Um seine Tochter kümmert er sich eigentlich gar nicht. Man sollte meinen, dass er froh wäre, Cecilia als Mutterersatz für seine Tochter zu bekommen, aber sie wird in seinem Hause eher geduldet als willkommen geheißen. Das Kind, ein kleiner Wildfang, wächst Cecilia ans Herz, so dass sie sich mehr und mehr für sie verantwortlich fühlt. Das Verhältnis zwischen Cecilia und dem Richter bessert sich erst, nachdem der erste Mord geschehen ist und der Richter ziemlich ratlos zurückbleibt. Gemeinsam finden sie auch einen Mörder und bringen ihn in Verwahrung. Kurze Zeit später ist ein kleiner Junge verschwunden und es stellte sich heraus, dass der Mörder doch nicht der Richtige sein kann. Cecilia gelingt es durch ihr Einfühlungsvermögen und ihre Klugheit den Richter einerseits dazu zu bewegen, sich mehr um seine Tochter zu kümmern und andererseits ihm eine neue Sichtweise im Lösen der Mordfälle zu geben. Nur ungern lässt dieser sich von einer Frau helfen.

Gemeinsam machen sich Cecilia und Giudice Rossi auf die Jagd nach dem richtigen Mörder.
Dabei gibt es viele Personen , die sie unterstützen. Manch einem Leser wird es hier etwas schwierig erscheinen, die vielen Charaktere eindeutig voneinander zu unterscheiden. Etwas Spannung kommt auf als Rossi selbst unter Verdacht gerät und im Kerker schmoren muss. Cecilia, die in gutem Hause aufgewachsen ist, kann kaum glauben, welche rauen Sitten im Gefängnis herrschen und versucht alles um Rossi zu helfen. Danach überschlagen sich fast die Ereignisse. Es geschieht ein weiterer Mord und es gibt einen neuen Verdächtigen. Obwohl sich die Handlung eher langsam hinzieht, ahnt man nicht, wer der Mörder ist, auch das Motiv ist nicht vorhersehbar. Auf den letzten Seiten wird alles entwirrt und der Mörder entlarvt. Dies erfordert vom Leser höchste Konzentration um alles richtig zu verstehen.

Viele Tote, wenig Spannung?

Trotz vieler Morde ist dieses Buch leider nicht wirklich spannend. Die Geschehnisse werden eher emotionslos dargestellt, es fällt schwer sich in die einzelnen Personen und ihre Handlungsmotive hineinzuversetzen. Zwar sind im Anhang einige Erläuterungen zu Begriffen und Geschehnissen aufgeführt, jedoch werden manche Wörter nicht erklärt, die dem Verständnis gedient hätten. Hier kann man aber unterschiedlicher Meinung sein, denn wer schon viele historische Krimis gelesen hat, wird damit einfacher zurecht kommen, als Neulinge auf dem Gebiet. Die historischen Hintergründe sind sehr kurz gehalten, die Handlung beschränkt sich auf die Suche nach dem Mörder.

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und vollkommen unähnlich dem typischen Glaesener-Schreibstil, den wir aus ";Die Safranhändlerin"; und ";Safran für Venedig"; kennen. Viele eingefügte Nebensätze in Form von Gedankengängen lassen die Handlung manchmal etwas schwerfällig erscheinen. Die wörtliche Rede wird oft mittendrin abgebrochen, so dass der Leser sich den Rest denken muss. Die Handlung an sich ist gut zu überschauen, manchmal wünscht man sich etwas mehr Spannung.

Wer einen historischen Krimi zum Abschalten und Entspannen sucht, ist hier sicher nicht an der richtigen Stelle. Der Roman ist keine Meisterleistung der Autorin, die ihren beliebten Schreibstil hier vermissen lässt, aber trotzdem lesenswert.

Wespensommer

Helga Glaesener, List

Wespensommer

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