Himmelsdiebe

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2010
  • 2
  • Piper, 2010, Titel: 'Himmelsdiebe', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
971001

Histo-Couch Rezension vonAug 2010

Eine vielschichtige Geschichte über menschliche Abgründe und künstlerische Höhenflüge

Kurzgefasst:

Als Laura Paddington Harry Winter das erste Mal begegnet, glaubt sie, dem "großen Zauberer" gegenüberzustehen - jenem Mann, von dem sie seit Kindertagen träumt, damit er sie in eine andere Welt entführt. Es ist der Beginn einer großen Leidenschaft - zwischen ihr, der kaum zwanzigjährigen Malerin, und ihm, dem großen Außenseiter der Kunst. Gegen den Willen ihrer Eltern folgt Laura Harry ins Paris der Dreißigerjahre. Als sich auch dort die Welt gegen die beiden verschwört, fliehen sie nach Sainte-Odile, ein Dorf in den Pyrenäen, das zum Paradies ihrer Liebe wird. Einem Paradies, aus dem sie schon bald vertrieben werden. Denn die Zeiten sind dunkel. Und so muss sich in einer Odyssee, die sie quer durch Europa führt, zeigen, was stärker ist: die Wirklichkeit oder die Fantasie. Die Barbarei oder die Liebe.

 

Bei einer Ausstellung in London lernt die Kunststudentin Laura Paddington den deutschen Maler Harry Winter kennen und verliebt sich leidenschaftlich. Schon nach kurzer Zeit stellt das ungleiche Paar - Harry ist um einiges älter als seine junge Geliebte - fest, dass sie einander ohne viele Worte verstehen. Gegen den Willen ihrer wohlhabenden Eltern folgt Laura Harry nach Paris, um an seiner Seite zu leben und zu malen. Doch Harry muss gegen einige Widrigkeiten ankämpfen: Seine Kunst gilt in Nazi-Deutschland als "entartet", ihm droht das KZ. Auf der Suche nach einem eigenen Paradies zieht das Paar nach Südfrankreich und erlebt dort für kurze Zeit einen wahren Rausch der Gefühle. Als Harry verhaftet wird - als Deutscher ist er in Frankreich ein unerwünschter Ausländer - gerät Laura in einen Zustand geistiger Verwirrung. Da marschieren die Deutschen in Frankreich ein und Laura muss ihr Paradies verlassen. Dank einer Freundin schafft sie die Flucht nach Spanien und später über Lissabon nach New York. Dort trifft sie Harry wieder, den sie für immer verloren glaubte.

Atemlos und leidenschaftlich

Peter Prange hat einen Roman geschaffen, der vielschichtiger und überzeugender kaum sein könnte. Die Liebe zwischen Laura und Harry, die Probleme, mit denen die beiden zu kämpfen haben, das Nazi-Regime, das wie eine dunkle Gewalt Frankreich überrollt: Atemlos und leidenschaftlich beschreibt der Autor eine Zeit voller Extreme. Es gelingt ihm, sowohl die Gefühlswelt von Harry als auch jene von Laura überzeugend darzustellen und die Leser in das Geschehen auf eine berauschende Art einzubinden. So vermag sich das Buch das eine oder andere Mal schwer auf die Seele zu legen, während man an anderen Stellen einen Hauch des berauschenden Glücks erhascht, in dem sich vor allem Laura immer wieder bewegt.

Mit Sprache Bilder zeichnen

Peter Prange hat nicht nur eine hinreissende Geschichte geschrieben, er hat sie auch so geschrieben, dass allein schon durch die sprachliche Umsetzung Bilder entstehen und Gerüche durch die Luft schweben. Gerade im Zusammenhang mit einem so intensiven Roman über Malerei, Alpträume und Genie kommt die Sprache hervorragend zum Ausdruck. Die schmale Gratwanderung zwischen farbenfroher Beschreibung und schwülstiger Übertreibung schafft Prange ohne einen einzigen Ausrutscher. Er legt ein gut lesbares und sprachlich überzeugendes Werk vor.

Tiefe Verbundenheit mit den Charakteren

Was auch immer es ist: Peter Prange schafft es innerhalb kürzester Zeit, seine Protagonisten so zu positionieren, dass sich der Leser nicht mehr entziehen kann. Ob es nun Harry und Laura in ihrem künstlerischen und emotionalen Rausch sind, oder die unglücklich liebende Debbie, ob die kauzige, nicht unfreundliche Wirtin in Saint-Odile oder Künstlerkollegen in Paris - alle bekommen schnell ein Gesicht, sind glaubwürdig und überzeugend. Hier tritt auch eine der Stärken dieses Romans zutage: Die Figuren leben und handeln so, als würde man ihnen tatsächlich gegenüber stehen. Es gibt weder strahlende Helden noch holde Maiden, sondern Charaktere, die in ihrer ganzen Wesensart vertraut wirken.

Auch für Leute, die mit Kunst wenig anfangen können

Schliesslich ist es Peter Prange gelungen, einen Roman über die Kunst zu schreiben, der auch Leute überzeugen kann, die ob Malerei nicht in Verzückung geraten und auch keine Ahnung von der Kunstszene in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben. Alleine durch seine Ausstrahlung und Aussagekraft wirkt der Roman für sich und beschert höchst intensive Lesemomente.

 

Himmelsdiebe

Peter Prange, Piper

Himmelsdiebe

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