Geheimnisvolles Vermächtnis

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  • Erschienen: Januar 2010
  • 8

Kurzgefasst:

Das Zeichen des Bösen... So nennen die Leute Rosamunds Augen. Sie hat ein blaues und ein braunes. Im Frankfurt des Jahres 1530 ist sie damit eine Ausgegrenzte. Selbst ihre eigene Mutter will nichts mit ihr zu tun haben. Nur die Zigeunerin Tonia hält zu ihr. Sie lehrt sie die Kunst des Handlesens. Als Rosamund eines Tages auf dem Markt den Tod in der Hand einer alten Frau liest, beschwört sie ungeahnte Gefahren herauf...

 

Teufelsbalg, Zauberkind, Heilige - das sind nur einige der Namen, mit denen Rosamund im Laufe ihres Lebens belegt wird. Doch wer und was ist sie wirklich ? Im Jahre 1530 wird in Frankfurt ein Mädchen geboren, das ein blaues und ein braunes Auge hat. In diesen Zeiten ist sie damit eine Ausgegrenzte, die das Zeichen des Bösen trägt, selbst ihre Mutter weist Rosamund zurück. Sie darf das Haus nur bei Dunkelheit und nur in Begleitung von Tonia, einer Zigeunerin, die im Haus der Familie dient, verlassen. Rosamund verbringt ihre Tage in der Malerwerkstatt des Vaters und lernt dort, Farben anzurühren und Pigmente aus Bleiweiß, Pferdeurin und Blattläusen zu gewinnen. Von Tonia lernt sie, das Schicksal der Menschen aus den Händen zu lesen. Als sie eines Tages in der Hand einer Alten deren Tod liest, beschwört Rosamund Gefahren für die ganze Familie herauf.

Ein kurzer Weg vom Teufelsbalg zur Heiligen

Als dann auch noch ein Unglück in der Werkstatt des Vaters geschieht und Rosamund daran die Schuld tragen soll, muss die mit dem Teufel Verbundene das Elternhaus und die Stadt verlassen. In einem Kloster findet sie Zuflucht und eine neue Heimat. Doch auch dies wird nicht von Dauer sein und wieder geschieht ein Unglück. Diesmal wird sie die Heilige genannt und ist erneut auf der Flucht. Gegen den Aberglauben will Rosamund ihren Weg gehen und ihren Platz im Leben finden. Wird es ihr gelingen ?

Kampf um den Platz im Leben

Rosamund könnte ein normales Mädchen ihrer Zeit sein, wäre sie nicht mit einem blauen und braunen Auge geboren worden. Abgelehnt von der Mutter, nur unzureichend behütet durch den schwachen Vater, ist ihre einzige Bezugsperson die Zigeunerin Tonia, die sie mit Hingabe und Liebe versorgt und erzieht. Als Tonia ihr genommen wird, ist Rosamund auf sich allein gestellt. Sie wird zu einer starken und mutigen Person, die um ihr Lebensglück kämpft. Diese Entwicklung zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman und wird damit das tragende Element. Die einzelnen Personen, allen voran Rosamund und ihre Schwester, sind sehr einfühlsam gezeichnet und glaubwürdig gestaltet. Auch wenn Rosamund für ihre Zeit sehr eigenständig und selbstbewusst dargestellt ist, wird dies durch ihre Kindheit nachvollziehbar und scheint nicht aufgesetzt. Als Gegenpart ist Rosamunds Schwester Ursula zu sehen, die selbst noch als erwachsene, verheiratete Frau das Urselchen genannt wird und damit auch ausgezeichnet beschrieben ist. Die anderen Personen, wie die Eltern und auch Matteo, ein Maler aus Italien, bleiben hingegen etwas blass.

Bereits aus der ersten Begegnung zwischen Lisbeth, der Mutter von Rosamund, und Tonia, erwächst der Spannungsbogen, als Tonia der hochschwangeren Frau aus der Hand liest und sich auf vage Andeutungen beschränkt. Dieser Spannungsbogen bleibt zunächst bis zur Flucht Rosamunds aus dem Kloster erhalten, flacht dann aber etwas ab, da die Handlung an dieser Stelle ein wenig ins Stocken gerät. Erst als einem Familienangehörigen die Verbindung zu einem Teufelsbuch nachgesagt wird, nimmt die Handlung wieder Fahrt auf und führt zu einem spannungsreichen Ende. Der Lesefluss wird durch die leicht zu lesende Sprache und die zunehmende Spannung gefördert.

Der Klappentext ist sehr zurückhaltend gestaltet und verrät angenehm wenig von der eigentlichen Handlung. Der Schutzumschlag ist mit den Gemäldeausschnitten sehr schön und passend gewählt.

Insgesamt ein sehr anregender und abwechslungsreicher Roman, der einen Einblick in die Malerei und Farbenherstellung im 16. Jahrhundert verschafft und sich dem Thema des Aberglaubens auf unterhaltsame Weise nähert. Eine klare Leseempfehlung für kalte Herbsttage.

 

Geheimnisvolles Vermächtnis
Geheimnisvolles Vermächtnis
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Rita Dell'Agnese
721001

Histo-Couch Rezension vonJul 2010

Auf den Spuren von Charles Dickens

Kurzgefasst:

London, Mitte des 19. Jahrhunderts. Die fünfzehnjährige Grace lebt mit ihrer Schwester Lily in einem Waisenhaus in einem der ärmsten Viertel von London. Jeder Tag ist für sie ein Kampf ums Überleben. Grace ahnt nicht, dass sie und ihre Schwester per Zeitungsannonce als Erbinnen eines riesigen Vermögens gesucht werden. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis Mr Unwin, der skrupellose Bestattungsunternehmer, bei dem Grace arbeitet, die Annonce entdeckt. Und er ist bereit, alles zu tun, um an das Vermögen zu kommen. Kann James, der junge Anwaltsgehilfe, Grace helfen und das Komplott rechtzeitig aufdecken?

 

Mit Geheimnisvolles Vermächtnis bleibt Mary Hooper ihrem bisherigen Stil treu. Sie stellt zwei junge Mädchen in den Mittelpunkt des Geschehens, die nach dem Tod ihrer Mutter für sich selber sorgen müssen. Dies ist besonders für die 15-jährige Grace bitter: Ihre um ein Jahr ältere Schwester Lilly ist geistig zurückgeblieben und bedarf ihres Schutzes. Doch so sehr sich Grace und auch Lilly bemühen: Sie können kaum genug verdienen, um sich über Wasser zu halten. Die Mädchen ahnen nicht, dass sie fieberhaft gesucht werden. Als die beiden obdachlos werden, fallen sie einem skrupellosen Geschäftemacher in die Hände.

Eintauchen in das Elend

Die Geschichte selber hat wenig Überraschungspotential. Doch gilt es hier, sich vor Augen zu führen, dass Mary Hooper den Roman als Jugendbuch geschrieben hat und so wohl einem weniger tiefgründigen Schema folgen muss. Schnell wird nämlich klar, dass ich Grace und Lilly selber kaum aus dem Sumpf ziehen können, in den sie aufgrund einer sich immer schneller drehenden Abwärtsspirale geraten sind. Ebenso bald ist klar, wer der Retter der Mädchen sein wird. Und doch würde es dem Roman alles andere als gerecht, von einer reinen Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte zu reden. Viel zu dicht webt Mary Hooper die Atmosphäre des Londons von 1861. Sie nimmt die Leserinnen und Leser mit ins Elendsviertel "Seven Dials" , führt sie durch die tristen Straßen und lässt sie ins Elend der dort lebenden Bevölkerung eintauchen.

Verschlossene Türen

Eindrücklich gelingt es der Autorin aufzuzeigen, wie die beiden Mädchen plötzlich überall vor verschlossenen Türen stehen und dadurch auch noch das Wenige verlieren, das ihnen zuvor noch geblieben war. Obwohl die Kritik an der besseren Gesellschaft durchaus zur Geltung kommt, ist es nicht eine wütende und aus den Augen des 21. Jahrhunderts gesehene Anklage. Vieles erinnert an die Romane von Charles Dickens - dem in Geheimnisvolles Vermächtnis gar eine kleine Nebenrolle zukommt.

Flache Charaktere

Nicht ganz so gut gelungen wie in ihren früheren Büchern sind der Autorin die Charaktere. Sie bleiben flach und wirken nicht überall überzeugend, weder in ihrer Schlechtigkeit noch in ihrem Heldenmut. Dies nimmt dem an sich nett zu lesenden Buch etwas Fahrt, was sehr schade ist. Unterhaltend ist Geheimnisvolles Vermächtnis allemal - sofern sich die Leser vorgängig darauf einstellen, ein Jugendbuch in Händen zu halten und eine in manchen Bereichen rührselige Geschichte serviert zu bekommen. Wer sich von der etwas zu lieblichen Story im Vordergrund nicht abhalten lässt, die sozusagen als Beiwerk servierten Beschreibungen auf sich wirken zu lassen, wird die schlichte aber feine Tiefe dieses Buches entdecken.

 

Geheimnisvolles Vermächtnis

Mary Hooper, -

Geheimnisvolles Vermächtnis

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