Die Brillenmacherin

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  • Erschienen: Januar 2005
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  • , 2005, Titel: 'Die Brillenmacherin', Originalausgabe
Die Brillenmacherin
Die Brillenmacherin
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Carsten Jaehner
781001

Histo-Couch Rezension vonJul 2006

Intrigantes Mittelalter mit Durchblick

Schon vor den Zeiten Martin Luthers hatte die Kirche Angst vor Neuerungen und Aufklärung. Um ein dunkles Geheimnis der Kirche und einen Geheimbund, der dagegen kämpft, geht es in Titus Müllers Roman "Die Brillenmacherin", in der die Frau eines Brillenmachers ungewollt in genau diesen Konflikt gerät.

Catherine, die Frau des Brillenmachers Elias Rowe, hat von ihrem Mann viel gelernt. Sie leben im England des Jahres 1387, als sie eines Tages ihren Mann tot auffindet. Wenig später wird ihr Haus niedergebrannt und auch das Haus ihres Bruders Alan erleidet das gleiche Schicksal. Durch die Kontakte ihres Mannes kommt sie als Brillenmacherin in die Dienste des Erzbischofs von Canterbury, William Courtenay, der auch Alan als Bogenschützen aufnimmt. Erst spät bemerkt sie, dass sie ein Kind erwartet.

Gegner des Erzbischofs ist seit geraumer Zeit Thomas Latimer, Mitglied des Hosenbandordens und Vertrauter des Königs. Catherine wird als Spionin zu ihm gesandt und schließlich weiß sie nicht mehr, welcher Seite sie vertrauen soll. Schließlich sind die Absichten Latimers ehrenhaft, geht es doch um ein Buch, dessen Erscheinen die Kirche unbedingt verhindern will. Es entbrennt ein Kampf mit Lügen und Intrigen, in dem Catherine immer wieder zwischen beiden Seiten hin- und hergerissen ist. Und für sie wird es auch nicht leichter, als sie für Latimer bald mehr als nur Sympathie empfindet. Er ist jedoch unglücklich verheiratet und schafft es nicht, seine Ehe in die gewünschten Bahnen zu lenken. Zudem ist seine Frau Anne auch kein Unschuldslamm.

Gute Verwicklungen der Intrigen

Titus Müller legt mit der "Brillenmacherin" einen Roman vor, der sehr detailverliebt eine spannende Geschichte erzählt. Die Figuren sind so klar gezeichnet, wie es die Handlung zunächst zulässt, ohne zu verraten, wer auf welcher Seite steht. Die Verwicklungen innerhalb der verschiedenen Parteien sind geschickt konstruiert und logisch nachvollziehbar, was der Spannung sehr zugute kommt. Auch die Beschreibungen des historischen Englands sind ansprechend und gut formuliert.

Catherine selbst wird als Frau vorgestellt, die klar ihren Absichten folgt und dies auch weiterhin versucht, als ihr Kind geboren ist. Damit hat sie zwar einen Schutz für sich, allerdings kann das Kind auch gut als Druckmittel gegen sie benutzt werden. Grausames Mittelalter. Generell sind alle Charaktere gut gezeichnet, wenngleich sie häufig den bekannten Klischees folgen. Die Nebenfiguren bleiben hingegen ein wenig blass, hier hätte man sich Menschen mit mehr Ecken und Kanten gewünscht.

Catherines Zweifel

Was allerdings auf Dauer nervt, sind Catherines ständige Zweifel, die sie über die verschiedenen Parteien hegt. Dass sie zweifelt, ist ja nicht verkehrt, aber so häufig und so seitenlang, dass sich ständig das gleiche wiederholt, nur in anderen Worten, das tut dem Roman auf Dauer nicht gut. Hier hätte man einige der Stellen gerne weglassen können. Dahingegen ist die Sorge um ihr Kind schon eher verständlich, allerdings geschieht das meist zu einem unangemessenen Zeitpunkt, nur nicht dann, wenn man sich als Leser selbst Sorgen machen würde. Hier fehlt in manchen Abschnitten die konsequente Einhaltung des Charakters.

Dennoch ist Titus Müller ein über weite Strecken spannender und lesenswerter Roman gelungen, der auf knapp 440 Seiten einen schönen Einblick in den englischen Kirchenstreit gibt. Die beiden Karten am Ende des Buches helfen, sich bei den Reisen zu orientieren. Liebhaber dieser Zeit werden an diesem Buch ihre Freude haben. Und das Ende des Buches lässt es durchaus zu, dass es eine Fortsetzung geben könnte. Sollte es sie geben, wäre das erfreulich, wenn nicht, bleibt trotzdem ein geschlossener Roman, den man gerne gelesen hat.

Die Brillenmacherin

Titus Müller, -

Die Brillenmacherin

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