Die Erfindung des Gustav Lichtenberg

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  • Erschienen: Januar 2004
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  • , 2004, Titel: 'Die Erfindung des Gustav Lichtenberg', Originalausgabe
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Daniela Loisl
911001

Histo-Couch Rezension vonJun 2010

Poetisches und tiefgründiges Psychogramm eines einsamen jungen Mannes

Kurzgefasst:

In einem vergessenen Archiv findet Ludwig Lang den Plan zu einer rätselhaften Erfindung. Er baut die seltsame Maschine nach, aber als sie zum ersten Mal läuft, passiert - nichts. Oder doch? Völlig unerwartet begegnet Ludwig seiner großen Liebe - Elsa, der schönen Geigerin.

 

Der junge Physiker Ludwig Lang arbeitet im Patentamt, als ihm eines Tages zufällig die Pläne für eine Maschine von einem gewissen Gustav Lichtenberg in die Hände fallen. Da er dazu im Archiv aber keine Bauanleitung oder Beschreibung finden kann, will er die Maschine bauen - nur um zu erfahren, welchen Sinn Lichtenbergs Erfindung haben soll.
Und während er zu Werke geht, trifft er durch Zufall auf die Geigerin Elsa und verliebt sich unsterblich in sie.

Leicht und dennoch anspruchsvoll

Zu allererst sei erwähnt, dass dies kein historischer Roman im herkömmlichen Sinne ist. Der Autor baute seine Geschichte auf zwei Zeitebenen mit ebenso zwei Erzählsträngen auf. Einerseits ist da Ludwig Lang, der in der Gegenwart lebt und dessen einzige Höhepunkte in seinem Leben das Durchsuchen des Archivs im Patentamt ist, um auf interessante Erfindungen zu stoßen, die die Öffentlichkeit niemals zu Gesicht bekam. Und anderseits ist da Gustav Lichtenberg, dessen Leben der Autor mittels Rückblick in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veranschaulicht. Der Wechsel zwischen den beiden Welten ist stets harmonisch und gekonnt. Ewald Arenz erzählt nicht einfach die Geschichte zweier Männer, sondern komponiert für jeden seiner Protagonisten ein Stück, das sich in Flageoletttönen mit einer ganz eigenen Magie über die Geschichte legt.

Mit immenser Leichtigkeit und literarisch bildreicher und beinah schon lyrischer Sprache zaubert Ewald Arenz die Suche beider Männer nach Erfüllung ihrer Sehnsüchte und Träume, aber auch nach der großen Liebe, facettenreich, detailliert und mit einem Hauch Melancholie. Poetische Wortspielereien wie "...und tranken sich einander den Atem von den Lippen weg." sind im kompletten Szenengefüge so passend platziert, dass dies niemals kitschig oder gar schnulzig wirkt.

Musik ist eines der tragenden Themen in diesem Buch, und Arenz beherrscht die Sprache wie einst Karajan die Berliner Philharmoniker. Immer wieder kommt man bei der Geschichte mit Musik in Berührung, ob in Elsa, einer Geigerin in die Ludwig sich nach Fertigstellen der Lichtenberg-Maschine verliebt oder Songs wie "You go to my head", "Fly me to the moon" oder "It ain´t necessarily so", die die ganze Nacht durch Ludwigs Wohnung schweben, als er das erste Mal mit Elsa alleine ist. Die Klänge legen sich wie ein zarter Schleier um die Figuren und begleiten diese in Form einer feinen Aura durch die ganze Erzählung.

Evolvierende Figuren

Auf eloquente Weise schafft der Autor Figuren, mit denen sich der Leser identifizieren kann. Lebendig, glaubwürdig und vielschichtig sind seine Darsteller, die keineswegs perfekt oder heldenhaft, sondern mit allen Stärken und Schwächen alltäglicher Charaktere ausgestattet sind.
Da neben der Musik auch die technischen Erfindungen in Lichtenbergs Zeit eine große Rolle spielen, begegnet man nicht nur den Protagonisten und deren Kontaktpersonen, sondern auch Persönlichkeiten, die im 19. Jahrhundert einen immensen Beitrag zum technischen Fortschritt geleistet haben. So werden Siemens und Halske - Gründer der ersten Elektrofirma, Duchenne de Boulogne - verwendete elektrische Ströme zur Heilung von Nervenleiden, James Braid - Pionier der Hypnose, ebenso erwähnt wie Thaddeus Cahill, der das wohl größte Musikinstrument des 19. Jahrhunderts schuf und dieses schlicht "Telharmonium" nannte. Letzter hatte mit seinem Schaffen auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf Lichtenbergs Maschine.

Alles und jeder hat seinen Platz, kein Wort, keine Person ist überflüssig. Ein harmonisches Werk über die Suche nach sich selbst, die große Liebe und Verwirklichung seiner Träume. Dieses Buch ist ein Vorzeigeroman emotional intelligenter Erzählkunst in gehobener und tiefgründiger Sprache. Ein Geheimtipp für Leser, die anspruchsvolle und dennoch leichte Geschichten lieben und genießen.

 

Die Erfindung des Gustav Lichtenberg

Ewald Arenz, -

Die Erfindung des Gustav Lichtenberg

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