Tod auf der Northumberland
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2008
- 1
- Goldmann, 2008, Titel: 'Tod auf der Northumberland', Originalausgabe
Interessanter, aber nicht ganz ausgereifter Krimi
Kurzgefasst:
New York, 1865: Als Privatdetektiv John Gowers seinem Auftraggeber Senator Blandon mitteilt, dass dessen verschwundene Tochter als Prostituierte arbeitet, weigert sich Blandon, den Detektiv zu bezahlen. Gowers verkauft sein Beweisfoto daraufhin einer Zeitung - und muss die Stadt aus Angst vor Blandons Rache verlassen. Im Auftrag der Britin Emmeline Thompson begibt er sich auf das Schiff Northumberland, wo er den Tod von Emmelines Vater Samuel untersuchen soll. Dabei kommt er einer Gruppe von Verschwörern auf die Spur, zu der wohl auch Samuel selbst gehörte...
Privatdetektiv John Gowers legt sich mit dem mächtigen Senator Blandon an und muss die Stadt verlassen, um dessen Rache zu entgehen. Da kommt ihm die Anfrage einer jungen Ausländerin gerade recht, die am angeblichen Selbstmord ihres Vaters auf dem Schiff "Northumberland" zweifelt und jemanden sucht, der Licht in die Angelegenheit bringt. Kurzerhand lässt sich John Gowers auf der Northumberland als Emmeline Thompsons Bruder einchecken und beginnt mit den Ermittlungen. Schon bald stößt er auf Ungereimtheiten. Zudem wecken seine Fragen Misstrauen.
Lockerer Ton
Es braucht nicht lange, bis der Leser merkt, dass er mit diesem Buch einer jener Krimis in Händen hält, in denen ein Privatdetektiv im mehr oder weniger lockeren Ton einen Fall schildert. Allerdings ist Daniel Twardowski dabei nicht den saloppen Ich-Erzählern gefolgt, sondern bleibt wohltuend auf Abstand, ohne aber zu viel Distanz zu schaffen. Er bezieht den Leser optimal in die Ermittlungen ein, macht Gedankengänge offensichtlich und lässt auch an den aufkeimenden, recht ambivalenten Gefühlen zwischen Emmeline und John Gower teilhaben.
Es harzt da und dort
Die eingängige Sprache, ein flotter Plot und interessante Protagonisten sind grundsätzlich eine gute Mischung, um einen erfolgreichen Roman zu schreiben. Dass bei Daniel Twardowski's Tod auf der Northumberland da und dort harzt, liegt an keinem dieser Komponenten. Vielmehr liegt der Teufel im Detail: Einige Handlungen von John Gower sind so durchsichtig, dass es bei den Gegnern schon eine große Portion Beschränktheit braucht, damit sie nicht darauf kommen, dass hier eine Ermittlung im Gange ist. So wird die Sache zeitweise denn etwas unglaubwürdig, nur in kleinen Portionen zwar, aber doch groß genug, um dem an sich gut aufgebauten Roman winzige Nadelstiche zu versetzen, die letztlich den richtigen Schliff vermissen lassen.
Potential nutzen
Auf jeden Fall hat Daniel Twardowski mit Tod auf der Northumberland aber bewiesen, dass hier ein großes Potential vorhanden ist, das genutzt werden sollte. Er baut mit John Gower einen Privatdetektiv auf, den man schätzen lernt, wenn man ihm auch immer mal wieder kleine Schwächen und Fehler zu verzeihen hat. Genau die Eigenschaften also, die einen "Serien-Helden" ausmachen. Wohltuend ist der Verzicht auf Knallelemente. Stattdessen setzt der Autor auf eine subtile, mit psychologischen Momenten durchsetzte Geschichte, die zu fesseln vermag und unterhaltend serviert wird. So darf man gespannt sein, wie es mit John Gower weiter geht. Denn dass mit dieser einen Ermittlung der Held wieder in der Versenkung verschwinden wird, ist nicht anzunehmen.
Daniel Twardowski, Goldmann
Deine Meinung zu »Tod auf der Northumberland«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!