Die Bernsteinhändlerin

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2010
  • 1
  • Goldmann, 2010, Titel: 'Die Bernsteinhändlerin', Originalausgabe
Die Bernsteinhändlerin
Die Bernsteinhändlerin
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Rita Dell'Agnese
671001

Histo-Couch Rezension vonApr 2010

Geheimer Zirkel jagt reiche Erbin

Kurzgefasst:

Lübeck 1450: Mit einem großen Fest wird die Verlobung zwischen Barbara Heusenbrink, der Tochter des Rigaer Bernsteinkönigs Heinrich Heusenbrink, und dem reichen Patriziersohn Matthias Isenbrandt gefeiert. Obwohl Barbara Matthias nicht liebt, willigt sie in die Vernunftehe ein. Kurz darauf lernt sie jedoch den Glücksritter Erich von Belden kennen, von dem sie sich magisch angezogen fühlt. Aber beiden ist klar, dass ihre Liebe keine Chance hat. Und dann wird Barbara von Bernsteinschmugglern nach Danzig entführt, die ihren Vater erpressen wollen...

 

Conny Walden legt mit dem Roman Die Bernsteinhändlerin einen historischen Roman vor, der mehrere Elemente vereint. Insbesondere der Aspekt "Verschwörungsthriller" wird dabei hoch gehalten. Denn im Mittelpunkt steht eine geheimnisvolle Organisation, die es sich auf das Banner geschrieben zu haben scheint, Barbara Heusenbrink, Tochter eines Bernsteinhändlers aus Riga, zu entführen. Nur durch die Hilfe des Ritters Erich von Belden vermag Barbara ihrem Schicksal immer wieder zu entrinnen. Doch dann gerät sie auf einer Reise in die Höhle des Löwen.

Zwischen banal und spannend

Es gibt nicht viele Romane, die so stark zwischen zwei Polen hin und her schwanken wie Die Bernsteinhändlerin. Einerseits werden hier viele Klischees des historischen Romans bedient. Die reiche, kluge und unerschrockene Heldin gerät in Gefahr, ein attraktiver aber mittelloser Ritter steht ihr zur Seite. Dass Barbara zu Beginn der Geschichte auch noch den wohlhabenden aber unsympathischen Matthias Isenbrandt heiraten soll und dabei mit ihrer künftigen Schwiegermutter immer wieder schlechte Erfahrungen macht, passt voll und ganz zu den Klischees. Andererseits schafft es das Autorenpaar, das sich hinter dem Pseudonym Conny Walden verbirgt, die Leser soweit zu fesseln, dass sie an der Geschichte dran bleiben.

Einfacher Erzählstrang gut umgesetzt

Die Autoren haben den Roman in drei Teile gegliedert. Zum einen jenen Part, in dem Barbara Heusenbrink mit ihrem Vater nach Lübeck reist, um sich dort mit Matthias Isenbrandt zu verloben. Dann nimmt den Hauptteil des Buches eine gefahrvolle Reise ein, in der Barbara immer wieder auf die Hilfe anderer zählen muss, um weiter zu kommen. Der dritte Teil spiegelt die Ereignisse in Riga wieder. Besonders gut umgesetzt ist dabei der längste der drei Teile, die Reise. Obwohl die Handlung an sich sehr einfach ist und da und dort leise den Eindruck erweckt, etwas in die Länge gezogen zu sein, ist gerade dieser Erzählstrang spannend und erzählerisch beeindruckend. Die Autoren schaffen viel Atmosphäre und lassen ihre Protagonistin immer wieder an Grenzen kommen.

Hintergrund erzählen

Im Vordergrund steht über die gesamte Zeit Barbara Heusenbrink. Dennoch ist der Hintergrund des Bernsteinhandels im 15. Jahrhundert sehr gut geschildert. Dabei kommt dem Autorenpaar sicher der hierzulande wenig bekannte Schauplatz zugute, der einen eigenen Reiz ausübt und von dessen Geschichte noch niemand zu viel gelesen hat. Aber auch die Unterdrückung der Bevölkerung wird gut dargestellt. Es tritt deutlich zu Tage, dass beim Sammeln des begehrten Bernsteins wie auch beim Verkauf vieles im Argen lag. So kontrollierte ein deutscher Orden über lange Zeit den Bernsteinhandel und hielt ein strenges Regime. Dennoch blühte der Schmuggel und der Orden sah sich einer immer stärkeren Macht gegenüber. Die Themen Korruption, Gier und Unterdrückung nehmen denn auch einen großen Stellenwert ein.

Geübte Feder

Es zeigt sich auch, dass die Autoren ihr sprachliches Handwerk beherrschen. Zwar gibt es in dieser Hinsicht kaum Höhenflüge, doch wird auf eine solide Art und Weise erzählt, die gut zu lesen und einfach zu verstehen ist. Mit dieser Basis und einer Geschichte, die sich nicht ganz so stark an die Klischees hält, könnten die Autoren einen bemerkenswerten historischen Roman präsentieren. In ihrem ersten Werk unter dem Pseudonym Conny Walden bleiben die Autoren jedoch streckenweise noch auf der Stufe "Mittelmaß".

Wer mehr über den Bernsteinhandel im Baltikum wissen möchte, wird durch diesen Roman recht gut bedient. Ebenso, wer die Geschichte vom reichen Mädchen und tapferen Ritter mag oder sich gerne auf Verschwörungs-Geschichten einlässt. Wer den außergewöhnlichen historischen Roman sucht, wird hier aber leider nicht oder zumindest nur teilweise fündig. Dennoch bleibt zu hoffen, dass das Autorenpaar dem Genre treu bleibt und nachlegt.

 

Die Bernsteinhändlerin

Conny Walden, Goldmann

Die Bernsteinhändlerin

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