Opus - Das verbotene Buch

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  • Erschienen: Januar 2010
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  • , 2010, Titel: 'Opus - Das verbotene Buch', Originalausgabe
Opus - Das verbotene Buch
Opus - Das verbotene Buch
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Eva Schuster
701001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2010

Unterhaltsames Mittelalter-Abenteuer um ein brisantes Buch

Kurzgefasst:

Deutschland im Jahr 1499: Die Welt scheint aus den Fugen. Auf den Scheiterhaufen brennen Hexen und Ketzer. Aufstände verarmter Landleute werden rücksichtslos niedergeschlagen. Wanderprediger ziehen von Flecken zu Flecken und verkünden den bevorstehenden Weltuntergang. Als dem 15-jährigen Amos Das Buch der Geister anvertraut wird, ahnt er nicht, dass sich sein Leben für immer verändern wird. Denn wer dieses Buch gelesen hat, in dem werden magische Fähigkeiten wach. Amos´ Auftrag: Das Buch der Geister zu seinem ausersehenen Empfänger bringen. Doch für wen ist es überhaupt bestimmt? Eine atemlose Jagd beginnt. Amos´ Leben gerät in größte Gefahr, denn die Zensur ist auf das Buch aufmerksam geworden. Die Häscher der Inquisition und der Zensurbehörde setzen alles daran, das Buch in ihren Besitz zu bringen...

 

Deutschland, 1499. Der fünfzehnjährige Amos hat vor drei Jahren seine Eltern verloren und lebt seither bei seinem Onkel Heribert auf dessen Burg. Sein Onkel kümmert sich zwar durchaus gut um ihn, ist aber ein Raubritter, was Amos abschreckt. Den Jungen zieht es vielmehr zu dem alten Gelehrten Valentin Kronus, der auf einem Pachthof des Ritters Bücher schreibt und sich mit allerlei Wissenschaften auskennt. So oft es geht, erledigt Amos kleine Arbeiten auf dem Hof für Kronus, der zu ihm liebevoll wie ein Vater ist.

Nach und nach weiht ihn Kronus außerdem in die Geheimnisse seines Lebenswerks ein, dem "Buch der Geister". Das Buch enthält vier Geschichten, die wie harmlose Märchen wirken. Wer aber die nötige Begabung in sich trägt, wird durch die aufmerksame Lektüre magische Fähigkeiten entwickeln. Tatsächlich spürt Amos, dass er bereits durch die erste Geschichte mit Kronus Gedankenkontakt aufnehmen kann. Zu dieser Zeit muss jedes Buch vor der Veröffentlichung durch die Buchzensoren abgesegnet werden, damit keine schändlichen Schriften in Umlauf gebracht werden. Kronus schickt eine Abschrift des Buches nach Nürnberg und er hofft, dass die Zensoren das Buch für harmlos halten.

Durch unglückliche Umstände aber wird die Inquisition darauf aufmerksam und beginnt die Jagd auf Kronus. Amos soll das Buch retten und flieht damit vor der Häschern der Inquisition. Seine Verbündete ist die rätselhafte Klara, die die gleichen Fähigkeiten der Gedankensprache hat wie er. Für die beiden Jugendlichen beginnt eine gnadenlose Flucht durch Deutschland ...

Solides Jugendabenteuer zwischen Inquisition und Geheimbund

Andreas Gößling entführt seine Leser in eine abenteuerliche Zeit des Umbruchs: Es ist 1499, die Welt ist durch die nahende Jahrhundertwende in Aufruhr. Wanderprediger ziehen durch das Land und prophezeien Katastrophen, die Inquisition macht Jagd auf vermeintliche Ketzer. Bücher dürfen nur nach eingehender Kontrolle veröffentlicht werden, um Kaiser und Kirche zu schützen. In dieser schwierigen und gefährlichen Zeit lebt der fünfzehnjährige Amos. Materiell geht es ihm gut auf der Burg seines Onkels, aber für ihn steht fest, dass er ihm nicht in das Leben eines Raubritter folgen will. Stattdessen verbringt er jede freie Stunde bei Valentin Kronus, dem geheimnisvollen Gelehrten. Als er im "Buch der Geister" lesen darf, entwickelt er magische Fähigkeiten, die sich laut Kronus mit jeder weiteren Geschichte noch vertiefen werden.

Nach einem etwas gemächlichen Einstieg wird die Handlung rasch turbulent. Amos muss für einen Auftrag Kronus' nach Nürnberg reiten, wo er merkwürdige Erlebnisse hat und unter anderem auf eine gleichaltrige Diebin trifft - Klara, die ihm später eine Verbündete wird. Richtig dramatisch wird es, als die Inquisition aus Nürnberg auf der Ritterburg eintrifft. Amos erfährt erst jetzt, dass Kronus und das "Buch der Geister" zu der geheimen Bruderschaft Opus Spiritus gehören, die die Kirche vernichten will. Nach einem fürchterlichen Gemetzel kann Amos entkommen, aber seine Verfolger sind ihm und Klara immer dicht auf den Fersen. Der erste Teil von insgesamt zwei Bänden endet recht abrupt in einer Art Cliffhanger, der durchaus neugierig auf die Fortsetzung macht.

Teils interessante Charaktere

Die Charaktere sind nicht ausgesprochen tief, aber doch mehr als bloße Schablonen und es gibt einige Figuren zum Mitfiebern darunter. Kronus ist eine gelungene Figur, ein nicht nur weiser, sondern auch humorvoller Mann, der immer für einen augenzwinkernden Scherz gut ist. Obwohl er große Stücke auf Amos hält, kann auch der Junge ihn nicht ganz durchschauen. Bis darauf, dass er einst mal Mönch war, gibt er kaum etwas von sich preis. Schon bald ist aber offenkundig, dass Kronus eine sehr bewegte Vergangenheit hat. Der Inquisitor Cellaris hat eine Rechnung mit ihm zu begleichen und geht dabei ohne jede Gnade vor. Nicht nur Kronus, auch Amos als Vertrauter gerät in höchste Lebensgefahr. Amos selbst ist eine Identifikationsfigur für die jungen Leser, recht sympathisch und mit immer nachvollziehbaren Gedankengängen. Klara erscheint zunächst ein wenig undurchsichtig, schließlich hat Amos sie in Nürnberg als vorwitzige Diebin kennen gelernt - doch dann offenbart sich, dass sie auf einer Seite sind. Dass sie sich verlieben ist sehr vorhersehbar, recht reizvoll ist aber Amos' Zwang, der Leidenschaft nicht nachzugeben, solange er nicht die magischen Fähigkeiten noch weiter ausgebaut hat. Eine nicht nur gefährliche, sondern beinah unheimliche Figur ist der Zensorgehilfe Hannes, der ungeplant einige Blicke in das "Buch der Geister" erhascht und süchtig danach wird. Von nun an giert er nach dem Buch und wird von seinem Vorgesetzten Skythis wie ein Bluthund eingesetzt, um die Spur zu Amos aufzunehmen. Eine nette Idee ist das Einbauen von historischen Figuren wie dem legendären Magier Faust und dem damals noch sehr jungen Maler Albrecht Dürer.

Dem Autor gelingt es recht ordentlich, das turbulente Leben in Deutschland zu diesen Zeiten anschaulich und für junge Leser reizvoll darzustellen. Schon zwölf- oder dreizehnjährige Leser können der Handlung mühelos folgen, ohne dass sie Vorkenntnisse über die Epochenumstände bräuchten. Die nötigsten historischen Hintergründe über die Kirche und vor allem über die Inquisition sind gegeben, darüber hinaus aber werden die politischen Zustände der Zeit innerhalb der Handlung nicht näher angesprochen. Dafür jedoch gibt es im Anhang ausführliche Erläuterungen des Autors zu den Zeitumständen, sowohl zu der Buchzensur als auch zur Schwarzmagie, der Inquisition, neuen Kirchen und den Hexenprozessen.

Zu den Schwächen des Romans zählt der Inhalt des "Buches der Geister". Zwei der vier Geschichten werden hier komplett abgedruckt. Während sich Amos ganz darin verliert und den Geschichten fasziniert folgt, kann der Leser diese Begeisterung nicht unbedingt teilen - sie sind langatmig und zäh und hätten gerne ein paar Seiten kürzer ausfallen dürfen. Ein bisschen spät kommen die Details zu Amos' Herkunft, erst nach knapp fünfzig Seiten erfährt der Leser, wie die Eltern des Jungen umkamen, was besser in die Einführung gepasst hätte. Bei der Verfolgungsjagd wird teilweise sehr dick aufgetragen. Ein ums andere Mal entgeht Amos nur knapp dem Tod, egal wo er hinabstürzt und mit wem er kämpft, er scheint beinah unverwundbar. Auch Klaras Fähigkeiten gehen, unabhängig von ihrer magischen Begabung zur Gedankenleserin, über die eines jungen Mädchens oft hinaus, auch wenn das mit ihrer Herkunft aus dem Schaustellergewerbe erklärt wird.

Im Endeffekt erwartet den Leser ein unterhaltsames, über weite Strecken spannendes Abenteuer im ausgehenden Mittelalter, das gleichwohl keinen Höhepunkt des Genes darstellt. Vor allem jugendliche Leser erhalten solide Lektüre, die in eine interessante Zeit führt und mit Magie spielt.

Opus - Das verbotene Buch

Andreas Gößling, -

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