Die Reise nach Westen

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2010
  • 1
  • Droemer-Knaur, 2009, Titel: 'Gullrush', Originalausgabe
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Daniela Loisl
921001

Histo-Couch Rezension vonMär 2010

Packender und beklemmender Blick nach Übersee

Kurzgefasst:

Chicago 1843: Tapfer und unbeirrt kämpft die junge Brenda ums Überleben. Nach dem Tod ihrer Mutter ist sie ganz auf sich allein gestellt. Ihrem Vater ist sie noch nie begegnet. Doch dann erhält Brenda eines Tages die Chance, ihren Vater endlich kennenzulernen. Voller Hoffnung begibt sie sich auf die Reise zu Hakan und seiner neuen Familie. Doch das Wiedersehen wird zu einer herben Enttäuschung: Hakan will nichts von seiner Tochter wissen, ganz im Gegenteil zu Holje, der sich unsterblich in Brenda verliebt. Gemeinsam wollen sie im goldenen Kalifornien ein neues Leben beginnen. Ein Abenteuer voller Gefahren beginnt...

 

Amerika 1843: Tapfer und unbeirrt kämpft die junge Brenda ums Überleben. Nach dem Tod ihrer Mutter und ihres Onkels hält sie nichts mehr in Chicago. Das 16-jährige Mädchen macht sich auf den Weg zu ihrem Vater, dem sie erst ein einziges Mal begegnet ist. Doch das Wiedersehen mit ihm wird zu einer herben Enttäuschung: Håkan will nichts von seiner Tochter wissen. Desillusioniert kehrt Brenda in die Stadt zurück, wo sie sich von nun an als Hure verdingt. Dann steht eines Tages ein junger Mann vor ihrer Tür: Hølje, Håkans Stiefsohn, der sich damals heimlich in Brenda verliebt hatte. Soll Brenda das Abenteuer wagen und mit Hølje nach Kalifornien gehen, wo Goldfunde Reichtum und Glück verheißen?

Mühsamer und schwerer Weg in ein neues Leben

Der zweite Band von Elises Traum geht weiter mit dem Leben von Brenda, Elises Tochter. Dieses Buch kann aber unabhängig vom ersten Band gelesen werden, da die Autorin zum leichteren Verständnis geschickt manche Rückblende mit eingebaut hat.

Als Brenda nach Elises Tod beschließt zu ihrem Vater Håkan zu reisen, um bei ihm Zuflucht zu finden, reagiert dieser aber gänzlich anders als erhofft. Er liebt seine Tochter, hat aber durch sie stets seine verlorene Liebe Elise vor Augen und distanziert sich deshalb von Brenda. Sie versucht diese Zurückweisung zu ignorieren und Holje, Håkans Stiefsohn, ist der einzige Lichtblick. Holje liebt Brenda seit er denken kann und Brenda hegt dieselben Gefühle für ihn, wenngleich sie stets versucht niemanden zu nahe an sich heranzulassen, damit ihr mühsam aufgebauter Schutzwall nicht zusammenbricht.
Als Brenda nach einiger Zeit wieder weiterzieht, um ihr eigenes Leben zu leben, verspricht Holje ihr nachzukommen. Aber so einfach wie er sich das vorgestellt hat ist es nicht, denn Gunhild, seine Mutter, bittet ihn noch für eine gewisse Zeit um Unterstützung...

Wunderbare Sprache - gewöhnungsbedürftiger Erzählstil

Gleich beim Lesen der ersten Seiten fällt einem der sehr ungewöhnliche, etwas nüchtern anmutende, aber äußerst feine, leichte und sehr intelligente Sprachstil der Autorin auf. Die direkten Reden sind nicht wie gewohnt mit Anführungszeichen gekennzeichnet, sondern direkt in die Erzählung mit eingebunden. Toril Brekke erreicht durch die - zugegeben, am Anfang vielleicht etwas irritierende - Sprache eine anders nur schwer zu erreichende Tiefe und Intensität. Der Leser wird nicht einfach Betrachter der Szenen, sondern weiß stets was die Figuren denken, empfinden und sie zu Handlungen veranlasst, die anders nicht so empathisch nachvollziehbar wären.

Brenda und Holje sind die tragenden Figuren in dieser Geschichte und auch wenn viele Nebenszenen beleuchtet werden, so bleibt dieses Paar stets im Focus der Erzählung. Brenda ist alles andere als eine einfache Frau und den Grund und Sinnhaftigkeit so manche ihre Aktionen mögen sich einem oft nicht sofort erschließen. Durch Toril Brekkes Gabe, den Leser quasi in die Köpfe der Darsteller zu setzen, werden die Handlungen aber glaubhaft und nachvollziehbar, wenngleich man sich nicht immer mit ihnen identifizieren kann. Durch die dichte, schier greifbare Atmosphäre, bekommt der Leser das Gefühl einen Zeit- und Ortssprung hinter sich zu haben, um alles hautnah mitterleben, ja "mitfühlen" zu können.

Beklemmende Einblicke in die Zeit des Goldrausches

Dieses Buch ist alles andere als eine leichte Lektüre die man schnell einmal zwischendurch liest. Die Menschen wandern aus in den "goldenen Westen" und erhoffen sich Glück und wenn schon nicht Reichtum, so zumindest ein zufriedenes Leben ohne Sorgen. Angekommen in der Fremde sieht die Realität dann oft ganz anders aus und die Autorin gewährt Einblicke in durch falsche Hoffnung oder Unglück zerbrochene Familien auf packend beklemmende Weise. Der Roman lebt nicht nur von den Protagonisten, sondern auch von dem ebenso liebevoll aber auch kritischen Blick hinter die Kulissen der anmutend schönen heilen Welt in Übersee.

Ein außergewöhnlicher Roman, der sich wohltuend aus der Flut historischer Romane heraushebt, die dieses Genre beherrschen. Leser die hochwertige und niveauvolle Bücher zu schätzen wissen, werden mit diesem leise erzählten, aber bildgewaltigen und anspruchsvollen Roman voll auf ihre Kosten kommen. Eine glänzend schöne Perle, die aus einem Strand voll Kieselsteinen heraus leuchtet.

 

Die Reise nach Westen

Toril Brekke, Droemer-Knaur

Die Reise nach Westen

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