Die Bildweberin

  • Diana
  • Erschienen: Januar 2009
  • 1
  • Diana, 2009, Titel: 'Die Liebe der Bildweberin', Originalausgabe
Die Bildweberin
Die Bildweberin
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Volker Faßnacht
851001

Histo-Couch Rezension vonSep 2009

Liebesgeschichte und Kunsthandwerk

Kurzgefasst:

Donauwörth 1515: Sophie, die Tochter eines Tuchhändlers, gewinnt das Herz eines jungen Adligen. Doch eine Intrige stürzt ihre Familie ins Unglück, und Sophie bleibt nur der Weg ins Kloster. Dort kann sich die temperamentvolle Frau nur schwer einfügen und ist zahlreichen Schikanen ausgesetzt. Erst als man sie zur Bildweberin ausbildet, findet Sophie zu ihrer Berufung. Die Liebe scheint ihr jedoch nicht bestimmt zu sein - bis der Maler Thilmann einen Auftrag im Kloster annimmt...

 

Die Bildweberin ist der Debütroman der Autorin Katrin Keil, bei dem es um die junge Kaufmannstochter Sophie Ballheim geht.

Sophie gewinnt das Herz des Adeligen Heinrich von Sternau, der beschließt, sie zu heiraten, obwohl sie nur eine Kaufmannstochter ist. Ihr gesamtes Umfeld, außer ihr Bruder und Vater, missgönnt ihr die Liaison. Ihr Vater lässt sich auf ein riskantes Geschäft ein, um seinem geliebten Kind die geforderte Mitgift zu verschaffen. Das geht schief, mit dem Ergebnis, dass die gesamte Familie auseinander gerissen wird, die Hochzeit findet natürlich auch nicht statt. Denn wer heiratet schon eine Kaufmannstochter, deren Familie als Betrüger und Diebe verrufen ist? Sophie findet zwar zunächst eine Bleibe bei ihrer Schwester, muss aber irgendwann einsehen, dass sie nicht in Donauwörth bleiben kann. Von ihrer Schwester wird sie ins Kloster geschickt. In ständiger Zwiesprache mit der "Heiligen Walpurga" - anders ausgedrückt, ihrem eigenen Gewissen - versucht sie sich zwischen einem Leben als bildteppichwirkende Nonne im Kloster und als freischaffende Künstlerin an der Seite des Malers Thilmann Weber, den sie als lebende Versuchung, als ihre persönliche Prüfung Gottes, im Kloster kennen lernt, zu entscheiden.

Sophie strebt nach persönlichem Glück

Immer wenn Sophie glaubt, ihrem Glück näher zu kommen, legt ihr das Schicksal wieder einen Stein in den Weg. Das könnte normalerweise auch etwas nervig werden. Katrin Keil allerdings gelingt es ausgezeichnet, die Klippen mittels der bereits beschriebenen "Heiligen Walpurga" geschickt zu umschiffen. So sind die Beweggründe von Sophie jederzeit gut nachvollziehbar und kommen nicht schnulzig daher. Aber bis zu ihrem Glück ist es ein weiter Weg, den die Autorin - für ihre Figuren und für ihre Leserschaft - schön mit einigen Überraschungen gepflastert hat.

Eine Welt nicht nur zwischen Hautelisse-Webstuhl und den Fürstenhäusern

Aber der Roman schafft noch mehr, kann er doch der geneigten Leserschaft etwas von der Welt des Webens und der Bildwirkerei vermitteln. Die Autorin nimmt ihre Leser mit. Zunächst in die Weberei, die ja auch Sophie zuerst lernen muss, über die Färberei hin zur Malerei, beides Tätigkeiten, die wichtige Vorbereitungen für die Entstehung des Gesamtkunstwerks darstellen. Der handwerkliche Teil ist sehr plastisch beschrieben und man meint fast, die Gerüche und Farben riechen und sehen zu können. Trotzdem entsteht zu keiner Zeit der Eindruck, dass das Buch belehrend sein will oder dass es zu langatmig werden könnte.

Als Meisterin ihres Fachs steigt Sophie recht schnell im Ansehen und kann schließlich eine ihrer Tapisserien an den Fürstenhof verkaufen. Viele Herrscher waren in der Renaissance jeglicher Art von Kunst zugetan. Neben der Aufklärung und dem langsamen Auflösen der Ständegesellschaft des Mittelalters, was in dem vorliegenden Roman greifbar wird, besticht der Roman gut durch seine subtile Art, diese radikal gesellschaftsverändernde Erkenntnis an seine Leser weiterzugeben.

Die Figuren sind manchmal zu schwarz-weiß gezeichnet

Leider gibt es aber auch einen Kritikpunkt zu nennen, sind doch die Figuren von Katrin Keil oft zu eindimensional gezeichnet. So ist Sophies Gegenspielerin einfach nur böse und unsympathisch, während Sophie selbst - eigentlich zuweilen fast neuzeitlich keck - immer in Gegenwart dieser Person zum naiven Mäuschen degeneriert. Unverständlich leider für manchen Leser, ein Punkt der gewaltig störend sein kann.

Trotzdem bleibt ein positiver Gesamteindruck übrig. Das Buch ist spannend und verführt zum Weiterlesen, bis nichts mehr übrig bleibt. Außer wohl dem Wunsch, möglichst bald wieder ein Roman von Katrin Keil in den Händen halten zu können.

Die Bildweberin

Katrin Keil, Diana

Die Bildweberin

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