Die Bastardin

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2009
  • 3
  • Piper, 2009, Titel: 'Die Bastardin', Originalausgabe
Die Bastardin
Die Bastardin
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Volker Faßnacht
831001

Histo-Couch Rezension vonAug 2009

Überzeugender Krimi - unglückliche Figurenwahl

Kurzgefasst:

Regensburg im Jahr 1147: Agnes, uneheliche Tochter eines Herzogs und Halbschwester von Barbarossa, wird von fremden Reitern aus dem Kloster Frauenchiemsee entführt. Sie soll gegen ihren Willen mit dem Grafen von Ortenburg verheiratet werden. Als er am Tag der Hochzeit ermordet wird, machen sogleich Gerüchte die Runde, dass der Welfenherzog Heinrich der Löwe an dessen Tod Schuld sei. Agnes und ihr Halbbruder Barbarossa glauben an die Unschuld Heinrichs, und das nicht nur, weil Agnes sich in Heinrich verliebt hat. Gemeinsam beginnen sie, den wahren Mörder zu suchen.

 

Die Bündnispolitik der Herrscher

Überraschend wird Agnes von Reitern aus dem Kloster geholt. Sie soll einen ihr unbekannten Mann heiraten, um ein neues politisches Bündnis der Staufer gegen die Welfen zu begründen. Für die junge Frau ist es das Ende ihres bis dahin gekannten Lebens in der Abgeschiedenheit des Klosters. Von nun an ist sie Stauferin, die sich auch so verhalten soll. Aber gerade das gelingt ihr nicht: Angeregt durch die Eleganz und Andersartigkeit ihres neuen Lebens, verliebt sie sich ausgerechnet in den jungen Heinrich, den späteren Patriarchen der Welfen, der sie ebenfalls liebt. Natürlich kommt das heraus, und als Agnes' Bräutigam kurz vor der Hochzeit ermordet wird, fällt der Mordverdacht sofort auf Heinrich.

Agnes und Friedrich, überzeugt von der Unschuld Heinrich des Löwen, nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf ein Komplott aus Machtsucht und Herrschaftsanspruch, der sogar die Zukunft des Königreichs des deutsch-römischen Reiches entscheiden könnte.

Agnes und der irreführende Klappentext

Der bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der Historica 2009 in Hamburg-Bergedorf (veranstaltet vom 'Autorenkreises Quo Vadis') von Usern der Histo-Couch geäußerte Kritik an der 'Verdramatisierung der Klappentexte' durch die Verlage, ist auch das Erstlingswerk von Juliane Korelski zum Opfer gefallen. Denn eigentlich kann man nicht sagen, dass Agnes zu Beginn des Buches aus dem Kloster auf Frauenchiemsee entführt wurde, sondern vielmehr ohne ihr Wissen dort abgeholt wurde. Dies dürfte aber in einer Zeit, als Frauen nichts zu sagen hatten und wie ein Handelsgut in die jeweilige Bündnispolitik ihres Muntherrn einbezogen wurden, ein durchaus gängiger Vorgang gewesen sein. Zudem spielt der Roman im Jahr 1147 bevor Friedrich III. von Schwaben den Namen Friedrich Barbarossa erhalten hat. Diesen bekam er nämlich erst während seiner Italienfahrten ab 1154.

Agnes von Waibling(en), Großmutter Friedrich Barbarossas wird zu dessen Halbschwester

Als unglückliche Wahl dürfte wohl die Namensgebung der Hauptfigur bezeichnet werden. Agnes von Waibling gab es als "Agnes von Waiblingen" nämlich tatsächlich von 1072 bis 1143 (sie war die Großmutter Friedrich Barbarossas). Die Fiktive "Agnes von Waibling" ist damit einfach zu dicht an die historische Persönlichkeit angelehnt und das, obwohl der Name "Agnes von Waiblingen" nicht so bekannt sein dürfte, dass die Autorin dadurch Punkte bei all jenen Lesern sammeln könnte, denen die Verwebung von historisch belegten Person wichtig ist.

Außerdem besteht natürlich auch immer die Gefahr, dass die zeitlich (ca. 50 Jahre in die Zukunft) und faktisch (von der Großmutter zur Halbschwester) verzerrte Darstellung einer solchen Person von den Liebhabern historischer Romane mit einem möglichst hohen Grad an geschichtlicher Authentizität in seiner Gesamtheit abgelehnt werden könnte.

Obwohl es im Staufer-Geschlecht sehr viele Frauen mit dem Namen Agnes (von Waiblingen, von Saarbrücken, von Staufen und deren Tochter Agnes, die in Braunschweig heimlich einen Welfen heiratete) gab, dürfte es nicht nachvollziehbar sein, weshalb Juliane Korelski ihre Hauptfigur mit diesem Namen betitelt hat, schadet er doch im schlimmsten Fall eher, indem er doch sehr zur Verwirrung beiträgt. Wobei allerdings erklärt werden müsste, woher die Inspiration zu dem vorliegenden Roman gestammt haben könnte.

Zu einem Punkteabzug soll es hier nicht kommen, da es der Autorin zu Gute gehalten werden kann, doch nur eine enge Namensähnlichkeit gewählt zu haben, nicht aber die vollkommene Namensgleichheit. Dieses möge dann jede(r) Leserin / Leser für sich selbst entscheiden.

Mord, Intrigen und ein verschachtelter Kriminalfall

Eindeutig punktet die Autorin mit der Darstellung der politischen Machtverhältnisse, wo die Nachkommen der Herrscher einfach zur Absicherung von Bündnissen herangezogen wurden. Dies ist zwar eine bekannte Vorgehensweise, gerade auch im Hinblick auf den baldigen Beginn der 2. Kreuzzüge, wo in der Heimat noch einmal alle Bündnisse erneuert werden mussten, damit der Herrschaftsanspruch zuhause nicht in Frage gestellt werden konnte und auch die Positionierung des eigenen Hauses im Streit, wer zukünftig den König im deutsch-römischen Reich stellen konnte, aber Juliane Korelski weiß diese Umstände so geschickt in ihren Kriminalfall einzubringen, dass man kaum glauben mag, dass es ihr erster historischer Roman ist.

Und so entstand ein Krimi mit überraschenden Wendungen, schlüssig begründeten Motiven und Tätern, die sich erst spät als solche zu erkennen geben. Neben der sehr schönen Beschreibung des herzöglichen Lebens, einer gut ausbalancierten Liebesgeschichte und dem mehr als glaubwürdigen Plot malt die Autorin ein buntes Bild der Menschen im 12. Jahrhundert, an dem sich die Leserschaft gerne satt lesen wird. Die Hauptfiguren Agnes, Heinrich und Friedrich sind bestens geeignet, von den Lesern gemocht zu werden, so dass es nicht schwer fallen dürfte, dieses kleine Buch mit gerade einmal 348 Seiten als mehrfach gelesenes Kleinod im heimischen Bücherschrank zu behalten.

 

Die Bastardin

Juliane Korelski, Piper

Die Bastardin

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