Mein Agnes

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  • Erschienen: Januar 1996
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  • , 1996, Titel: 'Mein Agnes. Die Frau des Malers Albrecht Dürer', Originalausgabe
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Daniela Loisl
911001

Histo-Couch Rezension vonJul 2009

Das Leben einer starken Frau an der Seite eines von der Malerei Besessenen

Nürnberg um 1500. Nach der Heimkehr von der Gesellenwanderung heiratet Albrecht Dürer die bescheidene und sittsame Agnes Frey. Die junge Agnes liebt ihren Mann von Herzen, weiß aber nicht, was sie in der Ehe mit dem Maler erwartet. Dass er nicht ein Gatte ist, der täglich morgens aus dem Haus geht, um seiner Arbeit nachzugehen und am Abend pünktlich wieder zurückkehrt, wird ihr schnell klar. Albrecht ist ein Getriebener und seine Malerei steht stets an erster Stelle.

Ein Schattendasein

Die Autorin beleuchtet in dieser Romanbiografie das Leben des wohl berühmtesten deutschen Malers der Renaissance. Wer kennt sie nicht, die Betenden Hände oder den Feldhasen, die wohl bekanntesten Bildnisse Albrecht Dürers. Unmengen an Gemälden, Zeichnungen, Holzschnitte und Kupferstiche sind seine Hinterlassenschaft, aber kaum jemand denkt bei dem Namen Dürer daran, dass er auch verheiratet war und es zu seinen Lebzeiten auch seiner Frau zu verdanken hatte, dass seine Werke durch ihre Geschäftstüchtigkeit sehr gut verkauft wurden.

Das Leben Albrecht Dürers aus einer gänzlich anderen Perspektive bringt die Autorin hier dem Leser näher. Dass ihr eine genaue und umfangreiche Recherche wichtig war, wird man beim Lesen jeder Zeile gewahr. Sehr authentisch und ohne irgendwelche Beschönigungen zeichnet Halbe-Bauer das Leben einer Frau nach, die stets im Schatten ihres Mannes stand und dennoch sehr viel zu seinem Bekanntheitsgrad beigetragen hat.

Sehr plastisch, beinah schon nüchtern, aber immer mit sehr viel Feingefühl, eröffnet sich einem das Leben Agnes`. Albrecht war alles andere als ein liebender und fürsorglicher Ehemann, denn für ihn bestand das Leben nur aus einem: seiner Liebe zur Kunst und Malerei. Sein Schaffen, seine Ideen standen stets an erster Stelle und Rücksichtnahme oder gar Verständnis für seine Frau waren im gänzlich fremd. Zu Hause war er wenig, das wird mit jeder Zeile deutlich. Selbst wenn er nicht auf Reisen ist (wie zum Beispiel nach Venedig), so war er kaum bei seiner Familie.

Ausgefeilte Figuren

Die Autorin zeichnet Agnes` Leben an der Seite eines Getriebenen nach. Agnes war das Bollwerk des Ausnahmekünstlers, der schon zu Lebzeiten einen großen Namen errang. Man braucht viel Verständnis für die Kunst, will man Albrechts Handlungen nachvollziehen, denn nicht immer weckt seine Vorgehensweise Sympathie. Aber gerade die anschauliche Darstellung der so unterschiedlichen Charaktere wie Agnes und Albrecht - die letztendlich auch dem damaligen gesellschaftlichen Regeln geschuldet ist - vermittelt Authentizität und Glaubwürdigkeit.

Wenngleich die Autorin das Leben der Dürers so zeigt, wie es zu den damaligen Zeit sehr wohl gewesen sein könnte, so liest man zwischen den Zeilen aber sehr wohl heraus, dass Albrecht es ohne seine Agnes wohl kaum, oder nur sehr schwer, geschafft hätte, schon zu Lebzeiten solchen Erfolg zu haben.

Mit ausgesprochener Feinfühligkeit und einer großen Portion Empathie stellt Ulrike Halbe-Bauer das nicht immer einfache Leben der Gattin des großen Künstlers dar. Auch Lesern, die in der Welt der Künstler und Kunst zu Hause sind, werden nicht umhin kommen, die gute Recherche und die subtile Vernetzung von Fakten und Fiktionen als gelungen anzusehen. Dass dem Autor in einer Romanbiografie natürlich auch gewisse Freiheiten erlaubt sind, wird man hier angesichts der liebevollen und wohlbedachten Vorgehensweise gerne zugestehen.

Dieses Buch, welches in der Aufmachung eher unscheinbar wirkt, ist eine kleine Perle und sei allen empfohlen, die sich für Albrecht Dürer und die Kunst in der Renaissance interessieren.

Mein Agnes

Ulrike Halbe-Bauer, -

Mein Agnes

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