Die unheilige Bruderschaft

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2009
  • 1
  • Lübbe, 1996, Titel: 'An Unholy Alliance', Originalausgabe
Die unheilige Bruderschaft
Die unheilige Bruderschaft
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Jörg Kijanski
751001

Histo-Couch Rezension vonJun 2009

Farbenprächtiger, aber inhaltlich überfrachteter Mittelalterroman

Kurzgefasst:

Cambridge im Jahre 1350. Ein toter Dominikaner im Glockenturm von St. Mary gibt Medicus Matthew Bartholomew Rätsel auf. Die Spur führt zu einer halb verfallenen Kirche, wo sich ein Geheimbund zu nächtlichen Ritualen trifft. Er ist das Zentrum eines Netzes von Erpressung und Betrug, und seine Führer schrecken selbst vor Mord nicht zurück. Ein neuer Fall für den Arzt und Gelehrten Matthew Bartholomew.

 

Cambridge 1350. Die Pest scheint überwunden, hat jedoch einen großen Anteil der Bevölkerung dahingerafft. Es fehlt der Universität zu Cambridge an allem und daher ist es gerade in dieser Zeit dem Arzt und Dozenten Matthew Bartholomew wichtig, seine Studenten auf ihre in Kürze anstehenden Prüfungen vorzubereiten. Doch während einer Messe wird Matthew nach St. Mary's Church gerufen, wo ein toter Bettelmönch in der Universitätstruhe gefunden wurde.

In der Truhe werden besonders wichtige Dokumente verwahrt und so ist Universitätskanzler Richard de Wetherset die einzige Person, die die Schlüssel zu der Truhe besitzt. Da er diese stets bei sich trägt, stehen Matthew und sein Freund Michael, ein Gehilfe des Bischofs, vor einem Rätsel, denn wie konnte der Mönch in die verschlossene Truhe gelangen?

Viel Zeit haben die beiden nicht, denn kurz darauf wird Isobel mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Sie ist bereits die dritte Prostituierte, die innerhalb von zwei Wochen dieses Schicksal erleidet. Auch hier versuchen Matthew und Michael zu ermitteln und als wenig später auch noch der Vizekanzler der Universität samt seinem ganzen Zimmerinventar spurlos verschwindet, droht ihnen die Sache endgültig über den Kopf zu wachsen.

Matthew und Michael sehen sich zudem den Intrigen des Universitätslebens ausgeliefert und der eigentlich für die Ermittlungen zuständige Burgvogt scheint alles andere als arbeitswillig. Da erhält Matthew einen Hinweis auf eine geheime Bruderschaft, die in einer nahe gelegenen Kirchenruine ihren seltsamen Ritualen nachgehen soll ...

Detaillierte Darstellung der damaligen Lebensverhältnisse

Vorab kann man Susanna Gregorys Roman „Die unheilige Bruderschaft" als kurzweiligen und farbenprächtigen Ausflug ins späte Mittelalter empfehlen. Die Lebensverhältnisse werden intensiv dargestellt, wie beispielsweise anhand der Qualität des Brotes, in dem sich gerne neben Schimmel auch mal der ein oder andere kleine Kieselstein befindet. Eindrucksvoll ebenso der Versuch, bei Dunkelheit und Regen ein Grab auszuheben, um noch mal einen Blick auf die Leiche werfen zu können.

Hinzu kommen die Streitigkeiten zwischen den Gelehrten und den Städtern, denn da fast alle Gelehrten zumindest die niederen Weihen empfangen, unterstehen sie nicht mehr weltlichem Recht (Burgvogt), sondern dem Kirchenrecht (Bischof), welches beispielsweise bei Diebstahl eher harmlose Strafen kennt: Buße statt Strang.

Chirurgie oder Aderlass? Bluten muss man sowieso

Interessant sind nicht zuletzt die medizinischen Kenntnisse des Protagonisten für die damalige Zeit, der mit seinem ständigen „Händewaschen" zumeist für Verwirrung und Irritation sorgt. Dass damit Krankheitsübertragungen vermieden werden können, glauben selbst die meisten Gelehrten nicht und als Matthew zudem chirurgische Eingriffe statt den allgegenwärtigen Aderlass fordert, wird er gar von einigen Studenten als Ketzer angefeindet. Gottes Wille müsse schließlich respektiert werden und wenn jemand beim Aderlass stirbt (was oft passiert), ja dann ...

Die Leser in die damalige Zeit zu versetzen mit allem, was dazu gehört, gelingt der Autorin spielend. Durch die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Religionsorden und dem mehr als angestrengten Verhältnis zwischen Universität und Stadt wird das Lesetempo zusätzlich erhöht und überschlägt sich fast, angesichts ständig neuer Greueltaten. Genau hier liegt aber der Schwachpunkt des Romans, denn Susanna Gregory möchte einfach zu viel.

Zu viele Rätsel erschweren die Übersicht

Es ist noch völlig unklar wie der Mönch in die verschlossene Truhe kam, da startet schon eine Mordserie, der die Huren der Stadt zum Opfer fallen und der stellvertretende Kanzler der Universität verschwindet auch noch so ganz nebenbei. Übrigens ebenso wie ein Mann, dem vorgeworfen wird, seine Frau ermordet zu haben. Spätestens ab dem Moment, wo auch noch mehrere Bruderschaften, Gilden und Hexenzirkel Erwähnung finden und die Seiten füllen, wird es zunehmend unübersichtlich, zumal an einem Personenregister leider gespart wurde.

Mehrere Geschichten werden quer durcheinander erzählt, bis die Irritation bei allen Beteiligten ihren Höhepunkt erreicht hat. Die einzelnen Auflösungen sind nur bedingt zufriedenstellend, da sie mitunter arg konstruiert daherkommen. So gibt es am Ende - für ein durchaus lesenswertes Buch - einen entsprechenden Punkteabzug.

Die unheilige Bruderschaft

Susanna Gregory, Lübbe

Die unheilige Bruderschaft

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