Die geheime Tochter

  • Diana
  • Erschienen: Januar 2009
  • 5
  • Diana, 2009, Titel: 'Die geheime Tochter', Originalausgabe
Die geheime Tochter
Die geheime Tochter
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Rita Dell'Agnese
701001

Histo-Couch Rezension vonMai 2009

Junges Mädchen auf gefährlicher Mission

Kurzgefasst:

Schottland 1715: Erst nach dem Tod ihres Vaters erfährt Cécile, was es mit dem Schicksal ihrer Familie auf sich hat. Als Opfer einer Verschwörung musste sie aus Frankreich fliehen. Entschlossen, das Vermächtnis des Vaters zu retten, begibt sich Cécile auf die lange Reise zurück in die Heimat. Eine mutige und lebensgefährliche Entscheidung ...

Seit vielen Jahren lebt die neunzehnjährige Französin Cécile mit ihrem Vater in den schottischen Highlands. Erst als der Vater im Sterben liegt, erfährt sie, warum ihre Familie aus Frankreich floh und welch schweres Erbe sie antreten wird. Ihr Vater, damals ein angesehener Herzog mit großen Besitztümern in Südfrankreich, wurde des Verrats und des Mordes beschuldigt und außer Landes getrieben. Der große Aufstand der Hugenotten gegen den Katholizismus als Staatsreligion war ihm politisch zum Verhängnis geworden. Nun soll Cécile statt seiner die Drahtzieher dieser Verschwörung entlarven und das Erbe der Familie retten. Entschlossen, den Wunsch des Vaters zu befolgen, reist die junge Frau ganz allein nach Südfrankreich. Noch ahnt sie nicht, dass die Widersacher des Vaters auch ihren Spuren folgen...

 

Gleich vorneweg: Claudia Ziegler hat sich mit Die geheime Tochter nicht allzu sehr vom gängigen Strickmuster vieler historischer Romane weg bewegt. Im Mittelpunkt ihres Romans steht die junge, bildhübsche Cécile, die einst mit ihrem Vater nach Schottland flüchten musste, nach dem Tod des Vaters aber nach Frankreich zurückkehrt, um dessen letzten Wunsch, geäussert auf dem Sterbebett, zu erfüllen. Widersacher der schönen Frau sind ihr abstossender Onkel, dem Duc de Montbrignac und dessen Verbündeter, der Duc de Villier. Mit allen Mitteln versuchen sie, die Nachforschungen der jungen Frau zu verhindern. Denn diese möchte beweisen, dass ihr Vater damals zu Unrecht des Mordes angeklagt worden war. In ihrer Naivität begibt sich Cécile direkt in die Höhle des Löwen, wo sie bald in akuter Lebensgefahr schwebt.

Üppige Schilderung der Dekadenz

Angesiedelt ist die Geschichte 1715, als der französische König stirbt und der Duc D'Orléans die Macht am Hof übernimmt. Claudia Ziegler lässt hier ihr profundes Wissen der Sitten am Hof zutage treten. Sie schildert die dekadenten Ausschweifungen, denen sich die Höflinge nach dem Tod des Königs hingeben, in allen Farben. Diese Passagen sind etwas sehr üppig ausgefallen, und so kommt schnell der Eindruck von Langeweile auf. Dies ist besonders schade, ist doch das muntere Treiben am Hof höchstens ein Nebenschauplatz, der zwar einiges erklären mag, dem aber weit weniger Aufmerksamkeit hätte geschenkt werden können.

Nicht so recht warm werden

Das in vielen Belangen naive oder trotzige Verhalten Céciles macht es schwer, mit der jungen Frau mitzuleiden und mitzufiebern. Einerseits zeigt die Protagonistin eine unglaubliche Nervenstärke, andererseits springt sie von einem Fettnäpfchen ins andere. Besonders fragwürdig wird die Geschichte in dem Moment, in dem Cécile in Liebe entflammt in die Arme des undurchsichtigen Armand Philippe, Compte de la Baume sinkt, was ihrem selbstlosen Freund, dem Compte de Thoury absolut nicht gefällt. Nahezu ärgerlich wird das Verhalten Céciles spätestens dann, wenn sie damit nicht nur sich, sondern auch die Person, die sie unbedingt schützen möchte, unnötig in Gefahr bringt, um ihre eigenen Bedürfnisse zu stillen.

Schillernde Figuren

Die Stärke von Die geheime Tochter liegt nicht im recht einfach gehaltenen Erzählstrang sondern in den schillernden Figuren, die immer mal wieder für kurze Zeit aus der Masse heraus stechen und dem ansonsten eher faden Gericht etwas Würze verleihen. Hier hat Claudia Ziegler mühelos bewiesen, dass sie durchaus in der Lage ist, andere als nur gerade blutleere Charaktere zu schaffen. So hätte man sowohl dem Bettler Archibald als auch Solène und dem Compte de Thoury durchaus mehr Raum gewünscht.

Zu viele lose Fäden

Die geheime Tochter lässt die Leser schliesslich etwas ratlos zurück. Es bleibt einiges ungeklärt und so gibt es zu viele lose Fäden. Dennoch reizt es wesentlich mehr zu erfahren, wie es dem schottischen Freund von Cécile, John, und dessen Familie ergangen ist, als den Weg der jungen Frau weiter zu verfolgen. Dies wohl deshalb, weil der Teil des Romans, der in Schottland spielt, mehr Atmosphäre und Spannung bringt, als das spätere Geschehen in Frankreich.

Mit Die geheime Tochter hat Claudia Ziegler einen Roman geschaffen, der sich flüssig liest, der aber nicht allzu viele Höhen und Tiefen bereithält. Eine nette, aber leider in vielen Belangen recht konturlose Geschichte, die sich trotz solider Machart nicht von der breiten Masse abzuheben vermag.
Pluspunkte gibt es allerdings für die Zeittafeln sowie das Personenregister am Ende des Buches. Hier wurde gut vorgelegt.

 

Die geheime Tochter

Claudia Ziegler, Diana

Die geheime Tochter

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