SPQR

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 1996
  • 7
  • Goldmann, 1990, Titel: 'SPQR', Originalausgabe
SPQR
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Birgit Stöckel
851001

Histo-Couch Rezension vonDez 2008

David gegen Goliath im Alten Rom

Kurzgefasst:

Nachdem die Vegilien eines Morgens eine Leiche in den Straßen von Rom finden, fühlt sich Decius Caecilius Metellus der Jüngere für diesen Fall verantwortlich, da dieser Mord in dem Distrikt stattfand, für den er zuständig ist. Er beginnt Ermittlungen, die ihn schon bald in eine prekäre Lage bringen, denn er stellt fest, daß es um mehr als nur um einen getöteten und unbedeutenden Gladiator geht. Mächtige und einflußreiche Leute sind in die Angelegenheit verwickelt, stellt sich heraus, auch wenn Decius einige Zeit braucht, um diese Zusammenhänge zu verstehen. Doch bevor er den Fall endgültig lösen kann, wird er auf einmal von allen Seiten bedrängt. Man versucht ihn zu bestechen, einzuschüchtern und sogar zu ermorden. So muß sich Decius entscheiden, was ihm wertvoller ist: die Genugtuung den Fall zu lösen oder am Leben zu bleiben.

 

Rom, 70 v. Chr.: Decius Caecilius Metellus der Jüngere steht am Anfang seiner politischen Karriere. Er ist gerade in die Kommission der 26 gewählt worden und bemüht sich, den Weg für seinen weiteren Aufstieg zu ebenen. Zu seinen Aufgaben gehört es, sich frühmorgens den Bericht der Vigilien, der Nachtwache, anzuhören und deren Hauptmann berichtet ihm eines Tages von dem Mord an dem freigelassenen Gladiator Marcus Ager, genannt Sinistrus. Auf den ersten Blick kein allzu aufwendiger Fall: Herausfinden, ob sein ehemaliger Herr Anspruch auf den Leichnam erhebt und Meldung bei den offiziellen Stellen machen, damit er von den Getreidelisten gestrichen wird. Den Mörder zu finden erscheint aussichtslos, denn die Unterwelt Roms floriert, und gewalttätige Auseinandersetzungen, oft mit tödlichem Ausgang, sind an der Tagesordnung.
Doch am gleichen Tag werden Decius noch Ermittlungen in einem anderen Mordfall übertragen: Paramedes, ein griechischer Wein- und Ölhändler, wird ermordet in seinem Haus aufgefunden, sein Lagerhaus ist in der Nacht abgebrannt. Da Paramedes Kontakte zu einem Feind Roms hatte, werden außenpolitische Verwirrungen befürchtet und Decius wird klar gemacht, dass er eher vertuschen als aufdecken soll.
Doch Decius denkt gar nicht daran, die Sache auf sich beruhen zu lassen, dafür hat er ein zu ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und eine zu starke Moral. Also stellt er hartnäckig Nachforschungen an, die nicht nur eine Verbindung der Morde zutage fördern, sondern noch einiges mehr und schließlich sogar ihn selbst in Lebensgefahr bringen.

Lebendig, frech und witzig

In seinem ersten Band um den antiken Ermittler Decius Metellus schöpft Roberts aus dem Vollen: Morde, Politik, Intrigen, abendliche Festmähler, ausgedehnte Bäder und heiße Liebesnächte, das alles vermischt er zu einer farbenprächtigen, fesselnden Geschichte. Vor dem Auge des Lesers entsteht mühelos ein gewaltiges, sehr lebendiges Bild des alten Roms, wie man es sich im Geschichts- oder Lateinunterricht in der Schule schon ausgemalt hatte. Dabei tritt die Frage, ob das auch alles historisch gesehen authentisch ist, rasch in den Hintergrund, dafür macht es einfach viel zu viel Spaß, dieses Buch zu lesen. Dazu trägt auch die Sprache bei: Witzig, frech, ironisch und teilweise recht modern. Doch das verzeiht man dem Autor gerne, gibt sie doch der ganzen Geschichte eine gewisse Würze und nicht nur einmal muss man als Leser schmunzeln oder sogar laut lachen.

Ein liebenswerter Ermittler mit ungewöhnlichen Methoden

Decius Caecilius Metellus, der junge und unerfahrene Ermittler, wächst dem Leser rasch ans Herz. Kritisch und teilweise sarkastisch beschreibt er die Gebräuche und die Eigenarten seiner Stadt, der er trotzdem von Herzen zugetan ist. Am Anfang seiner politischen Karriere stehend, ist er ehrgeizig und zielstrebig. Er träumt davon, nicht nur die ausgemusterten Sklaven seines Vaters zu besitzen, sich eine eigene, schmuckvolle Sänfte leisten zu können und Klienten zu haben, die über Macht und Ansehen verfügen und ihm so dienlich sein können. Andererseits ist er ein sehr ehrlicher Mensch, der eine starke, innere Moral hat, die es ihm verbietet, bei himmelschreienden Ungerechtigkeiten einfach die Augen zu verschließen, egal wie hoch die Bestechungen oder wie finster die Drohungen sind. Diese Eigenschaften bringen ihn auch dazu, alles aufs Spiel zu setzen: die Ehre seiner Familie, seine politische Karriere und sein eigenes Leben. Mit fast rührender Naivität kämpft er für Recht und Gerechtigkeit. Auch als ihn seine Nachforschungen in die höchsten Kreise Roms bringen, glaubt er noch immer, die Mächtigsten in die Knie zwingen und ihrer gerechten Strafe zu führen zu können. Dazu bedient er sich durchaus unüblichen Mitteln: Er zieht einen Arzt zur Bestimmung der Todesursache hinzu und ist sich auch nicht zu Schade, die Hilfe der römischen Unterwelt anzunehmen.

Gelungener Kriminalfall

Die Aufklärung der Morde und ihrer Hintergründe ist spannend geschrieben und es dauert seine Zeit, bis man als Leser die ganzen, teilweise verwirrenden Zusammenhänge erkennt. Die Auflösung mag manch einen gerechtigkeitsliebenden Leser enttäuschen, doch alles andere wäre unglaubwürdig gewesen und hätte den guten Eindruck des Buches deutlich geschmälert. Insgesamt ist es ein eher ruhiger Kriminalfall. Das Blutvergießen hält sich in Grenzen und langsam, Stück für Stück, setzt sich das Puzzle zusammen. Doch das tut dem Lesegenuss keinen Abbruch, denn man trifft auf viele, einem noch aus der Schule bekannten Persönlichkeiten: Julius Cäsar, damals noch ein politisches Leichtgewicht, die Konsulen Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Licinius Crassus und die Anwälte Marcus Tullius Cicero und Quintus Hortensius Hortalus. Zudem erklärt Decius immer wieder direkt an den Leser gewandt Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit, so dass jede der rund 280 Seiten lesenswert ist.

SPQR ist ein Buch, das man als Leser aus vollem Herzen genießen kann, wenn man es als das nimmt, was es ist: Ein spannender Kriminalfall, eingebettet in eine interessante und farbenprächtige Geschichte vor der Kulisse des Alten Roms und nicht als 100% korrekten historischen Roman.
Positiv hervorzuheben ist noch die Ausstattung des Buches: Jeweils eine Karte des römischen Reichs und der Stadt Rom sowie ein Glossar, in dem die wichtigsten der recht häufig gebrauchten lateinischen Ausdrücke erklärt werden, ergänzen den Roman.

 

SPQR

John Maddox Roberts, Goldmann

SPQR

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