Sein Blut komme über uns

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2008
  • 6
  • Heyne, 2008, Titel: 'Sein Blut komme über uns', Originalausgabe
Sein Blut komme über uns
Sein Blut komme über uns
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Carsten Jaehner
891001

Histo-Couch Rezension vonNov 2008

Vielversprechender Beginn einer neuen Krimi-Reihe

Kurzgefasst:

Rom 1700: Die Stadt gleicht einem Hexenkessel. Der Sohn einer armen Fischerfamilie wird ausgeblutet in der Synagoge gefunden. Alles weist auf einen Ritualmord hin. Die Christen sind kurz davor, den Juden Gewalt anzutun. Der junge Kardinal Prospero Lambertini untersucht sonst Wunderberichte auf ihre Wahrheit, aber hier muss er weitere Tote verhindern: Er will mithilfe der schönen und klugen Tochter des angeklagten Rabbis den wahren Mörder finden und geht dabei oft ganz unchristliche Wege.

 

Im Jahr 1700 wird in Rom der Sohn einer Fischerfamilie ausgeblutet in der Synagoge gefunden. Sofort werden die Juden verdächtigt und der Rabbi in die Engelsburg gesperrt. Die Stimmung in der Stadt brodelt, die Christen sind kaum mehr zu halten.

Währenddessen macht der junge Geistliche Prospero Lambertini Karriere in der Römischen Kirche. Er wird von Kardinalvikar Francesco Carasoli gebeten, den Heiligsprechungsprozess seiner Tante auf Herz und Nieren zu überprüfen. Zusammen mit seinem Gönner, dem Auditor Alessandro Caprara und Deborah, der Tochter des Rabbis, versucht Lambertini, hinter das unglaubliche Geheimnis des Ritualmordes zu kommen. Dabei geraten sie tief in die Geheimnisse der katholischen Kirche und begeben sich in Gefahren, deren Auswirkungen sie nicht einmal erahnen können.

Spannender Erstling

Nicholas Lessing ist ein spannender Erstling gelungen, der über die ganze Strecke seine Leser unterhält und nie Langeweile aufkommen lässt. Romane, in denen die Machenschaften innerhalb der Kirche, und besonders im Vatikan, dargestellt werden, sind ja besonders beliebt, und mit Sein Blut komme über uns beginnt Lessing eine neue Reihe um Prospero Lambertini, der 40 Jahre später selber Papst Benedikt XIV. werden wird.

Lambertinis Karriere in Rom beginnt gleich mit einem Ritualmord, und sein Glaubhe wird direkt auf die Prüfung gestellt, als er fast mehr als Sympathie für Deborah, die Schwester des ermordeten Jungen, empfindet. Immer tiefer geraten die beiden in die Intrigen der Kirche, zwielichtige gestalten und zweifelhafte Freunde begleiten die beiden auf ihren Forschungen. Das ist von der ersten Seite an spannend und wird sich auch bis zu letzten Seite nicht ändern. Natürlich gibt es neben den undurchsichtigen Figuren auch Sympathieträger wie den Wirt Gioacchino aus dem Viertel Trastevere, wohin Lambertini immer wieder kehrt, um seine Gedanken zu sammeln. Das nimmt etwas Tempo aus der Geschichte, aber das tut dem Roman nur gut.

Gute Dramaturgie und spannende Historie

Lessing schafft es, die Zeit einzufangen und den Leser in den Beginn des 18. Jahrhunderts zu entführen. Dabei legt er ein enormes Tempo vor und zeigt auch großes Wissen über die Verhältnisse innerhalb der katholischen Kirche. Wie die Regularien sind, die Traditionen und die Hierarchien, wer welche Aufgaben hat und wer wem in die Suppe spucken muss, damit er voran kommt, das ist spannend und fesselt den Leser an einen Roman, der mit 416 Seiten leider viel zu schnell ausgelesen ist. Gerade die Gespräche der Kardinäle untereinander, die bereits darauf hinarbeiten, den nächsten Papst zu stellen, teilen bereits die Ämter neu untereinander auf, bevor der alte Papst gestorben ist, aber das kann ja auch schneller gehen als man denkt.

Obwohl Lessing eine moderne Sprache wählt, rutscht er nie ins banale ab und schafft es trotzdem, die Stimmung des Barock einzufangen. Wie er in seinem interessanten Nachwort schreibt, hat es fast alle Figuren seines Buches wirklich gegeben, und somit bekommt der Roman noch einen realistischeren Anstrich. Positiv anzumerken sind auch die erfreulich kurzen Kapitel (manchmal nur eine Seite), die erstaunlicherweise das Tempo des Buches noch erhöhen, anstatt des zu bremsen.

Insgesamt ist Sein Blut komme über uns ein gelungener Einstand für einen neuen Helden einer Romanreihe, bei dem man sich auf kommende Fälle freuen kann, in der Hoffnung, sie behalten das hohe Tempo und die geschickte Dramaturgie des Erstlings. Gerade der ungewöhnliche Handlungsrahmen und die Zeit des Aufbruchs bieten viele Möglichkeiten, um eine historische Krimi-Reihe zu etablieren, die viele geneigte Leser finden mag. Weiter so!

 

Sein Blut komme über uns

Nicholas Lessing, Heyne

Sein Blut komme über uns

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