Der Brautmaler

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2008
  • 3
  • Droemer-Knaur, 2006, Titel: 'Skæbnegalleriet', Originalausgabe
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Bettina Weiß
891001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2008

Hofmaler des Königs - Ehrenvolle Aufgabe und gefährlicher Auftrag

Kurzgefasst:

London 1537: Hans Holbein der Jüngere ist Hofmaler Heinrichs VIII., des berüchtigten englischen Monarchen. Und er wird auf eine heikle Mission entsandt: Holbein soll europäische Prinzessinnen porträtieren, unter denen der König dann seine neue Gemahlin wählen will. Doch was, wenn sie sich nicht unbedingt durch Schönheit auszeichnen?

Kurz nachdem sie Heinrich dem Achten endlich den ersehnten Thronfolger geboren hat, stirbt Jane Seymour, seine dritte Gattin, am Kindbettfieber. Doch es sind unsichere Zeiten, und ob mit der Geburt nur eines Sohnes der Thron bereits gesichert ist, ist ungewiss. Darum will Heinrich erneut heiraten, und so soll Hans Holbein, der berühmte Maler, in Europa umherreisen, um mögliche Heiratskandidatinnen zu porträtieren. Auf politischen Druck einflussreicher Kreise soll er manche Porträts schönen. Doch schönt er zu sehr, riskiert Holbein den Zorn des Königs, wenn dieser am Ende der Braut ins wirkliche Antlitz blickt. Und das wiederum könnte nicht nur ihn den Kopf kosten, sondern auch seine stille Liebe Meg Roper, die Tochter des hingerichteten Lordkanzlers Thomas Morus, in Gefahr bringen...

 

Der Roman beginnt im Jahr 1537 während des zweiten Aufenthaltes von Hans Holbein dem Jüngeren in England. Holbein hat sich inzwischen als Hofmaler von Henry VIII. einen guten Namen geschaffen und eine sichere Einnahmequelle erworben. Als kurz nach der Geburt des ersehnten Thronfolgers die Königin Jane Seymour verstirbt, wird Holbein mit einer ehrenvollen Aufgabe betraut: Er soll auf den Kontinent reisen und europäische Prinzessinnen portraitieren, damit Henry VIII. unter ihnen seine neue Königin auswählen kann. Nachdem die Eheanbahnung mit Christine von Dänemark nicht zu dem gewünschten Ergebnis führt, wird Holbein erneut auf die Reise geschickt, um weitere Portraits anzufertigen.

Ränkespiele am Hof und politische Interessen

Holbein wird von dem Mächtigen am Hofe von Henry VIII. vor allem von dem Lordsiegelbewahrer Thomas Cromwell in die Pflicht genommen, so manches Portrait zu schönen, so dass sich der König für die politisch einflussreiche Verbindung mit dem Hause von Kleve entscheidet. Doch schönt Holbein die Portraits zu sehr, sieht er sich dem Zorn des Königs gegenüber, der ihn doch vertraut und ihm immer wieder wichtige Aufträge zukommen lässt. Zumal der Zorn des Königs nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das von Meg Roper, der Tochter des hingerichteten Lordkanzlers Thomas Moore, gefährden würde. Für Holbein beginnt eine heikle Mission...

Historische Personen als lebendige Protagonisten

Die Autorin verwendet viel Zeit auf die Entwicklung ihrer Figuren, die überwiegend historisch belegte Personen sind, und lässt sie auf diese Weise vor den geistigen Augen des Lesers entstehen. Henry VIII. erscheint nur sehr selten und als Nebenfigur, trotz allem gelingt es der Autorin, die Übermacht des Königs und seiner Vertrauten auf jeder Seite deutlich spürbar zu machen. Holbein wird in all seinen Facetten als Künstler, loyaler Vertrauter von Meg Roper, aber auch als Frauenheld und Lebemann dargestellt, so dass er Ecken und Kanten erhält und sich somit als lebendiger Mensch vor dem geistigen Auge des Lesers entwickelt. Seine Not mit dem erteilten Auftrag zwischen Pflicht und künstlerischer Glaubwürdigkeit ist sehr genau gezeichnet und mitzuerleben.

Ruhige und fließende Handlung, die den Leser fesselt

Der Roman ist insgesamt sehr ruhig und still, aber er lebt von der inneren Spannung der Protagonisten und bedarf daher keiner spannungsreichen Geschichten und Verwicklungen. Den Leser erwartet eine bedächtige Handlung, die sich mit dem Leben und dem plötzlichen Tod von Holbein befasst, und von den schwierigen Lebensumständen im Umfeld des englischen Königshofes erzählt. Der Roman ist eine anspruchsvolle Lektüre, die unendlich viel Freude macht und ganz nebenbei Wissen vermittelt, aber auch zum Weiterlesen anregt. Keine Lektüre für nebenbei, aber ein wunderbares Buch für geistreiche Lesestunden.

Das Buch ist ausgestattet mit einem Nachwort, in dem die weiteren Lebenswege der wichtigsten Personen nachgezeichnet werden und einem Werkverzeichnis zu den Holbein-Portraits von Personen, die im Roman auftreten.

 

Der Brautmaler

Helle Stangerup, Droemer-Knaur

Der Brautmaler

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