Reliquiem

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2008
  • 4
  • Emons, 2008, Titel: 'Reliquiem', Originalausgabe
Reliquiem
Reliquiem
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Jörg Kijanski
751001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2008

Auf der Suche nach der heiligsten Reliquie der Welt.

Kurzgefasst:

März 1181: Tausende Pilger strömen zur Osterzeit in das tief verschneite Köln, da versetzt ein Reliquiendieb die Stadt in Aufregung. Im Dom ersticht er einen Priester, in der Kirche der heiligen Jungfrauen erschlägt er eine Kanonisse. Unter Verdacht gerät der französische Mönch Imbert von Grandmont. Er macht sich gemeinsam mit Jaspar, dem jungen Gebeingräber vom Ursula-Acker, auf die Suche nach dem wahren Mörder. Schon bald befinden sich die beiden mitten in der Jagd nach der heiligsten Reliquie der Welt. Doch der Mörder schlägt wieder und wieder zu...

 

Köln im März 1181: Ostern steht vor der Tür, und so pilgern zahllose Menschen zum Dom nach Köln. Unter ihnen auch der französische Mönch Imbert von Grandmont, der den Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg um die Gebeine einer Jungfrau bitten möchte, da diese angeblich wundertätige Kräfte besitzen. Dabei handelt es sich um die Gebeine der heiligen Ursula und ihrer elftausend Jungfrauen, die auf dem sogenannten Ursula-Acker vergraben sein sollen. Diese wurden der Legende nach im fünften Jahrhundert vom Hunnenkönig Attila und seiner Gefolgschaft niedergemetzelt.

Erzbischof von Heinsberg will Imbert seinen Wunsch erfüllen, verweist aber an die Äbtissin Clementia vom Kanonissenstift an der Kirche der heiligen Jungfrau. Dort wird er zunächst vertröstet und bei Albertus, dem ältesten Kanoniker im Stift, untergebracht. Zu seiner Orientierung, oder besser gesagt Bewachung, wird ihm der junge Gebeingräber Jasper zur Seite gestellt. Bereits am nächsten Tag beginnen die Probleme: Im Dom wird am Grab der heiligen drei Könige ein junger Priester ermordet aufgefunden. Wenig später wird die Leiche einer ebenfalls ermordeten jungen Kanonisse entdeckt, und da weit und breit kein geeigneter Täter in Sicht ist, verhaftet der mit der Situation gänzlich überforderte Hauptmann Volkmann zunächst einmal Imbert. Dieser kommt nach Fürsprache von Albertus zwar schnell wieder frei, doch muss er nun seine Unschuld beweisen, bevor weiteres Unheil geschieht. Gemeinsam mit Albertus, Jaspar und der jungen Magd Klara beginnt er zu ermitteln. Schnell zeigt sich, dass hinter den verschlossenen Klostermauern so manche Person ihr Geheimnis hat...

Reliquiemist ein durchaus spannendes Lesevergnügen, welches seine Leser/innen in das mittelalterliche Köln entführt. Die ersten hundert Seiten dienen vor allem dazu, die handelnden Personen vorzustellen, erst danach nimmt die (Krimi-)Handlung ein wenig Fahrt auf. Doch auch im weiteren Verlauf der Erzählung bleibt der Autor seinem Erzählstil treu: "In der Ruhe liegt die Kraft". Recht mühsam geht es zunächst voran, ein wenig mehr Tempo hätte dem Roman sicher gut getan. So wird man jedoch sehr intensiv in die damalige Zeit hineinversetzt und findet sich sehr schnell in einem undurchsichtigen Netz wieder. Nahezu alle mitwirkenden Personen haben offenbar ihre Geheimnisse. Der monotone Ablauf innerhalb des Kirchenalltags führt zudem dazu, dass persönliche Animositäten wunderbar gedeihen. Ein friedfertiges Miteinander, wie man es in einer Glaubensgemeinschaft eigentlich erwarten sollte, sieht jedenfalls anders aus.

Vom fehlenden Tempo abgesehen, hat Dennis Vlaminck einen sehr gelungenen historischen Roman geschrieben, der alle Leser/innen mit Interesse für die Themenpalette Mittelalter, Religion, Köln (!) und den titelgebenden Reliquien ansprechen dürfte. Was es mit der "heiligsten Reliquie" auf sich hat, irritiert womöglich auf den ersten Moment, wird im "Anhang" aber unter Verweis auf entsprechende Quellen aufgeklärt. Sehr gut wurden die historischen Fakten und die fiktive kriminalistische Handlung miteinander verbunden. Wobei lediglich irritiert, woher der Protagonist der Geschichte seine ermittlerischen Fähigkeiten bezieht? Wer rund zwanzig Jahre seines Lebens in einem Einsiedlerkloster sein von der Außenwelt weitgehend abgeschiedenes Dasein fristet und nur gelegentlich mit einigen Pilgern in Kontakt gerät, dürfte kaum einen derartigen Spürsinn an den Tag legen. Aber sei es drum, die Geschichte ist ansonsten in sich schlüssig und wer sich (atmosphärisch) für Der Name der Rose oder ähnliche Werke begeistern konnte, darf hier gerne zugreifen.

Reliquiem

Dennis Vlaminck, Emons

Reliquiem

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