Der Verfluchte

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2008
  • 0
  • Lübbe, 2001, Titel: 'El hechizo del rey', Originalausgabe
Der Verfluchte
Der Verfluchte
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Annalena Brix
841001

Histo-Couch Rezension vonJun 2008

Eine spannende Reise ins<br> 17. Jahrhundert

Kurzgefasst:

Spanien, im 17. Jahrhundert: König Karl II., der letzte Habsburger-König, siecht dahin. Sein Ende naht, noch bevor ihm seine Gattin Maria Anna einen Thronfolger schenken kann. Der König lässt grausame exorzistische Rituale über sich ergehen - letzte, verzweifelte Versuche, seinen Leib von dem Fluch zu erlösen, der auf ihm zu liegen scheint. Doch ein wirksames Gegenmittel versprechen nur noch die berühmten Alchimisten aus Prag, führende Wissenschaftler ihrer Zeit. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

 

In Spanien bangt man um den dauernd kränkelnden König Karl II., der bisher noch keinen Thronfolger hervorgebracht hat. Er ist dem ständigen Drängen der verschiedenen Interessengruppen ausgesetzt, die ihm nahe legen, ein Testament zu verfassen. Die Königin hingegen versucht dies zu verhindern und hofft weiter darauf, ihrem Mann ein Kind zu schenken und damit auch die eigene Zukunft zu sichern. Doch es geht das Gerücht um, der König sei verflucht ...

Die Mutmaßungen über den Fluch bringen sofort verschiedene Themen in den Roman. Es geht um Glaube und Aberglaube, um medizinische Fragen, um die Beziehung des Königspaares und höfische Intrigen. José Calvo Poyato gelingt es auf Anhieb mit einem reizvollen Themenspektrum zu begeistern. Bereits die ersten Seiten machen neugierig auf den Rest der Geschichte. Man befindet sich sofort mitten im Geschehen ...

Verstrickt, geheimnisvoll, ereignisreich

Der Frieden mit Frankreich ist perfekt, aber der politische Druck lastet dennoch auf dem spanischen Königshaus, weil kein Nachwuchs in Sicht ist. In diesen Tagen finden verschiedene geheime Treffen statt. Alle drehen sich um die Zukunft der Königsfamilie und damit der des Landes. Wenn tatsächlich ein Fluch auf dem König liegt, wie ist er aufzuheben? Die Inquisition erwägt einen Exorzismus und stellt Nachforschungen an. Der Conde de Oropesa hingegen schickt den Grafen von Cantillana nach Prag, um von dortigen Gelehrten ein Gegenmittel zu erhalten. Zwischen den Fronten bewegt sich der Arzt Paravicino, der bald merkt, dass hier verschiedene Spiele gespielt werden.

Der Autor verstrickt die verschiedenen Handlungsstränge geschickt miteinander, so dass das Buch nie langweilig wird. Im Gegenteil, die Sprünge zwischen den Orten und Personen tragen immer zur Spannung bei und man möchte am liebsten alles auf einmal wissen. Stück für Stück, Seite um Seite gewinnt das Puzzle an Vorstellungen, wirft Fragen auf und beantwortet andere. Zudem sind die Figuren gut und klar angelegt, weder schnörkellos noch übertrieben. Es ist leicht sich in die verschiedenen Perspektiven zu versetzen und macht Spaß!

Reise ins Ungewisse

Die Reise und der damit verknüpfte Auftrag werden dem Grafen von Cantillana zur Berufung. Während in Spanien die verschiedensten Ideen erwogen werden, wie man den König vom Fluch befreien könnte, buhlen die Königin und die Kirche immer wieder um ihren Einfluss auf den Herrscher. Der Ausgang der Machtspielchen ist genauso schwankend und unklar, wie die Hoffnung und Sorge des Grafen. Er ist beseelt von der Erfüllung seiner Aufgabe und lernt dabei viel Neues über sich und die erstaunlichen Menschen, die die Welt hervorbringt. Am Beginn seiner Reise ist ungewiss, ob er in Prag überhaupt etwas erreichen kann und es ist nicht immer einfach.

Tatsächlich ist die Mission des Grafen der rasanteste Teil des Romans. Er und Doktor Paravicino werden zu den Sympathieträgern des Buches und am Ende schließt sich der Kreis. An den unterschiedlichen Schauplätzen verfolgen sie die Spuren und kommen auch einander überraschend nahe. Der Autor besticht mit den sympathischen Figuren, die auch die Leser, die eine ereignisreiche Auflösung erwartet haben, versöhnen. Das große Feuerwerk bleibt aus und weicht einer fast nachdenklichen Stimmung, die sich bereits zwischen den Zeilen angekündigt hat. Ein erfrischend schönes Buch, das ganz ohne eine verschachtelte Liebesgeschichte auskommt. Es überzeugt mit einer tollen Geschichte und charmanten Figuren!

Der Verfluchte

José Calvo Poyato, Lübbe

Der Verfluchte

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