Die Kapelle der Glasmaler

  • Diana
  • Erschienen: Januar 2008
  • 10
  • Diana, 2008, Titel: 'Die Kapelle der Glasmaler', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
981001

Histo-Couch Rezension vonApr 2008

Facettenreiches Portrait einer Glasmalerfamilie!

Kurzgefasst:

Frankreich um 1241: Einmal in seinem Leben will der Glasmaler Clément etwas schaffen, das der Schönheit Gottes angemessen ist. Und so zieht er mit seiner Familie nach Paris, um an der Erbauung der königlichen Sainte Chapelle mitzuwirken. Doch er wird diesen Traum teuer bezahlen - denn in der Kapelle der Glasmaler begegnet er Thomas, einem alten Widersacher um die Liebe von Cléments heutiger Frau Edwige. Dieser hat die damalige Zurücksetzung nie verwunden - und wittert die Gelegenheit zur Rache...

 

Als Glasmaler Clément das Herz der schönen Hedwige gewinnt, ahnt er nicht, dass er damit in Thomas, der vergeblich um Hedwige geworben hatte, einen Feind fürs Leben hat. Zusammen mit seiner Frau und seinen drei Töchtern wandert Clément durch Frankreich, um seine Künste als Glasmaler anzubieten. Doch sein großer Traum ist Paris. Als er vom Bau der Saint Chapelle hört, die zu seinem Traum aus Glaskunst werden soll, wähnt er sich am Ziel seiner Träume. Doch niemand anders als Thomas ist für die Glaskunst verantwortlich. Und dieser weiß zu verhindern, dass Clément seine Kunst entfalten kann. Während die Familie ums Überleben kämpft, rächt sich Thomas noch auf eine ganz andere Weise am Nebenbuhler und der Frau, die ihn einst verschmäht hatte: Er verführt die Tochter Lise, die Hedwige aus dem Gesicht geschnitten scheint. Als Lise schwanger wird, verstößt er sie.
In einem zweiten Erzählstrang sucht Jongleur Ghislain nach dem Geheimnis seiner Herkunft. Auf der Reise nach Paris begegnet er der Glasmalerfamilie, verliert sie aber wieder aus den Augen. Während Clément in Paris scheinbar seinen Traum verwirklichen kann, wird Ghislain plötzlich von Männern verfolgt, die ihn töten wollen. Er kann knapp entkommen, wird aber kurz darauf entführt und in eine abgelegene Burg gebracht. Dort scheint er der Aufdeckung seines Geburtsgeheimnisses sehr nah.

Gewaltige Erzählkraft

Mit einer gewaltigen Erzählkraft lässt Autorin Kirsten Schützhofer die spätere Farbenpracht der Saint Chapelle sprühen. Sie wechselt immer mal wieder das Erzähltempo, lässt den Leser in feinen Schilderungen der eigentlichen Glasmalerei-Arbeit Luft holen, um ihn gleich darauf wieder in die gewaltige Wucht der Ereignisse zu werfen und ihn oft atemlos die Verzweiflung der Protagonisten miterleben. Die Charaktere sind so fein ausgearbeitet, dass kein einziger von ihnen untergeht. Jeder an seinem Platz bestimmt den Verlauf der Geschichte mit, niemand ist nur Kulisse oder Nebenfigur. So gibt Kirsten Schützhofer dem Buch eine eigene Dynamik. Man schafft es kaum, sich dem Verlauf der Geschichte zu entziehen und taucht nur unwillig aus dem facettenreichen Gemälde wieder auf.

Ausgereifte Sprache

Die Kapelle der Glasmaler brilliert mit einer sehr feinen, ausgereiften Sprache. Diese kommt ohne unnötige Schnörkel zurecht, ist aber auch nicht so nüchtern, dass sie den Lesefluss hemmen würde. Vielmehr hüllt sie den Leser in einen schmeichelnden Umhang und hüllt ihn ein. So wird die Autorin in der ganzen Ausgestaltung des Buches der Besonderheit der Saint Chapelle, die vor dem geistigen Auge der Leser langsam Gestalt annimmt, gerecht. Obwohl die Geschichte über weite Strecken belastend und immer wieder auch düster ist, schwingt immer ein feiner hoffnungsvoller Ton mit. Damit zeichnet die Autorin ein sehr wirklichkeitsnahes Bild der Zeit, in der solch große Bauwerke wie die Saint Chapelle entstehen konnten. Sie verhehlt dabei aber nicht, welchen Preis für die Bauten, die heute noch die Bewunderung von Millionen Menschen hervorrufen, gezahlt werden mussten. So wird weder die Epoche noch die Entstehung des Bauwerks verherrlicht.

Dramatik im Detail

Die Kapelle der Glasmaler ist ein Buch, das durch eine Dramatik im Detail besticht. Wer historische Romane bevorzugt, in denen schillernde Helden große Schlachten schlagen, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Wer sich aber dem feinen Detail öffnen mag, der wird mit diesem Roman ein Werk in Händen haben, das er nicht mehr vergessen wird. Und das - so quasi nebenbei - den unbändigen Wunsch weckt, sich persönlich von der Ausdruckskraft der Saint Chapelle in Paris bezaubern zu lassen.

 

Die Kapelle der Glasmaler

Kirsten Schützhofer, Diana

Die Kapelle der Glasmaler

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