Der Gesandte des Papstes

  • Page & Turner
  • Erschienen: Januar 2008
  • 4
  • Page & Turner, 2008, Titel: 'Der Gesandte des Papstes', Originalausgabe
Der Gesandte des Papstes
Der Gesandte des Papstes
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Katharina Lewald
751001

Histo-Couch Rezension vonJan 2008

Eine Schatzsuche in exotischen Gefilden

Morra verspricht Raoul daraufhin einen umfassenden Sündenablass, vorausgesetzt, er reist nach Palästina und überbringt dort einem Agenten des Heiligen Stuhls ein altes, vergessen geglaubtes Manuskript, die Lebensgeschichte des heiligen Antonius; das Schriftstück soll zu dessen Stab führen, dem magische Kräfte nachgesagt werden. Raoul willigt sofort ein und begibt sich auf die Reise. Schon bald findet er sich im Zentrum von Intrigen und Machtkämpfen wieder und wird von päpstlichen Handlangern und den Söldnern von Sultan an-Nasir verfolgt. Denn der Sultan fürchtet, der Papst wolle mithilfe des Antoniusstabes einen neuen Kreuzzug entfesseln. Auf seiner Flucht durch Vorderasien schließt sich Raoul der geheimnisvollen Ägypterin Jada an - und sie ist die Einzige, die ihm die Wahrheit über den wundersamen Stab offenbaren kann...

Während die Einen sich noch durch die immer gleichen, im europäischen Raum spielenden Mittelalterromane quälen, haben die Anderen längst die historischen Romane entdeckt, die in wärmeren Gefilden angesiedelt sind: in Konstantinopel, in Jerusalem... Auch Cristoph Lode hat für sein Debütwerk ";Der Gesandte des Papstes" einige exotische Schauplätze gewählt und versucht hiermit zu überzeugen.

Eine Reise durch die Welt

Als Raoul von Bazerat erfährt, dass er todkrank ist, bricht für ihn eine Welt zusammen. Ein anfänglich als harmlos eingeschätztes Lungenleiden entpuppt sich als ";karkinos", sprich: Lungenkrebs. Raoul stellt plötzlich fest, dass sein Leben bisher wenig Großes zutage förderte - weder eine eigene Familie, noch große berufliche Ehren kann er vorweisen, gilt er doch als leichtlebiger Aufreißer junger Frauen, deren Namen er auch schnell vergisst.

Schnell wird dem jungen Lebemann klar, dass er seinem Leben noch einen Sinn verleihen muss, bevor er stirbt: Er möchte eine Pilgerreise nach Rom antreten, um dort an den Gräbern der Apostel um die Vergebung seiner Sünden zu bitten. Doch aus dem frommen Vorhaben wird bald mehr, als Raoul Kardinal Morra trifft, der ihn mit einer ungewöhnlichen Aufgabe betraut: Zusammen mit dem Kaufmann Cristoforo Battiasta und dem Buchhalter Matteo Gaspare soll er sich ins Heilige Land aufmachen, um dort mit Hilfe des zweiten Teils der Vita Antonii den Stab des heiligen Antonius zu finden, der - wie später bekannt wird - angeblich
unglaubliche Heilkräfte besitzen soll. Raoul entschließt sich zu dieser großen Reise, um seinem Leben einen würdigen Abschluss zu verleihen.

In Jerusalem angekommen, wird jedoch schnell klar, dass die drei Abgesandten des Papstes nicht die Einzigen sind, die nach eben jenem Stab suchen. Auch der Sultan hat eine Söldnertruppe um den furchteinflößenden Kadar al-Munahid beauftragt, den Stab zu erlangen - natürlich bevor die Christen ihn in die Hände bekommen, fürchtet man sich doch vor einem erneuten Kreuzzug Roms. Nach und nach wird Raoul klar, auf was für ein gefährliches Vorhaben er sich eingelassen hat. Doch seit er von den angeblichen Heilkräften des Stabes weiß, will er helfen, ihn zu finden - um jeden Preis?

Für ein Debüt: ordentlich!

Obwohl ";Der Gesandte des Papstes" Christoph Lodes Debütroman ist, fallen kaum sprachliche Schnitzer oder inhaltliche Ungereimtheiten auf. Seine Sprache scheint zu den Wüstenlandschaften und Hafenstädten zu passen, in denen die Geschichte um Raoul von Bazerat angesiedelt ist.

Insbesondere Raouls Krankheit gibt diesem historischen Roman irgendwie einen einzigartigen Touch - auch wenn Lungenkrebs nun nicht gerade eine sehr kreative Art ist, jemanden in einem Buch sterben zu lassen. Trotzdem kann man so Raouls Beweggründe für diese gefährliche Reise verstehen und vor allem seinen Willen, bis zuletzt durchzuhalten. Eine Liebelei ist natürlich auch dabei, denn Raoul trifft die wunderschöne Prinzessin Jada bint-Ghassan, die ganz anders zu sein scheint, als der erste Blickkontakt vermuten lässt. Und auch der gefährliche Söldnerführer Kadar al-Munahid wird beleuchtet, seine Vergangenheit, alles Schreckliche, was er erleben musste - sodass dem Leser auch in die Seele dieses anfangs undurchsichtigen Mannes Einblick gewährt wird.

Ein Frühjahrshit?

Ein Frühjahrshit wird ";Der Gesandte des Papstes" aus unserer Sicht jedoch nicht werden - dafür fehlt einiges an Biss, Witz und Spannung. Auch der ganze Plot - die Suche nach einem uralten Relikt, das magische Kräfte haben soll, ist nicht neu, daran ändern auch die exotischen Schauplätze nichts.

Trotz allem überzeugt dieser Roman durch die stimmungsvolle Beschreibung ferner Länder und Gegenden, sowie durch die Einflechtung von Raouls Krankheit in das Geschehen, die der ganzen Story einiges an Tiefgang verleiht und zum Nachdenken anregt. Alles in allem ein Buch, das Spaß macht zu lesen - aber nicht umhaut.

Der Gesandte des Papstes

Christoph Lode, Page & Turner

Der Gesandte des Papstes

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