Jack Bannister - Herr der Karibik

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Dezember 2022
  • 2
Jack Bannister - Herr der Karibik
Jack Bannister - Herr der Karibik
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonMär 2023

Unfreiwillig zum Freibeuter geworden

Im Jahr 1681 sticht die Golden Fleece von England aus in See, um im Auftrag der Royal African Company in Westafrika Sklaven für Westindien einzusammeln. Captain Johnson ist zwar erfahren, aber nicht sehr aktiv, im Gegensatz zu seinem ersten Offizier Jack Bannister. Als die Golden Fleece von Piraten angegriffen wird, kann sich das Schiff dank des Mutes Bannisters gegen die Piraten zur Wehr setzen, und auf dem Weg zurück in die Heimat, eilt Bannister bereits der Ruf eines Teufelskerls voraus.

Wieder in England, wird ihm das Kommando über die Golden Fleece übertragen, doch er ahnt nicht, dass er dies auch den Bemühungen seiner Frau zu verdanken hat, die mehr als nur Worte für die Karriere ihres Mannes einsetzt. Als er nach weiteren Heldentaten überraschend eher zurück nach Hause kommt, wird er Zeuge von übelsten Vorgängen und schwört Rache gegenüber der Company und ihrem Chef, dem Bruder des Königs von England. Auf See überzeugt er seine Männer, ihm als Piratenkapitän zu folgen, und von nun an hat Bannister nur noch ein Ziel: Den eigenen Engländern so viel Schaden zufügen wie nur möglich.

Durch Zufall entdeckte wahre Geschichte

Durch Zufall stieß Autor Mac P. Lorne auf die Geschichte des Jack Bannister, die sich in weiten Teilen tatsächlich so zugetragen hat, wie er es in seinem Roman beschreibt. Lücken in der Überlieferung werden mit möglichst logischen alternativen Wahrheiten gefüllt, und so ist ein Abenteuerroman entstanden, der in der Nachfolge von Lornes eigenem Drake-Roman „Der Pirat“ steht und sich auch vor Seeräuber-Romanen wie von Rafael Sabatini nicht verstecken muss.

Wie Lorne selber im Nachwort mitteilt, ist von der frühen Biografie Jack Bannisters nichts überliefert, und so muss er sich selbst den Grund konstruieren, warum Bannister zum englischen Piraten gegen England wird. Da nicht viele Themen übrigbleiben, sind die Gründe entweder, Geld, Macht oder Frauen, und Lorne trifft eine in sich zwar einigermaßen fantastische, aber doch nachvollziehbare Wahl, wenngleich er im Folgenden das eine oder andere Mal zu häufig darauf herumreitet, dass man als Leser fast genervt weiterblättert.

Ein junger Pirat auf Rachefeldzug

Doch Lorne bekommt die Kurve und hat mit seiner Version des Jack Bannister einen frischen, jungen Piraten erschaffen, der fast zu gut ist, um wahr zu sein, aber wenn die Überlieferung es so hergibt, soll es eben so sein. Jack ist jung und versucht immer, es allen recht zu machen und die Mannschaft auf seine Seite zu ziehen, was durch seine Art und Weise auch schnell und dauerhaft gelingt. Er kennt sich aus in der Führung eines Schiffes wie der Golden Fleece und macht sich schnell einen Namen, da er sich erfolgreich aus nahezu aussichtslosen Situationen auf See im wahrsten Sinne des Wortes „herausmanövrieren“ kann. Der Erfolg gibt ihm recht und macht ihn bei seinen Männern so beliebt, dass sie in der Karibik sogar eine Insel nach ihm benennen.

Bannisters Gegenspieler sind neben denen auf See vor allem sein Vorgesetzter in London, Nicholas Crispe, Geschäftsführer der Royal African Company, und James Stewart, Duke of York, Schirmherr der Royal African Company und zudem Bruder des Königs. Diese beiden Herren ziehen den Zorn Bannisters auf sich und werden auch nicht eben sympathisch dargestellt. Lorne gelingt es aber hervorragend, ihre Selbstverständlichkeit als sie selbst und ihrer Rechte treffend darzustellen. Überhaupt kennt sich der Autor in den Gesetzen und deren Handhabung aus. Er hat intensiv recherchiert, was sich vor allem in seinem Gebrauch nautischer Begriffe zeigt, gerade wenn es auf See hoch hergeht. Der Mann weiß, wovon er spricht.

Lust auf Karibik

Die Beschreibungen auf See und die an Land sind so gelungen, dass man sich selbst an den weißen Sandstränden von Hispaniola wähnt. Man merkt den Beschreibungen an, dass der Autor selbst vor Ort gewesen ist, und seiner Sprache entnimmt man auch den Spaß an seinen Beschreibungen, er genießt das selbst gewählte Thema und muss sich selber bremsen, nicht ausschweifender zu werden.

Das Buch ist aus einem Guss geschrieben und kann flüssig durchgelesen werden, einzig am Anfang stottert der Motor noch etwas, eher er dann aber richtig in Fahrt kommt. Zwei Karten von der Karibik und der afrikanischen Küste umrahmen den 612seitigen Roman aus dem Hause Knaur, der neben einem Personenregister noch eine Zeichnung mit den Bezeichnungen der Segel und am Ende ein aufschlussreiches Nachwort, ein Glossar und eine Bibliografie enthält – alles, was sich das Herz von Freunden historischer, gut recherchierter Romane nur wünschen kann. Bereits das gelungene Cover macht Lust auf den Roman, der dem Leser zudem geschichtliches Wissen um das England der 1660er Jahre vermittelt.

Fazit

Mac P. Lorne ist ein launiger Abenteuerroman gelungen, der den Leser in die hohe Zeit der Piraten in der Karibik holt und zudem die Zeit um König Charles II. und dessen Politik mit Leichtigkeit erklärt. Der Roman ist flüssig zu lesen und bietet neben einem Rachefeldzug auf See viel Leben an Bord, mit all seinen Traditionen und Pflichten. Dieser Roman sollte in keinem Bücherregal fehlen.

Jack Bannister - Herr der Karibik

Mac P. Lorne, Droemer-Knaur

Jack Bannister - Herr der Karibik

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