Der Weg nach Treveris

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  • Erschienen: Januar 2016
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  • , 2016, Titel: 'Hasgers Hunde 1: Der Weg nach Treveris', Originalausgabe
Der Weg nach Treveris
Der Weg nach Treveris
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Jörg Kijanski
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Histo-Couch Rezension vonJun 2017

Über das Söldnerhandwerk im frühen Mittelalter 

503 n. Chr. Ein Dorf in Nordhessen wird überfallen. Es gibt Tote, darunter den Schmied Ulfwin, dessen Frau Thurudhild ihren Mann fürchterlich rächt. Dies bleibt der zu Hilfe gekommenen Söldnertruppe und deren Anführer Hasger nicht verborgen. Für Thurudhild stellt sich hingegen die Frage wie es nun mit ihr weitergehen soll, denn in ihrem Dorf ist sie eine Außenseiterin. Regin, einer von Hasgers Kämpfern, macht sich dafür stark, Thurudhild vorübergehend in die Truppe aufzunehmen. Gemeinsam wollen sie nach Treveris (Trier) ziehen, wo Thurudhild ein neues Leben beginnen kann. Auf der beschwerlichen Reise lernt Thurudhild das Söldnerhandwerk und die acht Männer, die sich Hasgers Hunde nennen, näher kennen. Teils deutlich näher als ihr lieb ist, denn wenn die Söldner in Kämpfe verwickelt werden, mutieren sie zu blutrünstigen Bestien. Mord ist ihr Handwerk, die anschließende Schändung von Frauen Bestandteil ihres Rituals.

 

"Söldner töteten nicht nur, weil es ihr Beruf war; einige von ihnen waren selbst an den Maßstäben ihrer rauen, wilden Zeit gemessen - irre Mörder. Zum ersten Mal fragte Thurudhild sich, ob die Entscheidung zu dieser Reise nicht die größte Dummheit ihres Lebens gewesen war."

 

Als Thurudhild in Treveris ankommt, wird sie dort in den Küchendienst von Guntram, einem einflussreichem Geschäftsmann, der sich auch der Dienste von Hasgers Hunden bei Problemen bedient, aufgenommen. Doch hier gibt es nicht nur schwere Arbeit, es wird auch erwartet, dass sich Thurudhild wie eine Frau benimmt...

Gelungener Auftakt der Hasger-Trilogie

Der Weg nach Treveris ist der Auftakt der Trilogie Hasgers Hunde, denen die Bände Die Söldner von Treveris und Die Kriegerin folgen. So wird bereits durch die Titelwahl klar, dass Thurudhild keineswegs auf Dauer ihre Arbeit am Herd verrichten und das weibische Geschwätz der jungen, noch unerfahrenen Küchenmägde ertragen wird. Annette Imort geht in ihrer Trilogie viel mehr der Frage nach, ob und wie man das Töten als Beruf lernen kann und wie im frühen Mittelalter eine Frau hierbei hätte bestehen können. Ein interessanter Ansatz, denn dass es weibliche Krieger beziehungsweise Söldner zu jener Zeit gab dürfte eher unwahrscheinlich sein. Dennoch ist das Gedankenspiel gut umgesetzt worden. Im Anhang erläutert die Autorin zudem, wo die Grenzen zwischen historischem Wissen und eigenen Interpretationen verlaufen.

Thurudhild ist um die dreißig Jahre alt und hat bis zum Tod ihres Mannes kaum etwas von der Welt gesehen. Der Glaube gilt Wotan, Donar und Freyr, die Toten landen im Walhalla. Was für eine unglaubliche Erfahrung ist es für die Protagonistin als sie erstmals Ansiedlungen aus Steinhäusern geschweige denn später Treveris zu sehen bekommt. Der römische Einfluss ist unübersehbar, wenngleich die Römer längst nicht mehr vor Ort sind. Rund 50.000 romanisierte Franken beherrschen das Stadtbild, in dem es auch sonst viel zu entdecken gibt. Neben dem christlichen Glauben vor allem unbekannte römische Speisen wie Schnecken, welche als Delikatesse gelten.

Doch bis Treveris ist es zunächst ein weiter Weg und auf diesem lernt Thurudhild ihre Begleiter näher kennen. Nicht jeder von ihnen ist von der Begleitung einer Frau begeistert, schließlich kann sie nicht kämpfen und macht somit die Gruppe angreifbar. Thurudhild ist hingegen wild entschlossen und nimmt die harten Übungen mit dem Holzschwert auf sich, wenngleich sie dadurch unzählige Blessuren erleidet. Aufgeben hingegen ist für sie ein Fremdwort, doch das Söldnerleben ist hart. Einen Menschen im Nahkampf ohne Skrupel zu töten, ist für Hasgers Hunde eine Selbstverständlichkeit, ebenso wie spätere Vergewaltigungen im Siegesrausch.

 

"Das ist Krieg. Wir können uns lange was von Ruhm und Ehre erzählen lassen, aber am Ende ist es immer nur Blut, Schmerz und Tod. So ist die Welt, und wir können sie nicht ändern. Und wenn du einmal in so einer Schlacht dabei warst, verstehst du auch, warum Menschen danach nur noch den Trieben gehorchen. Morgen sind die Jungs wieder normal und die nettesten Kerle, die du dir vorstellen kannst, aber heute solltest du ihnen aus dem Weg gehen."

 

Packend und spannend wird die Zeit des frühen Mittelalters zum Leben erweckt. Der Roman ist kurzweilig und (leider) mühelos an einem Tag zu bewältigen. So bleibt die Frage, ob man die Trilogie mit ihren insgesamt rund 620 Seiten nicht besser in einem Band hätte auf den Markt bringen sollen? 

Der Weg nach Treveris

Annette Imort, -

Der Weg nach Treveris

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